Liebe Freund*innen der Kinderrechte!
Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass wir vom geplanten Umzug der kija erfahren haben. Wenige Monate darauf war es so weit und wir mussten in die Fasaneriestraße 35 übersiedeln. Vom Umzug ging es nahtlos über in die Ausnahmesituation Corona. Es war also, wie für die meisten von uns, ein herausforderndes und mitunter auch kräfteraubendes Jahr.
Und doch - die Feste in der dunklen Jahreszeit, egal ob Weihnachten oder andere Traditionen, sind meist Feste des Lichts, Feste der Hoffnung. Und bald werden die Tage wieder heller ... Deshalb wollen wir diesen Newsletter zum Anlass nehmen, um auch über die vielen schönen, erfreulichen Dinge des letzten Jahres zu reflektieren. Zum ersten Mal fand dieses Jahr die Kinderrechtspreisverleihung online statt und es war ein echter Lichtblick in den letzten Monaten. Wir haben erreicht, dass wir im neuen Jahr eineinhalb neue Dienstposten dazubekommen und außerdem die beiden Programme MutMachen und open.heart als "Sozialer Dienst" in neue, kompetente Hände übergeben können.
Es war auch ein Jahr, das trotz aller Widrigkeiten immense Kreativität unter allen Mitarbeitenden freigesetzt hat - in Bezug auf Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche auch während der Pandemie zu erreichen, aber auch darüber hinaus. Ob Trommelbaukurse in WGs, Videos für Online-Workshops zu Kinderrechten, eine Kampagne für den kostenlosen Zugang zu Menstruationsprodukten (siehe unten) oder ein Pilotprojekt zu therapeutischen Gruppen in Volksschulen - die Ideen nahmen kein Ende.
Besonders schön war es zu sehen, wie in diesen herausfordernden Zeiten der Zusammenhalt im Team noch einmal stärker zu Vorschein trat. Auch der Humor, mit dem viele unserer Mitarbeiter*innen reichlich gesegnet sind, hat uns vieles leichter gemacht. Wir werden ihn - und auch unseren Kampfgeist - wohl auch im nächsten Jahr noch gut gebrauchen können.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Kraft und Mut für das nächste Jahr. Wir hoffen, Sie unterstützen uns auch weiterhin bei unserem Einsatz für die Rechte der Kinder - egal ob in Salzburg oder, wie Sie weiter unten lesen werden, auf Lesbos.
Viel Freude beim Lesen des letzten Newsletters des Jahres 2020!
kija Salzburg
Österreichweites & Internationales
Tipps
Es ist das letzte Mal, dass die kija Mitarbeiter*innen fleißig wie die Weihnachtswichtel kleine Geschenke für die Mentor*innen und Mentees der beiden Projekte MutMachen und open.heart einpacken. Ab dem nächsten Jahr wird dies die Aufgabe von neuen "Wichteln" sein, denn wie wir schon im Newsletter im September berichtet haben, werden die beiden Projekte von einer neuen Trägerorganisation übernommen.
Fünf Konzepte haben uns im Zuge der Ausschreibung erreicht - alle fünf von einem sehr hohen Niveau, von Organisationen, die viel Erfahrung und Expertise mitbrachten. Den Zuschlag konnte allerdings nur eine bekommen und das war der Verein Einstieg. Neben einem ausgezeichneten, gut durchdachten Konzept überzeugte der Verein durch starke regionale Strukturen und jahrelange Erfahrung in dem Bereich.
Wir freuen uns aufrichtig, die beiden Projekte in diese kompetenten Hände übergeben zu können - auch wenn uns der Abschied schwer fallen wird! Wir haben allerdings noch ein halbes Jahr Zeit, um den Verein Einstieg bei ihrem "Einstieg" in die Projekte zu begleiten und werden auch weiterhin bei allen kinderrechtlichen Fragen zu Verfügung stehen.
Besonders freut uns, dass die beiden Programme als "Sozialer Dienst" weitergeführt werden und so auf soliden finanziellen Beinen stehen. Dies, so die Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt, ist nicht nur ein Meilenstein, sondern ein "Meilenberg" - immerhin ist es das erste Patenschaftsprojekt in Österreich, das diesen Status erreicht hat!
