Newsletter kija Sbg 04/23
Liebe Freund*innen der Kinderrechte!
Es ist eine Weile her, dass ihr von uns gelesen habt. Viel hat sich in der Zwischenzeit in der kija und auch im Land Salzburg getan: Die Landtagswahl ist geschlagen, daher - aber nicht nur - findet sich in diesem Newsletter viel "Politisches", wie z.B. unser Empfehlungspaket zur Stärkung der Kinderrechte an die neue Landesregierung.
Übersicht
kija Salzburg
- Empfehlungen der kija an die neue Landesregierung
- Justizministerin Zadić besuchte die kija Salzburg
- kija Salzburg fordert Kinderschutzgesetz, Mobbinganlaufstelle und Gesundheitsteams in Schulen
- Tag der offenen Tür im kija-Regionalbüro Innergebirg
- Update: kija-Kampagne "Freier Zugang zu Menstruationsartikeln"
- Stellungnahme zum Salzburger Landesaktionsplan "MIT.einander"
Österreichweites & Internationales
- Kinderrechte in der Krise
- Fernbleiben vom Unterricht - damit Kinder nicht den Anschluss verlieren
- Recht auf intakte Umwelt – Klimaschutz ist Kinderrecht!
Tipps
kija Salzburg
Empfehlungen der kija an die neue Landesregierung
Die Landtagswahl ist geschlagen, für das künftige Regierungsübereinkommen hat die kija Salzburg ein Paket an Empfehlungen und politischen Forderungen geschnürt. Dieses Positionspapier wurde allen künftig im Landtag und der Landesregierung vertretenen Fraktionen zur Verfügung gestellt, um die Stärkung der Rechte der Kinder und Jugendlichen in den Fokus der politisch Verantwortlichen zu rücken.
Empfehlungen der Kinder- und Jugendanwaltschaft für das Regierungsübereinkommen 2023 - 2028.
Justizministerin Zadić besuchte die kija Salzburg
Justizministerin Alma Zadić besuchte im April gemeinsam mit der für Soziales ressortzuständigen Landeshauptmann-Stellvertreterin Martina Berthold die Salzburger Kinder- und Jugendanwaltschaft. Im Fokus des regen Austausches standen unter anderem folgende Themen: die geplante Kindschaftsrechtsreform, der notwendige Rechtsanspruch auf einen Kinderbeistand in allen Konflikt behafteten Pflegschaftsverfahren, breite Maßnahmen im Kinderschutz, die notwendige Verteidigung für Jugendliche im Jugendgerichtsgesetz, Verbesserung im Jugendstrafvollzug und die bessere Absicherung der Kinder- und Jugendanwaltschaften der Länder im Bundesverfassungsgesetz über die Rechte des Kindes.
kija Salzburg fordert Kinderschutzgesetz, Mobbinganlaufstelle und Gesundheitsteams in Schulen
Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg / Jahresstatistik 2022
Die Schaffung einer Mobbinganlaufstelle im Bundesland Salzburg, der Ausbau der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen sowie ein bundesweites Kinderschutzgesetz sind die zentralen Forderungen von Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt anlässlich der Präsentation der Jahresstatistik 2022 der Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg. Daraus geht klar hervor, dass Mobbing, psychische Probleme und Fälle von Gewalt im Vorjahr die thematischen Spitzenreiter waren, mit denen sich Kinder und Jugendliche an das mulitprofessionelle kija-Beratungsteam wandten.
