Newsletter kija Sbg 11/21

Liebe Freund*innen der Kinderrechte!

Sie sind sich gerade noch ausgegangen - die Kinderrechte-Filmtage Anfang November. An zwei Tagen zeigten wir unter dem Motto "Wir sind jung. Wir sind stark." drei unterhaltsame und spannende Filme. Doch auch wenn junge Menschen - wie die Filme zeigten - über sehr viel Resilienz und Stärke verfügen, haben der Lockdown und die neuerlichen Einschränkungen massive Auswirkungen auf das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen. Einmal mehr müssen sie zurückstecken, einmal mehr wird viel zu wenig Rücksicht auf das Kindeswohl genommen - dessen vorrangige Berücksichtigung eigentlich gesetzlich verankert ist. Einmal mehr sind junge Menschen mit schwierigen Fragen konfrontiert: Soll ich in die Schule gehen und mich einer wenig greifbaren Gefahr aussetzen? Bedeutet das womöglich auch ein Risiko für meine Familie? Oder bleibe ich besser zu Hause und nehme in Kauf, meine Freund*innen wieder nicht sehen und womöglich den Anschluss zu verlieren - sozial wie schulisch?

Die Verantwortung, diese Fragen zu beantworten, sollte eigentlich bei uns Erwachsenen liegen. Nicht nur deshalb bietet der diesjährige Internationale Kinderrechtetag leider wenig Anlass zum Feiern - wie die Stellungnahme der kijas Österreichs und ein Kommentar der Salzburger Kinder- und Jugendanwältin verdeutlichen. Mehr zu diesem Thema - und natürlich vielen weiteren kinderrechtlichen Neuigkeiten - lesen Sie in diesem Newsletter.

 

 


Die Kinderrechte-Filmtage - ein voller Erfolg!

Unter Einhaltung aller Sicherheitsstandards beschlossen wir: Wir ziehen es durch, die Kinderrechte-Filmtage finden statt! Denn - da waren sich die Veranstalter*innen von akzente Salzburg, dem Verein Spektrum und der kija einig - Kinder und Jugendliche mussten in den letzten Monaten ohnehin schon auf zu vieles verzichten.

Das Motto der Filmtage war dabei sehr passend: "Wir sind jung. Wir sind stark." Stärke beweisen junge Menschen nun schon lange und wie wichtig Unterstützung anderer für die Resilienz von Kindern und Jugendlichen ist, zeigten die drei Filme im Programm. "Unheimlich perfekte Freunde", ein Film, der die Individiualtität von Menschen, aber auch den Zusammenhalt feiert, war restlos ausgebucht und endete mit einer spontanten Tanzeinlage der jungen Zuschauer*innen zum rockigen Abspann. Doch auch "100 Kilo Sterne" und "Ich bin William" fanden großen Anklang und regten zum Nachdenken und - unter der Leitung von kija-Mitarbeiterin Cornelia Grünwald und Wolfgang Loidl vom Verein Spektrum - zum Diskutieren an.

Unser großer Dank gilt dem super Publikum, unseren Sponsor*innen (Arbeiterkammer, Sparkasse, Sozialministerium, Verein zur Förderung der Kinderrechte) und den Verantwortlichen von OVAL und DAS-Kino, die uns diese schönen Momente ermöglicht haben!


Der neue kija-Adventkalender

Dieses Jahr bringt die kija Salzburg etwas Farbe in die dunkle Jahreszeit! Veronika Wanitschek hat für uns einen wundervollen digitalen Adventkalender zusammengestellt, hinter dessen "Fenstern" sich täglich neue Kinderrechte auftun. Neugierig geworden? Dann folgt uns in den nächsten 24 Tagen auf unserer Instagram-Seite!


Der Internationale Kinderrechtetag - ein Grund zum Feiern?

Am 20. November 1989 wurde die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet, seitdem gilt dieser Tag als der Internationale Tag der Kinderrechte. Doch so richtige Feierlaune will dieses Jahr nicht aufkommen, denn mittlerweile wissen wir: Die andauernden Unsicherheiten, die vielen Belastungen und ständigen Neuregelungen und Einschränkungen haben gravierende Folgen für junge Menschen. In ihrem Kommentar anlässlich des Internationalen Kinderrechtetag versetzt sich Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt in Kinder und Jugendliche in Österreich - was würden sie zur aktuellen Lage sagen?

