Newsletter kija Sbg 12/14
Liebe FreundInnen der kija Salzburg, sehr geehrte Damen und Herren,
der November steht jedes Jahr ganz im Zeichen der Kinderrechte. Dieses Jahr ging es aufgrund des 25-Jahre-Jubiläums aber besonders rund! Vom Kinderrechtspreis bis zur parlamentarischen Kinderrechteenquete, von der Gewaltstudie bis zur Videospotverleihung war alles dabei. Durch die vielen unterschiedlichen Veranstaltungen und die ambitionierte mediale Berichterstattung konnten sicherlich viele Menschen erneut für die Kinderrechte sensibilisiert werden. Das freut uns sehr. Danke an alle, die mit uns dieses Kinderrechtemonat gestaltet haben.
Übersicht
- Kinderrechtspreis: Wer hat gewonnen?
- Kinder im Parlament
- Gewalt endet, wo das Gespräch beginnt
- Gesetz: Kein Ausschluss von Flüchtlingskindern
- Intersex: Die Norm dem Kind anpassen, nicht umgekehrt
- Ihre Hilfe zu Weihnachten
Kurz gemeldet
Kinderrechtspreis: Wer hat gewonnen?
Zum fünften Mal vergaben akzente Salzburg, der Verein Spektrum und die kija Salzburg heuer den Salzburger Kinderrechtspreis. Der Preis wurde in mehrerern Kategorien vergeben:
In der Kategorie „Institutionen“ ging der 1. Preis an die Justizwacheanstalt Salzburg für ihr Projekt „Besuchskontakte von Kindern bei ihren inhaftierten Eltern“. Kinder und Jugendliche, deren Elternteil sich in Strafhaft befindet, bekommen die Möglichkeit, diesen Elternteil außerhalb des Gefängnisses und ohne trennende Scheibe zu besuchen.
In der Kategorie „Schulklassen“ gewann das Peermediatonsteam des BORG Radstadt mit dem Projekt „Peermediation crossover“. Um die Idee des Konfliktlösens zu verbreiten, gestalteten sie zwei Unterrichtseinheiten in der Hauptschule Radstadt zum Thema Konflikt und Mediation. Als Folge starteten die HauptschülerInnen eine eigene Peermediationsausbildung.
Bei den Einzelpersonen ging der 1. Preis an das somalische Mädchen Hodan Hashi für ihr Engagement. Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen hilft sie Flüchtlingskindern, den Alltag und Schuleinstieg in Österreich zu bewältigen. Sie hilft bei den Hausübungen und beim Deutschlernen und begleitet Mütter als Dolmetscherin zum Elternsprechtag.
Weitere Preise gingen an den Verein JOJO – Kindheit im Schatten mit dem Projekt „Willkommen im Leben – Hilfe für Babys und ihre psychisch erkrankten Mütter“, das JUZ Grödig mit "Generationen lernen" und die Kindernachrichten „KiZnewZ – Wir und die Welt“ der Radiofabrik.
Presseaussendung
Kinder im Parlament
Zum 25. Geburtstag der Kinderrechte fand im Nationalrat am 10. November eine Kinderrechteenquete statt. Neben zahlreichen ExpertInnen standen auch 25 Jugendliche auf der RednerInnenliste. Es war das erste Mal (!) in der Geschichte des österreichischen Parlaments, dass hier Jugendliche direkt zu Wort kamen.
Die Jugendlichen kamen aus ganz Österreich und deckten ein weites Spektrum an Themenbereichen ab. Unter ihnen waren unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Jugendliche mit Behinderung, Lehrlinge, GymnasiastInnen, Jugendliche vom Land und aus der Stadt. In Anlehnung an die Forderung nach mehr Sport in der Schule begannen sie ihren Vortrag mit ein paar Lockerungsübungen und brachten die ParlamentarierInnen zum Springen und zum Lachen. Dann ging es aber mit ernsten Themen weiter. Ein Jugendlicher bedankte sich, dass er - geflohen aus einem Kriegsgebiet dieser Welt - in Österreich Schutz gefunden hatte. Doch er konnte nicht verstehen, warum er nicht arbeiten durfte. Kurz, präzise und eindringlich brachten die Jugendlichen ihre Forderungen auf den Punkt.