Zur derzeitigen öffentlichen Debatte begrüßt Salzburgs Kinder- und Jugendanwältin das vorgestellte Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Stärkung des Kinderschutzes als ersten Schritt. „Damit sind einige von den kijas Österreich schon seit Längerem geforderte Verbesserungen, wie verpflichtende Kinderschutz-Konzepte in Schulen, auf den Weg gebracht. Weitere Schritte müssen jedoch folgen, um die noch bestehenden strukturellen Lücken zu schließen: Kinderschutzkonzepte in sämtlichen Organisationen, die mit Kindern arbeiten, ausreichende personelle Ressourcen für die fachliche Begleitung bei deren Umsetzung sowie für präventive Angebote. In einem bundesweiten Kinderschutzgesetz müssen z.B. Qualitätsstandards, Verantwortlichkeiten und die Vorgangsweise bei Verdachtsfällen sowie eine Institutionen übergreifende Zusammenarbeit festgelegt werden. Dafür soll rasch ein Prozess mit den dafür maßgeblichen Kinderrechtsorganisationen aufgesetzt werden.“
Mobbinganlaufstelle für Prävention und Intervention
Noch viel zu tun gibt es auch in Sachen Mobbing, das zeige die kija-Jahresstatistik 2022 klar auf, so Holz-Dahrenstaedt. „Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg kann trotz Personalaufstockung streckenweise den Bedarf an kostenlosen Mobbing-Workshops bzw. - Beratungen nicht abdecken. Eine Mobbinganlaufstelle für Prävention und Intervention ist daher im Bundesland Salzburg unabdingbar, damit alle jungen Menschen, ob in Schulen oder Betrieben, die notwendige Unterstützung erhalten.“
„Gesundheitsteams“ an allen Schulen
Weiters ortet sie zunehmend große Lücken bei der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. „Denn durch Krisen wie die Corona-Pandemie ist der Bedarf an Unterstützung massiv gestiegen. Niederschwellige Angebote für die psychosoziale Beratung und Unterstützung müssen daher weiter ausgebaut werden. Es braucht multiprofessionelle `Gesundheitsteams´ als integrierter Bestandteil an allen Schulen, damit Probleme, Sorgen und psychische Belastungen von jungen Menschen, aber auch Themen wie Mobbing niederschwellig abgefangen werden können.“ In puncto fehlende Therapieplätze spricht sich Holz-Dahrenstaedt dafür aus, dass kostenlose Therapieplätze für Kinder und Jugendliche nicht kontingentiert werden dürfen.
Das kija-Jahr 2022 in Zahlen: Presseaussendung zur Jahresstatistik.
Tag der offenen Tür im kija-Regionalbüro Innergebirg
Nach Jahren der Regionalbetreuung der Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) vom zentralen Standort in der Stadt Salzburg aus hat im Juli 2016 das Regionalbüro Innergebirg seine Arbeit aufgenommen. Seither ist die Beratungsstelle zu einer fixen Säule im psychosozialen Netzwerk für Kinder und Jugendliche aus dem Pongau, Pinzgau, Lungau und dem Lammertal geworden. Bei einem Tag der offenen Tür wurden Ende Jänner des Jahres die neuen kija-Räumlichkeiten in der Ing.-Ludwig-Pech-Str.12 in St. Johann präsentiert.
„Wie wichtig niederschwellige Angebote in der psychosozialen Versorgung Innergebirg sind, zeigt die kija-Jahresstatistik 2022: Von den 2.950 Anfragen, die die kija mit den beiden Standorten in der Stadt Salzburg und in St. Johann im Vorjahr erreichten, wurde gut die Hälfte an das kija-Beratungsteam Innergebirg gerichtet. Dabei ging es überwiegend um Einzelfallberatungen, wobei die Hauptanliegen der Kinder und Jugendlichen gesundheitliche Probleme (psychisch und physisch) und Mobbing betrafen. Die kija Innergebirg bearbeitete die meisten Fälle im Pongau (497 Fälle), gefolgt vom Lammertal (391), dem Pinzgau (325) und dem Lungau (254).
„Nach wie vor besteht hinsichtlich der psychosozialen Versorgung ein Stadt-Land-Gefälle. Umso wichtiger ist der kontinuierliche Ausbau der regionalen kija-Arbeit, um dem Ungleichgewicht entgegen zu wirken“, betont Salzburgs Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt.
Mobile Beratung der kija Innergebirg
Das kija-Angebot reicht von psychosozialer und (kinder)rechtlicher Beratung bis hin zu Coaching sowie psychotherapeutischer Begleitung, immer anonym, vertraulich und kostenlos. Die persönliche Beratung gibt es für Innergebirg nicht nur am Standort in St. Johann, sondern vor allem auch mobil. Das heißt, dass die Regionalbeauftragten zu den Kindern und Jugendlichen fahren, wenn diese nicht ins Büro kommen können. Natürlich steht das kija-Innergebirg-Team auch auf verschiedenen Internet-Plattformen für Gespräche und Fragen zur Verfügung.