„Danke, dass ihr uns den ganzen Wahnsinn nochmals zumutet.
Danke, dass ihr uns nicht wirklich geschützt habt.
Danke, dass auch Kleinkinder auf Intensivstationen liegen.
Danke, dass wir wieder in den Lockdown müssen und nicht wissen, ob wir jetzt in die Schule können oder nicht."

So oder so ähnlich könnte ein Leserbrief eines jungen Menschen beginnen, meint die Kinder- und Jugendanwältin. Obwohl Kinder und Jugendliche die am meisten getestete Bevölkerungsgruppe seien und diszipliniert ihren Mund-Nasen-Schutz trügen, müssten sie einmal mehr zurückstecken. Auch die kijas Österreichs weisen in ihrer Pressaussendung darauf hin, dass in der Pandemiebekämpfung das Kindeswohl zu oft zurückgestellt wird: „Wir sprechen uns klar gegen weitere gravierende Einschnitte in das Leben junger Menschen aus und fordern weitreichende Sonderregelungen bzw. maximal mögliche Normalität für Jugendliche." Denn junge Menschen hätten schon so vieles verloren - die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand zu schauen, soziale Kontakte und Freundschaften ohne Einschränkungen zu leben, Lebensfreude und Leichtigkeit.

Das Fazit des diesjährigen Internationalen Kinderrechtetages: Nun müssen die Erwachsenen zurückstehen und Verantwortung zeigen - auch das ist der Generationenvertrag, das sind gelebte Kinderrechte.

Auf unserer Facebook-Seite finden Sie einen Redebeitrag der Salzburger Kinder- und Jugendanwältin zum Thema.

Am 25. November fand zum Anlass des Internationalen Tags der Kinderrechte die ÖIF-Veranstaltung "Kindsein in Österreich - Eine Reflexion des Status quo" mit Schwerpunkt auf Kinderrechten, Kindeswohl und Kinderschutz statt. Sie können die spannenden Vorträge der Veranstaltung hier nachlesen.


14. Jahrestagung der "Politischen Kindermedizin" in Salzburg

Am 19. und 20. November fand in Salzburg die 14. Jahrestagung der "Politischen Kindermedizin" zum Thema Bildung & Gesundheit statt. Aufgrund des hohen Infektionsgeschehens in Salzburg waren fast alle Teilnehmer*innen und Referent*innen - unter ihnen die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt - online zugeschaltet.

Das Thema der Tagung ist und bleibt ein Dauerbrenner. Aktuell sind Schulen und der Zugang zu Bildung wieder einmal von den Pandemie-Schutzmaßnahmen betroffen und wie wir aus den vergangen Monaten wissen, vergrößert dies auch die Schere der Ungleichheit zwischen den Schüler*innen, denn Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten sind nicht gleich verteilt. Und: Schulschließungen, der Druck in der Schule, die Ungewissheit - all das wirkt sich auf die psychische Gesundheit von jungen Menschen aus.

Doch auch unabhängig von der Pandemie ist und bleibt unser Bildungssystem eine Baustelle. Seit Jahrzehnten scheitert eine tiefgreifende Reform am politischen Widerstand. Dabei gäbe es hier so viel Potential - wie Andrea Holz-Dahrenstaedt in ihrem Redebeitrag klar macht. Ihre Vision einer kinderrechtetauglichen Schule zeigt ein Bildungssystem, das auf individuelle Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten der Schüler*innen eingeht, in dem Kreativität, informelles und lebenspraktisches Lernen Platz hat, das einen wertschätzenden Umgang zwischen Lehrenden und Schüler*innen fördert und sich der Wichtigkeit dieser Beziehungen bewusst ist. Gleichzeitig schafft es räumliche und zeitliche Flexibilität und ein Klima, in dem Kinder und Jugendliche ihrem angeborenen Wissensdurst nachgehen wollen und können. Und das alles ohne das herkömmliche Notensystem. Partizipation ist hier nicht nur ein Wort, sondern wird wirklich gelebt. Und: Kinderschutz wird ernst genommen, das beinhaltet auch die Prävention von Mobbing und Gewalt an Schulen.