Zu guter Letzt wollen wir den zahlreichen Mentor*innen danken - dafür, dass sie jungen Menschen "Mut gemacht" haben, sie unterstützt haben und mit Offenheit und Neugier in diese neuen Beziehungen gegangen sind. Denn Beziehungen waren das Herz der beiden Projekte. Dabei gilt unser Dank auch den Mentees, die sich auf diese Beziehungen eingelassen und sie lebending mitgestaltet haben.
Als kija-Mitarbeiterin Barbara Erblehner-Swann vor einigen Monaten ihre Idee zu kostenlosen Monatshygieneartikeln im Team teilte, konnten wir noch nicht ahnen, wie aktuell das Thema bald sein würde. In Schottland wurde im November für einen freien Zugang zu Menstruationsprodukten gestimmt. Das heißt, dass nun Maßnahmen gesetzt werden müssen, um Binden und Tampons „einigermaßen leicht“ und mit „angemessener Würde“ zugänglich zu machen. Damit geht die schottische Regierung das Thema "Periodenarmut" aktiv an, denn gibt es immer noch junge Frauen, denen das Geld für Hygieneartikel fehlt und die deshalb während der Tage nicht in die Schule gehen oder zu Hilfsmitteln wie alten Zeitungen, Stofflappen oder Klopapier greifen müssen.
Auch in Österreich wurde nun - ein Jahr nach Deutschland - die Senkung der sogenannten "Tamponsteuer" von 20 auf zehn Prozent beschlossen. Das bedeutet zwar sowohl eine tatsächliche als auch eine wichtige symbolische Kostenreduktion, geht jedoch nicht weit genug. Wir fordern ähnlich wie in Schottland den kostenlosen Zugang zu Menstruationsprodukten. Deshalb starten wir nun ein Pilotprojekt, in dem wir Tampons und Binden in Schulen gratis zur Verfügung stellen - gesponsert von den beiden Unternehmen DM und Lidl, bei denen wir uns herzlich bedanken wollen. Den Anfang machen dabei die polytechnischen Schulen im Land Salzburg. Schon in der Vorbereitung war die Resonanz für das Projekt sehr positiv - bis jetzt waren es oft Lehrkräfte, die Tampons und Binden aus eigener Tasche kauften, um sie in den Toiletten aufzulegen. Zu den Hygieneprodukten gibt es übrigens auch ein äußerst fesches kija-Täschchen, das uns, wie wir hoffen, unter den Jugendlichen noch ein wenig bekannter machen wird, denn - wir sind FÜR ALLE TAGE da!
Zum Abschluss noch ein bisschen ganz und gar nicht "unnützes Wissen" zum Thema Menstruation - brought to you by kija-Mitarbeiterin und Projekt-Initiatorin Barbara Erblehner-Swann!
Wusstest du, dass ...
Bei Verdachtsfällen schickt die Gesundheitsbehörde sogenannte "Absonderungsbescheide" aus, die die Betroffenen darüber informieren sollen, dass sie sich in Quarantäne begeben sollen. Diese sind in einem "Amtsdeutsch" verfasst, das auch für Erwachsene nicht immer leicht zu verstehen ist. In unserer Arbeit in den letzten Monaten wurde uns schnell klar, dass diese für Kinder wenig verständlich sind. Artikel 13 der Kinderrechtskonvention garantiert das Recht von Kindern auf Information. Bei allem was Kinder betrifft, müssen sie auf kindgerechte Art und Weise informiert werden.
Wir haben deshalb einen neuen "Absonderungsbescheid" in leichter Sprache verfasst, der von nun an von der Gesundheitsbehörde verschickt wird. Zusätzlich wird auf unsere Homepage verwiesen, auf der das Dokument nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch, Dari und Arabisch erhältlich ist (weitere Sprachen sollen folgen).
Und hier noch einmal ein bisschen (un-)nützes Wissen ...
Wusstet ihr woher das Wort "Quarantäne" kommt?
Auch früher gab es schon ansteckende Krankheiten, und es gab damals nur wenige Ärzte, die oft auch nicht viele Medikamente zur Verfügung hatten. Daher überlegten die Menschen natürlich, wie sie verhindern könnten, sich mit diesen Krankheiten anzustecken. Im 14. Jahrhundert hatte jemand in Venedig eine gute Idee. Weil viele Menschen mit dem Schiff nach Venedig kamen und dabei auch Krankheiten aus anderen Städten mitbrachten, wurde beschlossen, dass die Schiffe 40 Tage lang vor der Küste ankern mussten, und die Besatzung und die Passagiere das Land nicht betreten durften. Wenn die 40 Tage vorbei und alle an Bord gesund waren, durfte das Schiff im Hafen anlegen. Und weil 40 auf Italienisch „quaranta“ heißt, ist im Lauf der Zeit die Bezeichnung „Quarantäne“ entstanden... Zum Glück dauert sie jetzt nicht mehr so lange!