„Egal ob sich die Kinder und Jugendlichen telefonisch, persönlich oder über Internet-Plattformen an uns wenden, wir haben immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Fragen“, betont die Leiterin des Regionalbüros Barbara Frauendorff. „Was die Jugendlichen dabei besonders schätzen, sind die einfache Erreichbarkeit auch außerhalb fixer Bürozeiten, Vertraulichkeit und das Wissen, dass jeder weitere Schritt nur mit ihrer Zustimmung passiert. Der Aufbau dieser Vertrauensbasis ist entscheidend, damit sich Kinder und Jugendliche auch bei schweren Krisen Hilfe holen.“
Mehr zum Angebot des Regionalbüros Innergebirg: Presseaussendung
Update: kija-Kampagne "Freier Zugang zu Menstruationsartikeln"
Schon im Frühling 2021 standen kija-Mitarbeiterin Barbara Erblehner-Swann und ihr Team vor Salzburger Schulen, um Tampons und Binden in kleinen kija-Täschchen zu verteilen und so auf unsere Forderung nach einem freien Zugang zu Menstruationsartikeln aufmerksam zu machen. Doch während das Bewusstsein für das Thema seitdem durchaus gewachsen ist und es im kleinen Rahmen immer wieder Verbesserungsversuche gibt, fehlt es noch immer an einer grundsätzlichen, österreichweiten Versorgung von jungen Menschen mit gratis Menstruationsartikeln.
Eine kija-Umfrage unter 436 jungen Mädchen ergab, dass 17 Prozent der Befragten schon einmal von der Schule fernblieben, da sie nicht über Menstruationsartikel verfügten, fast ein Fünftel gab an, dass sie sich Binden und Tampons schon einmal nicht hatten leisten können. Dieses Problem zu beseitigen, ist auch der Landesschüler*innenvertretung ein Anliegen. Im Januar dieses Jahres fand ein Treffen zwischen der kija-Expertinnen und zwei Landesschüler*innenvertreterinnen statt. Wie Rosa Fein dabei erzählte, scheiterte ihr bisheriger Versuch, Firmen für das Sponsoring von Menstruationsprodukten zu gewinnen. Und: "Dadurch werden Schulen in die Eigenverantwortung gedrängt, was nur äußerst selten zu einer Versorgung mit Menstruationsartikel führt."
Doch auch wenn Sponsoring-Möglichkeiten gefunden werden - unsere Aktion wurde etwa von dm gesponsert - ist dies keine nachhaltige Lösung. Unser Ziel ist es, alle Salzburger Bildungseinrichtungen und alle öffentlichen Institutionen mit Periodenartikeln auszustatten. Dafür erforderlich ist eine entsprechende Änderung des Schulorganisations-Ausführungsgesetzes. Doch schon jetzt könnten die entsprechenden Gelder zur Verfügung gestellt werden - immerhin handelt es sich dabei lediglich um "Peanuts". Wie die Bundes-Jugend-Vertretung außerdem schreibt, sollte zusätzlich angedacht werden, junge Menschen bei der Nutzung von nachhaltigeren Produkten zu unterstützen. Denn wenn sogar Binden und Tampons nicht leistbar sind, kann an den Kauf einer Menstruationstasse oder waschbarer Binden/Menstruationsunterwäsche erst gar nicht gedacht werden.
Stellungnahme zum Salzburger Landesaktionsplan "MIT.einander"
In unserer jüngsten Stellungnahme äußern wir uns zum Salzburger Landesaktionsplan "MIT.einander", in dem es um die Rechte von Menschen mit Behinderungen geht. Das Motto ist dabei "Miteinander - Inklusiv - Teilhabend", insgesamt werden zehn Handlungsfelder definiert.
Während wir die formulierten Ziele und Maßnahmen durchaus begrüßen, kommt die spezielle Situation von Kindern und Jugendlichen jedoch eindeutig zu kurz: "Die mangelnde Berücksichtigung der Bedürfnisse und Rechte junger Menschen zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Aktionsplan und es stellt sich die Frage, ob und wie im gesamten Prozess Kinder und Jugendliche eingebunden waren."
Wir fordern ein eigenes Handlungsfeld, das auf die Rechte von jungen Menschen mit Behinderungen abzielt. Dabei sollten entsprechende Instrumentarien - wie die Kinderrechtskonvention, das Bundesverfassungsgesetz über die Rechte von Kindern, aber auch die Kritik durch den UN-Kinderrechtsausschusses (2020) Eingang finden. Im Allgemeinen fordern wir eine Stärkung der Strukturen durch Schaffung einer zentralen Servicestelle für junge Menschen und einer eigenen Anwaltschaft für Menschen mit Behinderungen im Land Salzburg so wie in vielen anderen Bundesländern. Spezielle Empfehlungen betreffen zum Beispiel einen Rechtsanspruch auf ein elftes und zwölftes Schuljahr oder die Sicherstellung von inklusiver und barrierefreier schulischer Nachmittagsbetreuung.
