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Erstmals Pflegegeld für Flüchtlingskind

In Salzburg sind nicht alle Kinder gleich. Flüchtlingskinder werden strukturell benachteiligt. Spricht man von den Kosten, sind sie dem Land gerade einmal ein Drittel von dem Wert, was für Kinder, die im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe fremduntergebracht sind, ausgegeben wird. Die kija Salzburg kämpft gegen diesen massiven Kinderrechtsverstoß und macht sich für ein neues Modell stark.

Flüchtlingskind.

Symbolbild: Ehsan Khakbaz / flickr

Es ist ein ganz besonderes Geschenk, das Said* zu seinem 16. Geburtstag bekommt: Ein Jahr nachdem ihn seine gefährliche Flucht aus einem weit entfernten Krisengebiet nach Österreich gebracht hat, bekommt er eine Pflegefamilie. Er ist angekommen am selbstverständlichsten Platz für ein Kind. Doch daran, dass er jetzt in einer Familie lebt, ist rein gar nichts selbstverständlich …

Jugendliche zweiter Klasse

Das Modell „Unbegleitete Flüchtlingskinder in Pflegefamilien“ wird zwar wegen der guten Ergebnisse hinsichtlich Integration von der EU gefördert und ist z. B. in den Niederlanden gängige Praxis, in Salzburg ticken die Uhren jedoch anders. Rechtlich wie fachlich spricht auch hier nichts gegen diese Form der Unterbringung. Vielmehr scheitert sie an der strikten Trennung der Themen Asyl und Kinder- und Jugendhilfe plus der dazugehörigen Geldtöpfe und an unterschiedlichen Bund-, Länder- und Ressortzuständigkeiten. Dabei werden das  Kindeswohl und der Grundsatz, dass laut UN-Kinderrechtskonvention alle Kinder gleich behandelt werden müssen, allzu oft aus dem Auge verloren.

Nach seiner Flucht aus einem Krisengebiet dieser Welt kam Said in Österreich zunächst in eine Einrichtung mit vielen anderen Jugendlichen. Die BetreuerInnen waren nett, doch für familiäre Geborgenheit fehlten Mittel und Rahmen. Anders als in anderen sozialpädagogischen Wohngemeinschaften müssen die WGs für UMF  mit dem Grundversorgungssatz auskommen. Da bleibt kein Geld für Freizeitgestaltung oder einen gemeinsamen Ausflug. Sogar wichtige Behördengänge oder Termine beim Arzt müssen die Jugendlichen - trotz mangelnder Sprachkenntnisse - alleine antreten. Es gibt schlicht niemanden, der sie begleiten könnte. Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt kritisiert diese Bedingungen:

„Die Obsorge für die unbegleiteten Flüchtlingskinder hat in Salzburg zwar das Jugendamt, real kann es aber kaum tätig werden, weil die Landespolitik - anders als in anderen Bundesländern - für diese Kinder kein Geld zur Verfügung stellt. Mit den Tagsätzen der Grundversorgung ist jedoch keine verantwortungsvolle Betreuung zu leisten. Die UMFs leben hier de facto  wie Jugendliche zweiter Klasse.“

kija visionär: Mehr Flüchtlingskinder in Familien

Said hatte Glück und bekam über die kija Salzburg eine MutMacherin (= Mentorin) vermittelt. Heute kann er ganz offiziell bei ihr wohnen, seine Pflegemutter erhält für ihn, als einzigen UMF im gesamten Bundesland, ganz normales Pflegegeld. Erstmals wurde damit die rigorose Trennung zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Grundversorgung aufgeweicht Nun möchte die kija Salzburg das Modell ausbauen und das Kindeswohl wieder in den Vordergrund rücken:

„Besonders für junge Flüchtlingskinder kann das Aufgehobensein im Familienverband wichtig und auch heilsam sein. Ich denke, dass sich viele Menschen in Salzburg vorstellen könnten, Gastfamilie zu sein, wenn ihnen die bürokratischen Formalitäten abgenommen würden und die Jugendlichen zusätzlich rechtliche und psychosoziale Begleitung bekämen“, erläutert Holz-Dahrenstaedt.

Darüber hinaus sollen  nach dem kija-Modell die Jugendlichen nicht nur wegen der Kontakte mit Gleichaltrigen weiter an die jetzigen WGs angedockt bleiben, sondern auch um dort Sprachkurse oder andere Bildungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Zumindest ein Anfang

Wichtig ist, dass in das noch immer ausständige Landes-Kinder- und Jugendhilfegesetz Verbesserungen im Bereich der Betreuung von UMF - wie z. B. das von der kija Salzburg vorgeschlagene Modell - aufgenommen werden. Inakzeptabel sind hingegen Gesetzestexte, die eine Ungleichbehandlung von UMF gegenüber anderen Kindern, die außerhalb der Familie großwerden, festschreiben.

Und Said? Der wartet weiter auf den positiven Ausgang seines Asylverfahrens. Aber zumindest tut er das nicht mehr ganz alleine sondern ist aufgehoben bei seiner neuen Familie.

* Name von der Redaktion geändert.

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