Newsletter kija Sbg 12/15
Liebe FreundInnen der kija Salzburg, sehr geehrte Damen und Herren,
2015 war ein Jahr, das uns alle vor große Herausforderungen gestellt hat, gerade auch aus kinderrechtlicher Sicht. Kinder trifft es besonders hart, wenn Kriege und Gewalt Landstriche verwüsten und Menschen in die Flucht zwingen. In Österreich und auch in Salzburg werden Minderjährige, bis sie in einem Grundversorgungsquartier des Landes aufgenommen werden, in Massenquartieren untergebracht - ein untragbarer Zustand, wie es ihn hier noch nicht gab!
ABER 2015 war auch ein Jahr, in dem wir von IHNEN unglaublich viel Unterstützung erfuhren. Und mit diesem starken Rückhalt konnten wir viel bewegen und werden noch mehr erreichen. Dafür möchten wir uns bei Ihnen bedanken und Ihnen versichern: Ihr Einsatz macht den Unterschied!
Ihnen und Ihren Lieben einen besinnlichen und erholsamen Jahresausklang!
Übersicht
Schwerpunkt "Flucht & Ankommen"
- Das waren die Kinderrechte Filmtage
- open.heart sucht wieder PatInnen
- 15 Jahre Bank Austria Jugendforschungsstipendium
- Massive Kinderrechtsverletzung durch neues Asylgesetz
Sonstige Neuigkeiten
Schwerpunkt "Flucht & Ankommen"
Das waren die Kinderrechte Filmtage
Von 23. bis 26. November 2015 fanden in Salzburg die ersten Salzburger Kinderrechte Filmtage statt. Vier Tage lang ging es um „Flucht und Ankommen“ und das Recht von Kindern, auf und nach der Flucht besonders geschützt zu werden. 750 ZuseherInnen kamen, um mehr zu diesem Thema zu erfahren. Die SchülerInnen aus den verschiedensten Schultypen folgten den Filmen sehr aufmerksam und waren sichtlich betroffen. Manche nutzten die Gelegenheit, nach dem Film mit Ahmad, einem jungen Flüchtling aus Afghanistan, ins Gespräch zu kommen. Dem Veranstaltungsteam war es ein großes Anliegen, Verständnis für die schwierige Situation von Flüchtlingskindern zu schaffen.
Es ist so wenig, was uns trennt, und so Vieles, das uns verbindet!
Bericht, Bücherliste zum Thema
open.heart sucht wieder PatInnen
Wir freuen uns sehr, dass Ende November die dritte Gruppe ihre Ausbildung zum/zur open.heart-PatIn in der kija Salzburg abschließen konnte. Bis Weihnachten werden jetzt noch circa zwanzig Patenschaften an unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vermittelt. Wir wünschen allen frisch gebackenen PatInnen einen guten Start in diese schöne und verantwortungsvolle Aufgabe.
Interessierte für die Ausbildung im Frühling 2016 können sich ab sofort in der kija Salzburg melden. Es steht auch schon ein Termin für den ersten Infoabend fest.
Wann: Di 26. Jänner 2015, 18.00 Uhr
Wo: kija Salzburg, Gstättengasse 10, 5020 Salzburg
15 Jahre Bank Austria Jugendforschungsstipendium
Seit dem Jahr 2000 vergeben die Bank Austria und die Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg gemeinsam das Kinder- und Jugendforschungsstipendium. Es soll die wissenschaftliche Evaluation von kinder- und jugendrelevanten Fragen fördern. In diesem Jahr erhalten die Erziehungswissenschafterinnen Doris Reithmaier, Hila Kakar, Maria Amancay Jenny und Kübra Çağlar das Stipendium. Gemeinsam mit Assistenzprofessor Eberhard Raithelhuber erforschen sie die Auswirkungen des Patenschaftsprojektes open.heart auf die Jugendlichen. Für die kija Salzburg ist die Evaluation im Sinne der Qualitätssicherung sehr wichtig. Angesichts der wachsenden Zahl an unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Salzburg ist es notwendig, das Pilotprojekt künftig auf breitere Beine zu stellen. Dafür braucht es aber noch zusätzliche Ressourcen und die Unterstützung der Politik. Vor dem Ausbau aber muss die Wirkung analysiert werden. Die kija Salzburg freut sich, dass das ehrgeizige Vorhaben von Professor Raithelhuber und seinem Team durch die Bank Austria eine Startfinanzierung bekommt. Insbesondere für das Dolmetschen und Transkribieren der muttersprachlich geführten Interviews fallen erhöhte Kosten an. Weitere Gelder zur Finanzierung der Evaluation und des Projektes an sich sind noch notwendig.