Alle weiteren Forderungen, die auf die unterschiedlichen Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen abzielen, könnt ihr in unserer Stellungnahme nachlesen.
Österreichweites & Internationales
Kinderrechte in der Krise
Die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs (kijas Ö) sind Teil des Netzwerks Kinderrechte, das am dritten Jahrestag des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 seinen Sonderbericht „Kinderrechte und Corona“ präsentierte. Salzburgs Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt fasste in einer Pressekonferenz des Netzwerks Kinderrechte am 16.3.2023 in Wien die Standpunkte und Perspektiven für die kijas Ö zusammen:
Die kijas haben bereits in ihrer ersten Stellungnahme am 30.3.2020 (!) vor den negativen Auswirkungen der Pandemiebekämpfungsmaßnahmen gewarnt und in zahlreichen weiteren explizit einen Schutzschirm für Kinder und Jugendliche gefordert. Allen voran die Einbindung von Kinderrechtexpert:innen in allen Krisenstäben und die Abwägung des Kindewohls als vorrangiger Gesichtspunkt bei sämtlichen Entscheidungen. Tatsächlich war dieses in der Bundesverfassung verankerte Prinzip im Bewusstsein von Politik und Entscheidungsträgern, aber auch in der Berichterstattung in den ersten zwei Corona-Jahren so gut wie nicht vorhanden. Kaum eine der knapp zehn Stellungnahmen im Jahr 2020 wurde medial aufgegriffen. Es stand rein die Bekämpfung des Virus im Vordergrund, ohne die Kollateralschäden auf die psychische Gesundheit junger Menschen zu bedenken bzw. waren andere Interessen, wie zB die der Wirtschaft, des Tourismus oder prestigeträchtiger Sportevents, vorrangig.
Bis zu 40 Prozent psychisch belastet
Erst als die Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgrund der dort notwendig gewordenen „Triage“ (d.h. nicht alle Kinder und Jugendlichen, die einer Behandlung bedurften, konnten stationär aufgenommen werden) Alarm schlug, griff man das so lange Zeit vernachlässigte Thema der psychischen Gesundheit auf. Kein Wunder, vergeht mittlerweile kaum ein Tag, an dem nicht in nationalen und internationalen Studien die besorgniserregende Zunahme an psychischen Belastungen einhergehend mit ebensolchen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen aufgezeigt wird. Die Rede ist von einem Drittel bis zu 40 Prozent, die eine deutlich schlechtere Lebensqualität haben und psychisch belastet sind.
Hat sich der UN-Kinderrechtsausschuss schon in seinem jüngsten Bericht an Österreich im März 2020, also vor der Pandemie (!), über die Häufigkeit an psychischen Erkrankungen und Störungsbildern bei Kindern und Jugendlichen besorgt gezeigt und dringend empfohlen, ausreichend Dienste und Ressourcen bereitzustellen, um den Bedarf in allen Bundesländern abzudecken, ist dieser Mangel des chronisch unterfinanzierten Gesundheitssystems für Kinder und Jugendliche nun um ein Vielfaches evidenter.
Den Druck herausnehmen
Die Schulschließungen, vor denen auch die kijas gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde im Jahr 2020 gewarnt hatten, sind mittlerweile offiziell als Fehler eingestuft und die Bedeutung der Schule als zentraler Lebensraum für soziale Beziehungen anerkannt. Umso wichtiger wäre es JETZT, dass ALLE im Schulbereich Verantwortlichen - vom Ministerium bis hin zu den Schulleitungen und Pädagog:innen - sämtliche Spielräume nutzen, um Pädagogik, soziale Kompetenzen und das Miteinander in den Vordergrund zu stellen und den Druck herauszunehmen. Einseitige Konzentration auf Leistung und Testungen verstärkt jedenfalls die Belastungen.
Psychosoziale Fachkräfte an jeder Schule
Wie auch die Jugendlichen selbst im Mental Health Volksbegehren gefordert haben, sollen zusätzlich zu den Lehrpersonen psychosoziale Fachkräfte integrativer Bestandteil einer jeden Schule sein. Und diejenigen, die es pandemiebedingt aus dem System Schule „gespült“ hat, die die nicht mehr den Mut oder die Kraft hatten, in das Regelwerk zurückzukehren, bedürfen ganz besonderen Augenmerks und maßgeschneiderter Übergangsbegleitung: sei es durch Online-Unterricht, aufsuchende pädagogische und psychologische/psychiatrische Unterstützung, niederschwellige Projekte angegliedert an Jugendzentren etc., um einen Weg zurück aus chronischem Schulabsentismus zu finden.