Zweifelsohne, die Jugendlichen ExpertInnen taten dem Parlament gut. Künftig soll es regelmäßig so einen Kinder- und Jugendausschuss geben, dazu bekannten sich alle Fraktionen. Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt, die ein Impulsreferat gehalten hatte, hörte der jugendlichen Kollegenschaft jedenfalls aufmerksam zu und verfasste, ausgehend von ihren Anliegen, ein Schreiben mit 25 Forderungen:
Gewalt endet, wo das Gespräch beginnt
Kinder, auf deren Armen Zigaretten ausgedrückt werden, Kinder mit schweren Verbrennungen, Kinder mit Knochenbrüchen - so was kommt doch praktisch nicht mehr vor!
Weil viele Menschen es nicht glauben können, welchen Gewaltformen Kinder ausgesetzt sind, haben das Kinderschutzzentrum und die kija Salzburg anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Gewaltverbots in der Erziehung eine Studie zum Erziehungsverhalten der SalzburgerInnen in Auftrag gegeben:
Zum Glück sind 25 Jahre Gewaltverbot in der Erziehung an den SalzburgerInnen nicht spurlos vorüber gegangen. Fast alle Befragten stufen schwere Gewalt als verboten ein, bei leichteren Formen der Gewalt ist das Bild schon weniger eindeutig. Alarmierend auch, dass Demütigungen und Beschimpfungen überwiegend nicht als Gewalt erkannt werden. Obwohl sich 97 Prozent für das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung aussprechen, hat jede/r Dritte/r Verständnis dafür, dass „einem einmal die Hand ausrutscht". Erschreckend auch, dass letztlich 39 Prozent der Befragten finden, "was in der Familie passiert, geht niemanden was an".
Genau das ist aber der große Irrtum. Das Kinderrecht auf Schutz vor Gewalt ist in der Verfassung verankert, Gewalt niemals Privatsache. Dass hier im Sinne der Prävention noch viel Aufklärungsbedarf herrscht, ist evident.
Auch österreichweit gaben die KIJAS gemeinsam mit dem Familienministerium eine Studie zum Thema Gewalt in Auftrag. 1000 Personen wurden befragt, die Ergebnisse mit den Zahlen aus dem Jahr 1977 (Hans Czermark: Die gesunde Ohrfeige macht krank) verglichen: Ö-Studie
Gesetz: Kein Ausschluss von Flüchtlingskindern
Im Frühling 2015 soll es nun endlich kommen, das Landes-Kinder- und Jugendhilfegesetz (L-KJHG) mit zahlreichen Verbesserungen für Kinder, die nicht bzw. nur mit Hilfe bei ihren Familien großwerden können. Mitte November endete die Begutachtungsfrist, 34 Stellungnahmen gingen ein. Nach Ansicht der kija Salzburg beinhaltet der Entwurf viele Verbesserungen, dazu zählen beispielsweise die Gefährdungsabklärung im Vier-Augen-Prinzip, die verpflichtende HelferInnenkonferenz zur Verhinderung weiterer (Beziehungs-)Abbrüche, die Schaffung einer Grundlage für Frühe Hilfen, die Verankerung der externen Vertrauensperson, die Betonung der Wichtigkeit der Elternarbeit sowie die verstärkten Partizipationsrechte junger Menschen durch Einführung eines Kinder- und Jugendhilferates.
Aber es gibt auch Kritik am Gesetz. Ein wesentlicher Punkt betrifft den im Entwurf enthaltenen dezidirten Ausschluss der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UmF) von den Leistungen. Dies widerspricht dem Gleichheitsgrundsatz und zahlreichen Gesetzen, z. B. auch dem Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetz und dem Bundesverfassungsgesetz. Salzburg wäre damit dsa einzige Bundesland gewesen, in dem umF explizit ausgeschlossen wären. Aufgrund des breiten Protestes lenkte die Politik aber ein und sucht jetzt nach einer Möglichkeit, die Flüchtlingskinder doch noch zu berücksichtigen.