Beim Ziel waren sich alle Vortragenden einig: eine Schule, in der alle mit Freude lernen, was sie brauchen, um mit sich und den Herausforderungen der Welt besser zurecht zu kommen. Es ist höchste Zeit für Veränderungen!

 


Österreichweites & Internationales

Stellungnahme der kijas Österreichs zur gesetzlichen Verankerung der Sommerschule

Die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs sehen die gesetzliche Verankerung der Sommerschule grundsätzlich sehr positiv. Besonders wichtig ist dabei die in den Erläuterungen genannte Ausrichtung des Unterrichts als „abwechselnd themenzentriert, lehrerzentriert und projektorientiert“. Dabei steht außer Frage, dass es immer Ziel sein muss, im Sinne des Kindeswohls für jede*n Schüler*in die bestmögliche Lern- und Partizipationsatmosphäre zu schaffen.

Was in dem Gesetzesentwurf jedoch noch zum Teil fehlt, ist die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Kinder - besonders betrifft dies die Rechte von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. Zudem weisen die kijas Österreichs auf einen Nachbesserungsbedarf im Bereich der Sprachbildung hin. Alle weiteren Informationen dazu und zu den weiteren Empfehlungen der kijas finden Sie auf unserer Website.


10. Salzburger Armutskonferenz & Jugendarmutskonferenz

Die 10. Salzburger Armutskonferenz fand in diesem Jahr online statt, sie stand unter dem Motto "Kunst der Krise". Eröffnungsrednerin Tamara Ehs sprach über die "Demokratie in der Krise" und Barbara Blaha referierte zu "Sozialpolitische Lehren aus der Pandemie - wie geht es weiter?" Auch in den weiteren Beiträgen und Fishbowls wurde lebhaft diskutiert, wie wir Krisen kunstvoll meistern können. Eines war klar: Es braucht mehr Beteiligung und Mitbestimmung, gerade von Minderheiten und dafür müssen die politischen Weichen gestellt werden.

Derzeit werden die Stimmen jener, die marginalisiert sind, noch viel zu wenig gehört - das betrifft auch Kinder und Jugendliche und noch viel stärker junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien. Hier fehlt es schon seit langem an einer wirklichen Absicherung - schon vor mehr als 20 Jahren lebte jedes fünfte Kind in Österreich unter der Armutsgrenze, daran hat sich bis heute nichts geändert. Um dem entgegenzuwirken braucht es starke soziale Netze, die diese strukturellen Defizite ausgleichen und verändern, sodass alle Kinder und Jugendlichen sich entfalten können - unabhängig von Einkommen und Bildung der Eltern.

Was junge Menschen selbst zu diesen Fragen zu sagen haben, wurde am Tag darauf im Rahmen der Jugendarmutskonferenz ins Zentrum gerückt, auch sie beschäftigte sich mit kreativen Antworten auf Krisen und den Möglichkeiten, es in den kommenden Jahrzehnten besser zu machen als bisher. Hier war auch kija-Mitarbeiterin Barbara Erblehner-Swann beteiligt, die - nach einem Input zum Thema Armut - das "Spiel des Lebens" mit viel Kreativität in die digitale Welt übertrug. In Anschluss an das Spiel standen "Utopien für die Zukunft" am Programm - ein Thema, das für viele Teilnehmende eine Herausforderung war. Auch hier müssen wir dringend ansetzen - um ein gutes Leben für alle zu erreichen, braucht es die Fähigkeit, sich dieses überhaupt erst vorstellen zu können!


Tipps

Zum Nachhören: Junge Stimmen im Radio

Am 6. November war kija-Mitarbeiterin Christina Scherer gemeinsam mit vier jungen Frauen zu Gast beim Treffpunkt Pinzgau, einer Sendung der Radiofabrik, die jeden ersten und dritten Samstag im Monat eine Stunde lang Pinzgauspezifisches in den Fokus rückt. Diesmal ging es jedoch um Themen, die weit über den Pinzgau hinausreichen. Die vier jungen Gästinnen erzählen von ihren Erfahrungen in den letzten 20 Monaten und schildern mit beeindruckender Offenheit die Belastungen dieser Zeit. Und wenn ihr (wie wir ;-) ) nicht ganz am Puls der Zeit seid, was Musiktrends angeht - hier bekommt ihr ein Update von den jungen Frauen! Nachzuhören ist das Studiogespräch über diesen Link.

