2012 startete die kija Salzburg in drei Salzburger Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche ihr Pilotprojekt zur kinderanwaltlichen Vertrauensperson. In Zweierteams besucht sie seither die Kinder und Jugendlichen, die außerhalb der Familie großwerden, und nimmt vor allem eines mit – ein offenes Ohr. Denn Fragen haben die WG-Kinder viele. Fragen, wie sie alle Heranwachsenden haben, also zu Liebe, Sexualität und Problemen in der Schule, aber auch spezifische Fragen zu ihrer Situation des Aufwachsens, z. B. wenn sie in einen Loyalitätskonflikt zwischen Herkunftsfamilie, Jugendhilfe und Betreuungseinrichtung geraten. In diesem Fall sind die kinderanwaltlichen Vertrauenspersonen für sie da.
Bank Austria fördert wissenschaftliche Begleitung
Der kija Salzburg ist es wichtig, die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt wissenschaftlich zu analysieren, um nach Ende der Projektphase einen fundierten Gesetzesvorschlag an die Politik herantragen zu können. Gemeinsam mit der Bank Austria schrieb sie deshalb ein Forschungsstipendium zur Evaluation des Pilotprojektes aus, das Erziehungswissenschaftlerin Miriam Heiderer und Soziologin Katrin Roßmann zu Jahresbeginn erhielten.
„Wir sind besonders stolz, gemeinsam mit der kija Salzburg, das Kinder- und Jugendforschungsstipendium an zwei außergewöhnliche WissenschaftlerInnen für ihre Forschungstätigkeiten rund um das Projekt der kinderanwaltlichen Vertrauensperson vergeben zu dürfen“, freut sich Rosemarie Kerencic, Bank Austria Landesdirektorin für Privatkunden in Salzburg. Die Bank Austria ist einer der führenden privaten Förderer von Kultur- und Sozialprojekten in Österreich. Die Verleihung des Bank Austria Sozialpreises, der auch regional in Salzburg vergeben wird, stellt dies neben vielen anderen Projekten eindrucksvoll unter Beweis.
Die Vertrauensperson ist „cool“
Zu Jahresende legten die beiden Jungwissenschaftlerinnen erste Ergebnisse aus ihrer Forschung vor und erhielten von der Bank Austria die zweite Rate von je 750,- Euro Forschungsgeld. Eindeutig feststellen ließ sich, dass sich die WG-Kinder eine Fortführung des Projektes wünschen, manche schlugen sogar einen häufigeren Kontakt zur Vertrauensperson vor. Sie bewerteten das Projekt mit den Adjektiven cool, super und okay! Auch die BetreuerInnen der Pilot-WGs zeigten sich überzeugt und würden es anderen Einrichtungen weiterempfehlen.
kija will Gesetzesgrundlage
Die Voraussetzungen für die kija Salzburg sind nicht schlecht, um nach der Projektphase weiterhin für WG-Kinder Ansprechperson sein zu können – und das flächendeckend -, denn im Regierungsübereinkommen der schwarz-grün-gelben Landesregierung heißt es: "Das Projekt einer kinderanwaltlichen Vertrauensperson für fremduntergebrachte Kinder/Jugendliche wird unter der Voraussetzung einer positiven Evaluierung in einen Dauerbetrieb überführt." Die kija Salzburg ist mit Soziallandesrat Schellhorn über die weiteren Schritte im Gespräch. Die nächste Etappe ist das Landes Kinder- und Jugendhilfegesetz, das mit 1. Mai 2014 in Kraft treten wird. Darin muss der Zugang der kija Salzburg in die WGs legistisch festgeschrieben werden. Aber auch darüber hinaus erwartet sich Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt vor allem personelle Vorkehrungen:
„Es ist einfach zu viel geschehen und die Argumente wiegen zu schwer, als dass unsere Forderung nach einer Vertrauensperson für Kinder und Jugendliche ignoriert werden könnte.“