Wie eingangs erwähnt, jährt sich in wenigen Wochen unser Umzug in die Fasaneriestraße, ein Umzug in ein Gebäude, mit dem wir uns wohl nie ganz anfreunden werden können, weil es schwer zu finden und wenig zugänglich ist. Umso wichtiger war es für uns, Maßnahmen zu überlegen, die den Standort bekannter machen. Seit Anfang dieser Woche gibt es dazu den neuen kija-Spot. Er wird an verschiedenen Bushaltestellen ausgestrahlt - jeweils eine Woche lang in den kommenden vier Monaten. Wir hoffen, er gefällt euch so gut wie uns! Besonders gefreut hat uns, wie gut es Grafikerin Victoria Entenfellner gelungen ist, unserem grauen und sperrigen Gebäude einen willkommenden Touch zu verleihen.
Seit 7. Dezember gilt wieder ein Lockdown Light(er). In einer Stellungnahme zu den Lockerungen begrüßen die kijas Österreichs vor allem die Wiedereinführung des Präsenzunterrichts für den Großteil der Schüler*innen und Alternativen zum "Home Schooling", äußern jedoch auch einige Bedenken.
Der Präsenzunterricht ist in keinerlei Hinsicht mit virtuellem Lernen zu vergleichen. Dass nun zumindest die Schüler*innen der Primar- und Sekundarstufe I wieder in Präsenz unterrichtet werden, wird demnach ausdrücklich befürwortet. Neben dem betreuten und unterstützten Lernen ermöglicht die Schule für Kinder auch wichtige soziale Kontakte und gerade für jüngere Kinder steht ein dialogisches und alle Sinne umfassendes Lernen im Vordergrund.
Mit den Lockerungen kam es allerdings auch zu einer ausnahmslosen Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, die in den Augen der kijas Österreichs nicht das gelindeste Mittel darstellt. Das Tragen der Masken über viele Stunden - ohne Pause - ist Kindern nicht zumutbar. Gleichzeitig ist es uns als kija Salzburg aber auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass es oft die unterschiedlichen Botschaften sind, die für Kinder eine Belastung darstellen. Viele gewöhnen sich durchaus bald an das Tragen der Maske, bekommen jedoch durch Eltern oder andere Bezugspersonen die Ablehnung dieser vermittelt. Doch Masken sind nicht per se "gefährlich". Die zentrale Forderung der kijas Österreichs ist deshalb, klare Regeln zu schaffen, wann es Pausen für das Tragen der Masken gibt - zum Beispiel bei fix zugeteilten Sitzplätzen oder durch Pausen an der frischen Luft.
Die Beibehaltung des Fernunterrichts für die Sekundarstufe II ist für die kijas Österreichs zwar nachvollziehbar, hat jedoch gravierende Auswirkungen auf das Leben und die Möglichkeiten der Schüler*innen. Gerade in diesem Alter nabeln sich Jugendliche von ihren Eltern ab und der regelmäßige Kontakt zu Gleichaltrigen und Peer-Groups ist von enormer Wichtigkeit. Die Jugendlichen sind jedoch seit Monaten mit Isolation und fehlenden sozialen Kontakten konfrontiert. Die kijas fordern deshalb "eine möglichst zeitnahe Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts und die Schaffung einer zeitlichen Perspektive für die Sekundarstufe II".
Alle weiteren Forderungen und die Details zu den einzelnen Punkten finden Sie hier.
Eigentlich hätte das Treffen schon im Sommer stattfinden sollen. Eigentlich... so beginnen dieser Tage viele Sätze und der Grund für die Tatsache, dass alles doch ein wenig anders gekommen ist, ist bekannt. Es wurde also erst letzte Woche nachgeholt, das Treffen der Mitarbeiter*innen der unterschiedlichen kijas Österreichs - natürlich online.