Massive Kinderrechtsverletzung durch neues Asylgesetz
Das Netzwerk Kinderrechte Österreich, dem die KIJAS angehören, kritisiert den aktuellen Gesetzesentwurf zur Verschärfung des Asylgesetzes. Dieser Entwurf führt zu einer massiven Verschlechterung der Situation von minderjährigen Flüchtlingen in Österreich, missachtet eine ganze Reihe von kinderrechtlichen Verpflichtungen und den Grundsatz, dass das Kindeswohl immer vorrangig zu behandeln ist. Besonders zynisch mutet das Vorhaben an, Minderjährigen ihr Recht auf Familienzusammenführung abzusprechen bzw. erst nach drei Jahren Wartezeit zu gewähren. Real gelingt schon jetzt nur bei einem von zehn Minderjährigen eine Familienzusammenführung. Die Gesetzesveränderung wird dazu führen, dass noch jüngere Kinder die gefährliche Flucht nach Europa auf sich nehmen werden. Der Tod vieler dieser Kinder wird mit dem Gesetz in Kauf genommen.
Wenn schon die moralische Verpflichtung diesem Gesetzgeber egal ist, so sollte ihn doch wenigsten die Kostenfrage zum Einlenken bringen. Studien belegen, dass sich die Anwesenheit der Familie positiv auf die Bewältigung der Traumata der Jugendlichen und ihren Integrationsfortschritt auswirkt. Zudem könnten die Jugendlichen dann mit ihren Familien zusammenleben, was dem Staat wesentlich billiger kommt als eine betreute Fremdunterbringung. Die Ausdehnung der Wartefrist für die Familienzusammenführung kann also nur als eine kurzsichtige und populistische Maßnahme wahrgenommen werden, deren Folgen sehr gefährlich sind. Denn entwurzelte Jugendliche ohne Halt in der Gesellschaft sind "gefundenes Fressen" für radikale Gruppen.
Sonstige Neuigkeiten
Der Neue in der kija Salzburg
Seit 01. Dezember hat die kija Salzburg einen neuen Mitarbeiter und er heißt Hermann Lasselsberger. Hermann ist langjähriger Diplomsozialarbeiter und reich an Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Nach seiner Einarbeitungszeit in der kija Salzburg wird er in erster Linie als externe Vertrauensperson für Kinder und Jugendliche tätig sein, die außerhalb der Familie aufwachsen.
Durch das im Vorjahr beschlossene Salzburger Kinder- und Jugendhilfegesetz hat die kija Salzburg zu ihren bisherigen Aufgabe die der kinderanwaltlichen Vertrauensperson für fremduntergebrachte Kinder und Jugendliche hinzubekommen. Um dieses neue Feld in guter Qualität abdecken zu können, war eine personelle Aufstockung notwendig - und Landesrat Schellhorn und sein Ressort haben Wort gehalten. Danke dafür! Wir freuen uns über die neue und wichtige Aufgabe und über unseren neuen Kollegen.
Herzlich willkommen im Team der kija Salzburg, Hermann!
Kinder in Fremdunterbringung
Am 19. November fand in Salzburg eine KIJA-interne Fortbildung mit Familientherapeutin Irmela Wiemann zum Thema Fremdunterbringung, Besuchskontakt und Rückführung statt. Insgesamt nahmen 23 KIJA-MitarbeiterInnen aus allen Bundesländern teil. Ein wesentlicher Teil der Fortbildung war es, anhand von Beispielen aus der Praxis Lösungen zu finden. So unterschiedlich die Fälle auch sind, so ähnlich sind die Punkte, an denen es oft hakt:
- Viel zu wenig Beachtung findet nach wie vor die Elternabend. Sie ist essentiell wichtig, damit sich ein Kind nach einer Abnahme in der WG oder in der Pflegefamilie einleben kann. Nur wenn die Herkunftsfamilie trotz der eigenen Trauer dem Kind "erlaubt", sich in der neuen Umgebung wohlzufühlen, kann das auch gelingen.
- Neue Bindungen gelingen am besten dann, wenn alte Bindungen nicht einfach gekappt werden, sondern fortgeführt werden können. Die teilweise immer noch praktizierte mehrwöchige Kontaktsperre zur Herkunftsfamilie nach einer Abnahme widerspricht aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Kindeswohl.