Richtigstellen möchten wir an dieser Stelle die vom ORF unter der reißerischen Schlagzeile "Kinderanwaltschaft will Land klagen" kolportierte Berichterstattung: Klar ist, dass die legistische Diskriminierung von umF aus kinderrechtlicher Sicht inakzeptabel ist. Jedoch besteht zwischen der Einleitung eines Gesetzesprüfungsverfahrens beim Verfassungsgerichtshof und einer Klage gegen das Land Salzburg ein juristischer Unterschied. Darüber hinaus kann die Benachteiligung der umF nur bundesweit gelös werden. Die Diskriminierung wurzelt nämlich in den unterschiedlichen Zuständigkeiten (Stichwort Bundes- bzw. Länderkompetenz) und den viel zu niedrigen Grundversorgungssätzen, die der Bund seit 2004 nicht erhöht hat.
Intersex: die Norm dem Kind anpassen, nicht umgekehrt
Am 8. November war Intersex Solidarity Day. Zu diesem Anlass haben die KIJAS Österreich ein Intersex-Positionspapier veröffentlicht, um den Anliegen der Betroffenen mehr Nachdruck zu verleihen. In dem Schreiben fordern die KIJAS, Intersexualität nicht länger als Krankheit zu klassifizieren und die folgenreichen Geschlechtsanpassungen im Baby- oder Kleinkindalter abzuschaffen. Im Sinne der Kinderrechte darf die Identität und Unversehrtheit der Kinder nicht einer bipolaren Norm zum Opfer fallen. Neben der Streichung der Intersexualität aus dem Krankheitsregister der WHO geht es u. a. um Aufklärung und Sensibilisierung, beispielsweise durch die Integration von Intersexualität im Lehrplan, sowie den Aufbau von Beratungs- und Selbsthilfegruppen für Betroffene und deren Familien.
Es gibt viel mehr als rosa und hellblau - die Welt ist bunt!
Ihre Hilfe zu Weihnachten
Weihnachten, so heißt es, sei das Fest der Kinder. Es ist die Zeit, wo Wünsche in Erfüllung gehen. Doch so sieht es nicht in allen Familien aus. Viele Kinder bleiben ohne Geschenke, weil sich das finanziell nicht ausgeht. In den letzten Wochen haben sich immer wieder Menschen bei uns gemeldet, die von Armut betroffene Familien mit einer Spende unterstützen wollen. Das hat uns sehr berührt. Allein im Rahmen der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" wurden 290 Packerl in der kija Salzburg abgegeben.
Wir sind jedoch keine Spendenorganisation und können nur versuchen, im jeweiligen Einzelfall die Mittel für eine Anschaffung zu organisieren. Falls Sie jedoch spenden wollen, so können Sie das z. B. beim Verein zur Förderung der Kinderrechte tun. Dieser arbeitet eng mit der kija Salzburg zusammen und übernimmt immer wieder Kosten: von der nicht bezahlbaren Winterjacke bis zum unleistbaren Schikurs. Ihre Spende kommt direkt und 1 : 1 bei den betroffenen Kindern bzw. Familien zu Gute.
Bankdaten:
Verein zur Förderung der Kinderrechte
IBAN: AT79 3500000000020909
BIC: RVSAAT2S
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Buchtipp: Wahid will bleiben
Der 14-jährige Wahid aus Afghanistan hat sich bis nach Österreich durchgeschlagen. Im Flüchtlingsheim fühlt er sich einsam. Wahid hatte niemanden, keine Eltern, keine Geschwister, keine Tante, keine Onkel. Das ändert sich, als er seine Wochenenden bei einer österreichischen Patenfamilie verbringt.
Das Kinderbuch "Wahid will bleiben" von Franz-Joseph Huainigg, Behindertensprecher der ÖVP, und Jugendbuchautorin Inge Fasan erzählt einfühlsam vom Ankommen in einem fremden Land (Profil Nr. 42/2014, S 15).
"Wahid will bleiben" ist insbesondere eine Empfehlung für all jene, die überlegen, im Rahmen der Projektes MutMachen eine Patenschaft für ein Flüchtlingskind zu übernehmen.
Preis: 18 Euro
Wir möchten uns bei Ihnen ganz herzlich für Ihre Unterstützung und Ihr kinderrechtliches Engagement bedanken. Lassen Sie dieses Jahr der Kinderrechte stressfrei ausklingen. Eine schöne Weihnachtszeit wünscht Ihnen Ihre kija Salzburg. Laufende Infos rund um die kija Salzburg erhalten Sie auch auf: www.facebook.com/kijasalzburg
05 7599 729
kids-line: 0800 234 123 (13:00 – 21:00 Uhr)