Anerkennung und lessons learned
Die Liste der Empfehlungen ist lang, einige wichtige davon sind: Kinder und Jugendliche um Entschuldigung bitten, was wir ihnen zugemutet haben, Kompensationsleistungen zur Schadensbegrenzung bereitstellen (frei nach dem Motto: koste es was es wolle…) und ihnen Anerkennung aussprechen, für das, was sie gelernt und geleistet haben. Und hoffentlich: lessons learned, damit bei der allfälligen nächsten Krise Kinder und deren Rechte stärker im Blick sind und eine Hauptrolle spielen. Der Bericht „Kinderrechte und Corona“ soll ein Beitrag dazu sein.
Fernbleiben vom Unterricht - damit Schüler*innen nicht den Anschluss verlieren
In der öffentlichen Wahrnehmung scheint die Pandemie vorbei zu sein - und doch hat sie bei vielen tiefe Spuren hinterlassen. In den vergangenen Jahren waren kija-Mitarbeiter*innen vermehrt mit der Problematik konfrontiert, dass Schüler*innen nach längeren Abwesenheiten nicht mehr in den Unterricht zurückkehren und so den Anschluss verlieren. Die Gründe dafür sind vielfältig - so können psychische Belastungen und Probleme oder Mobbing die Ursache sein. Manchmal sind es auch die Eltern, die den häuslichen Unterricht vorziehen. Doch je mehr Zeit vergeht, in denen die Kinder und Jugendlichen von der Schule fernbleiben, umso schwieriger gestaltet sich der Wiedereinstieg.
Erschwerend kommt hinzu, dass das derzeitige System weniger auf Unterstützung als auf Bestrafung setzt. So drohen beim Fernbleiben vom Unterricht etwa Strafverfügungen - wie ihr in unserer Meldung vom 29. März nachlesen könnt. Und auch Kindern und Jugendlichen, die zuhause unterrichtet werden und nicht zur Externalistenprüfung antreten, drohen Strafen.
Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass auch wenn eine radikale Schulreform dringend nötig ist, der Schule als Lebensraum eine wichtige Sozialisationsfunktion zukommt und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen im häuslichen Unterricht deshalb auch von außen begleitet und überprüft werden sollte. Trotzdem fordern wir einen Ansatz, der auf Unterstützung und Hilfe setzt - und schlagen dazu eine Art Stufensystem vor. Zum einen muss es einen Ausbau von Online-Tools geben, die unterschiedliche Teilnahmemöglichkeiten am Unterricht bieten. Diese reichen von der digitalen Teilnahme während weniger Tage oder Wochen bis zur Schaffung eines österreichweiten Unterrichtangebots für jene, die aus unterschiedlichen Gründen nicht an einem Präsenz-Unterricht teilnehmen können.
Weiters fordern wir individuelle Lösungen - was auch bedeutet, dass junge Menschen mit psychischen Problemen individuell unterstützt werden. Dabei könnte das Angebot für Kinder und Jugendliche in Wien, bei dem eine aufsuchende Behandlung im vertrauten Umfeld ("Home Treatment") der jungen Menschen ermöglicht wird, als Vorbild dienen.
Zuletzt wollen wir auf das Potenzial von Spezialprojekten aufmerksam machen, die Kinder und Jugendliche behutsam an eine Art Unterrichtsalltag heranführen. In kleinen, sozialpädagogisch betreuten Gruppen können junge Menschen dabei an einer Mischung aus Freizeitaktivitäten und Lernen teilnehmen und so in einem sicheren Rahmen erfahren, wie es ist, wieder Teil einer Gruppe zu sein.
Recht auf intakte Umwelt – Klimaschutz ist Kinderrecht!
"The climate is changing - why aren't we?" Diese Frage steht auf dem Plakat einer der Schülerinnen beim Klimastreik 2021. Und auch wir stellen uns zwei Jahre später immer noch die gleiche Frage. In Studien und Umfragen zeigt sich immer wieder - der Klimakatastrophe gilt eine der größten Ängste junger Menschen.