- Stichwort Traumapädagogik: Gerade bei traumatisierten Kindern ist es wichtig, dass sie sich angenommen fühlen. Daher sollten sie auch bei Regelverstößen nicht sanktioniert werden, vielmehr muss einfühlsam nach dem Grund für den Verstoß gesucht werden.
- Wenn Säuglinge und Kleinstkinder länger als ein Jahr fremduntergebracht waren, ist im Allgemeinen eine Rückführung nicht mehr zielführend. Das Kind soll dauerhaft bei der Pflegefamilie bleiben können.
- Die Entscheidung, ob die Fremdunterbringung eine vorübergehende oder eine auf Dauer ist, sollte bei allen Kindern und Jugendlichen nach genauer Prüfung bestimmten Kriterien möglichst bald klar getroffen werden. Aber auch bei dauerhafter Fremdunterbringung ist professionelle Elternarbeit notwendig.
Einige der genannten Punkte finden sich ansatzweise schon im Kinder- und Jugendhilfegesetz wieder, sie alle müssen aber noch viel stärker in die Praxis Einzug halten.
Mehr Infos zur Referentin: Irmela Wiemann
Familienrat - wenn die Familie hinkt
Anfang November wurde im Zuge eines Netzwerktreffens an der FH in Puch das Konzept des Familienrats vorgestellt. Die Idee stammt aus Neuseeland, wo sie - inspiriert von den Maori - als Kritik am Jugendhilfegesetz entwickelt wurde. Der Familienrat soll die Familie darin bestärken, eine schwierige Situation gemeinsam zu meistern. Erkrankt in einer Familie beispielsweise ein Elternteil schwer, wirkt sich das auf die Kinder aus. Die Kinder- und Jugendhilfe kann dann als eine mögliche Maßnahme eine/n ModeratorIn mit der Einberufung und Vorbereitung des "Familienrats" beauftragen. An diesem Rat nehmen alle teil, die Stützen für die Kinder der Familie sein können, das kann die Nachbarin sein, der Fußballtrainer, die beste Freundin der Mutter etc. Nun versucht der Rat in der sogenannten "Family Only"-Phase die Aufgaben, die der erkrankte Elternteil nicht mehr schafft, auf die anderen TeilnehmerInnen aufzuteilen, sodass die Kinder nicht aus dem Netz fallen. Dieser Plan wird dann dem/der ModeratorIn übermittelt. Die Einhaltung wird von der Kinder - und Jugendhilfe überprüft. Im Idealfall kann so die Familie gestärkt werden und von Maßnahmen wie Kindesabnahme etc. abgesehen werden.
Die kija Salzburg freut sich über die Offenheit der Salzburger Kinder- und Jugendhilfe gegenüber dem Konzept. Aus ihrer Sicht könnte die Rolle der kija Salzburg bei den Ratssitzungen an der Seite des Kindes sein, ähnlich der Funktion des Kinderbeistandes.
Kindergartengruppen fahren gratis
Der Salzburger Verkehrsverbund hat zwei kinderfreundliche Tarifmaßnahmen umgesetzt. Ab sofort fahren alle Gruppen von Kindergartenkindern im Bundesland Salzburg mit Bus und Bahn gratis. Dabei gilt, dass für zehn Kindergarten immer zwei Begleitpersonen kostenlos mitfahren dürfen.
Ausgezeichnete Kinderrechte-Trickfilme
Nach dem erfolgreichen letztjährigen Kinderrechte-Spot-Wettbewerb anlässlich 25 Jahre Kinderrechtskonvention fand heuer unter dem Motto “FEELING GOOD – FEELIN‘ BAD“ ein Animations- und Trickfilmwettbewerb statt. Und wieder sind unglaublich tolle und kreative Arbeiten eingereicht worden. Familienministerin Karmasin überreichte am 20. November, dem Internationalen Tag der Kinderrechte, die Preise an die GewinnerInnen. Hier finden Sie sind die besten Clips: Ausgezeichnete Videoclips
Wir wünschen Ihnen eine ruhige Vorweihnachtszeit mit genug Zeit für Ihre Lieben und schöne Festtage. Laufende Infos rund um die kija Salzburg erhalten Sie auch auf: www.facebook.com/kijasalzburg
05 7599 729
kids-line: 0800 234 123 (13:00 – 21:00 Uhr)