Es waren alte Bekannte wie auch neue Gesichter dabei, fast alle Bundesländer waren vertreten. Der Austausch zeigte viele Gemeinsamkeiten - ähnliche Herausforderungen in den letzten Monaten, aber auch Unterschiede in den Regionen. Jede kija hat einen eigenen Charakter und Fokus und so konnten wir einander mit unseren unterschiedlichen Projekten und Erfahrungen inspirieren und motivieren. Gleichzeitig formten sich auch neue Synergien - wie ein geplanter Austausch der externen Vertrauenspersonen, die für Kinder in Fremdunterbringung zuständig sind.
Im nächsten Jahr hoffen wir uns wieder alle an einem Ort zu treffen. Denn der Austausch und die Vernetzung sind essentiell. Gemeinsam sind wir stärker!
Die Feiertage rund um Weihnachten sind für viele keine leichte Zeit und gerade dieses Jahr ist die Herausforderung für viele noch größer, oft hat der Druck in den Familien sich verstärkt, hat ein Gefühl der Isolation zugenommen. Das Forum Familie hat eine Sammlung an Notrufnummern zusammengestellt, die rund um die Uhr erreichbar sind:
Generelle Notrufnummern
Hilfe und Unterkunft für Frauen, u.a. in Gewaltsituationen
Für Kinder und Jugendliche
Heuer soll unsere Weihnachtsaktion über die Rechte der Kinder in Salzburg hinausgehen. Auf der Insel Lesbos gibt es ein Lager namens Kara Tepe. Dort leben etwa 7.500 Menschen, 57 Prozent davon Frauen und Kinder. Sie leben ohne funktionierende Duschen. Wasserstellen gibt es, doch sie sind umrundet von Schlamm und Lacken. Wenn es regnet, werden die Zelte zentimeterhoch überflutet. Die Böden sind dabei nicht geschützt, die Menschen liegen auf Erde und Stein. Auch Kinder schlafen auf dünnen Matten, Babys werden oft in Wäschekörben im Zelt „aufgehängt“ um sie zu schützen. Das Lager liegt am Meer, hier ist es im Winter kalt. Es gibt pro Tag eine warme Mahlzeit, offiziell darf man selbst nicht kochen. Die Liste könnte noch lange so weiter gehen und berichten vom fehlenden Strom, fehlenden Spielplätzen und Möglichkeiten für Kinder zu lernen und zu spielen.
Doch es gibt auch „Home for all“. Hinter „Home for all“ stehen Nikos und Katerina, sie tun alles in ihrer Macht stehende um das Schlimmste abzufedern. Sie schauen nicht zu. Sie tun etwas. So wie wir alle etwas tun sollten.
Wir möchten dieses Ehepaar dieses Jahr unterstützen und bitten an dieser Stelle um eure Hilfe. Wenn ihr etwas Geld übrighabt, dann spendet es bitte an den Verein:
Home for All
IBAN: GR43 0110 7620 0000 7620 0228 708
SWIFT/BIC: ETHNGRAA
oder über diesen Link
Wir machen selbst als Einzelpersonen mit, denn wir sind zwar für die Kinder und Jugendlichen in Salzburg zuständig, vergessen aber nicht auf die anderen!
Falls ihr in Salzburg spenden möchtet, verweisen wir gerne auch auf den Verein zur Förderung der Kinderrechte, der wichtige Arbeit für Kinder in der Region leistet.
Spendenkonto: Salzburger Sparkasse
AT71 2040 4000 4227 5065
Wenn ihr unseren letzten Newsletter gelesen habt, dann wisst ihr es schon. Wir haben Märchenfiguren wie das Schneewittchen oder die sieben Geißlein auf Instagram und Facebook verfrachtet, um so die neuesten Corona-Verordnungen zu erklären. Die Serie geht weiter - nun sind auch Hänsel und Gretel mit von der Partie, die die Eltern aufgrund der neuen Regeln partout nicht im Ausland abladen können.
Wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, folgt uns auf Facebook oder Instagram oder lest die Zusammenfassung auf unserer Homepage (die aktuellste "Staffel" findet ihr immer ganz unten).
Wir hoffen jedenfalls auf ein baldiges gutes Ende und ein "happily ever after" :)
Wir wünschen euch erholsame Feiertage!
Laufende Infos rund um die kija Salzburg finden Sie auf www.kija-sbg.at, unter www.facebook.com/kijasalzburg oder auf Instagram
Neu! Unser Mailkummerkasten! Wo drückt der kinderrechtliche Schuh? Was willst du uns wissen lassen, worum sollen wir uns kümmern, ohne dass wir dir direkt antworten? Here we go: kinderrechte.kummerkasten(at)salzburg.gv.at