In den vergangenen Monaten zeigt sich wieder einmal, wie wenig die Poltik, aber auch wir alle, bereit sind, grundlegende Veränderungen einzuleiten. Statt endlich ins Tun zu kommen, wird eine Art Schuldumkehr betrieben und auf jene eingehackt, die „unbequem“ sind und uns daran erinnern, dass etwas grundlegend falsch läuft. Klimaproteste werden kriminalisiert und der Ruf nach (Haft)Strafverschärfung für Klimaaktivist*innen wird laut. Auch im Kleinen macht sich dies bemerkbar - wenn die jungen Menschen von Fridays for Future Salzburg bei Protesten etwa dafür beschimpft werden, dass sie der Schule fernbleiben oder den Verkehr behindern.
Und doch - ein bisschen etwas bewegt sich. So vertritt die Anwältin Michaela Krömer derzeit zwölf Kinder zwischen fünf und 16 Jahren bei ihrer Klage gegen das neue Klimaschutzgesetz. Das Argument: Das Gesetz ist in seiner jetzigen Form wirkungslos und verstößt so gegen verfassungsmäßig geschützte Kinderrechte. Und wie die Anwältin im Interview feststellt: "Junge Menschen haben nichts zur Klimakrise beigetragen und müssen die Konsequenzen ausbaden."
Zudem hat die UN-Vollversammlung im vergangenen Jahr das Recht auf eine saubere Umwelt als eigenständiges Menschenrecht anerkannt. Auch die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs setzen sich seit Jahren für den Kampf gegen die Klimakrise ein und haben bereits vor etlichen Jahren das UN-Kinderrechtskomitee aufgefordert, das Recht auf intakte Umwelt als zusätzlichen Artikel in die Konvention aufzunehmen. Die kijas haben dazu ein umfassendes Positionspapier zur Absicherung ökologischer Kinderrechte in Österreich erarbeitet. Und was wir fordern: In den Dialog zu treten, entschlossen handeln und - die Sorgen junger Menschen wirklich ernst nehmen!
Mehr zur Klage gegen das Klimaschutzgesetz findet ihr auf der Website www.climatelaw.at
Und hier findet ihr einen Link zu einem Offenen Brief, der die öffentliche Erklärung „Handeln statt Kriminalisieren“ von rund 1.500 Wissenschaftler*innen unterstützt (und den ihr noch unterschreiben könnt ...)!
Tipps
Bewegter Sportnachmittag der Stadt Salzburg
Zwischen 11. April und 13. Juni organisiert die Stadt Salzburg jeden Dienstag einen "Bewegten Sportnachmittag". Willkommen sind Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, auch für Begleitpersonen gibt es ein Bewegungsangebot!
Wann: Dienstag, 15 - 17 Uhr
Wo: Sportzentrum Nord, Josef-Brandstätter-Straße 9
Weitere Infos & Anmeldemöglichkeiten findet ihr hier
After Work Basics 2023: Digitalität und Sexualität
Die aktuelle Vortragsreihe der Fachstelle Selbstbewusst konzentriert sich auf das Thema "Digitalität und Sexualität". Zweimal gibt es vor dem Sommer noch die Chance, an Vorträgen teilzunehmen, die zu arbeitsfreundlichen Zeiten angeboten werden - denn nicht umsonst heißt die Reihe "After Work Basics".
Am 22. Mai referiert die Sozialpädagogin Marion Thuswald zu audiovisuellen Materialien in der Sexualpädagogik ("Pick a Pic! (Audio) visuelle Materialien für diskriminierungsreflektierte sexuelle Bildung"). Der zweite Vortrag mit dem Titel "Von Konsens-Apps und Risiken unterkomplexer Konzeptionen sexueller Einvernehmlichkeit(en)" kommt von Martina Dalhoff von Selbstlaut, der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Wien.
Auch im Juni wartet noch ein spannendes Thema auf euch: "Alternative Porgongraphie" (... "und warum es noch immer Räume braucht, um über Sex und Körper zu reden"). Dabei teilen die Leiterinnen des Porn Film Festivals Vienna und eine Regisseurin und Filmproduzentin ihre Gedanken und Erfahrungen. Im Herbst geht es dann mit zahlreichen Facetten des Themas Digitalisierung und Sexualität weiter ...
Kosten: 7,- Euro pro Vortrag oder 90,- Euro für die gesamte Reihe
Dauer: Vortrag 1: 17:30 - 18:30 Uhr / Vortrag 2: 18:45 - 19:45 Uhr
Weitere Informationen zu den Vortragenden und zur Anmeldung gibt es auf:www.selbstbewusst.at
Laufende Infos rund um die kija Salzburg findet ihr auf www.kija-sbg.at, unter facebook oder auf Instagram. Und folgt uns auch auf TikTok.
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kids-line: 0800 234 123 (13:00 – 21:00 Uhr)