Und unter diesem Link könnt ihr einen Beitrag der kija-Mitarbeiterin Joanna Wiseman zum Thema trans* Identitäten bei jungen Menschen an- und nachhören.

Umfragetipp: Im Beitrag im Treffpunkt Pinzgau wird auch der letzte Salzburger Jugendreport besprochen - die aktuelle Umfrage läuft noch bis Ende Dezember und die Studienleiter*innen freuen sich über eine rege Teilnahme!

 


Infos für Eltern und Kinder zu Covid-19 und der Impfung für Kinder

Das Jugendrotkreuz und der Buchklub bieten mit ihrer Kooperation „Gemeinsam lesen” Leseförderung und humanitäre Bildung für Schüler*innen. Ein umfassendes Paket findet sich nun auch zum Thema Coronavirus. Dabei gibt es unter anderem eine wöchentliche Webinarreihe unter dem Titel „Breaking the Wave“, bei der Expert*innen alle Fragen rund um die Schutzimpfung beantworten. Am 9. Dezember um 17 Uhr etwa geht es um jüngere Kinder, die jetzt auch geimpft werden können - unter anderem mit Ursula Wiedermann-Schmidt vom Nationalen Impfgremium. Webinare finden in mehreren Sprachen statt und alle Veranstaltungen können online "nachgeschaut" werden. Für Kinder finden sich außerdem einfache Erklärungen zu unterschiedlichen Themen, wie etwa: Warum uns Masken schützen, Die Impfung ist da!, Eine Impfung für Kinder? oder Wann ist es vorbei?

Die Bundesjugendvertretung bietet ebenfalls eine Reihe von Fakten und Infos zum Thema Impfung an - unter anderem einen Gesprächsleitfaden zur Covid-19-Impfung, der ein gutes Gesprächsklima ermöglichen soll.

Hier finden sich alle weiteren Infos und die Termine für kommende Webinare im Rahmen von "Gemeinsam Lesen"


Die offene Kinder- & Jugendarbeit in 22 Geschichten

In dem eben erschienenen Buch "JUZ - Die offene Kinder- & Jugendarbeit in 22 Geschichten" erzählen 22 junge Menschen von ihren Erfahrungen und Erlebnissen im Kinder- und Jugendzentrum Spektrum. In den Biographien wird deutlich, dass die Treffpunkte in den Stadtteilen ein zweites Wohnzimmer, ein Spielplatz unter dem Dach, eine Beratungsstelle und ein Zufluchtsort vom Chaos zu Hause sind. Die Biographien werden dabei mit den Arbeitsprinzipien der offenen Kinder- und Jugendarbeit verbunden, ohne dass das Geschichtenbuch zum Handbuch wird.

Das Buch ist in der Edition Tandem erschienen und kann hier bestellt werden: www.edition-tandem.at/juz-die-offene-kinder-und-und-jugendarbeit-in-22-geschichten

Die Geschichten in dem Sammelband zeigen, wie wichtig die verbandliche Jugendarbeit ist. Sie sollte deshalb auch in Krisenzeiten unbedingt für junge Menschen erreichbar bleiben. Die aktuellen Regeln, die - wenn nicht gerade Lockdown wäre - gelten, findet ihr übrigens hier. Weitere Infos bietet auch die Homepage des Landesjugendbeirates.


Ein Reisepass für das "Heimatland Erde"

Auch wenn wir es immer wieder gerne vergessen, wissen wir doch: "Es hängt ois zomm". An diese Weisheit soll nun auch die neue Kampagne desAustrian Study Centre for Peace and Conflict Resolution (ASPR) erinnern. Mit ihrem Reisepass für das "Heimatland Erde" wird uns ins Gedächtnis gerufen, dass wir als Menschen eine Schicksalsgemeinschaft sind, die nur zusammen die Krisen, die uns betreffen, überwinden können: die Klimakrise, das Artensterben, (drohende) Konflikte und natürlich die Covid-19-Pandemie.

Die Kampagne umfasst unterschiedliche Möglichkeiten sich zu beteiligen. Für die Arbeit mit jungen Menschen bietet sie Ansatzpunkte für Diskussionen, um ein Bewusstsein für unsere planetare Verbundenheit zu schaffen. Gleichzeitig ermöglicht es die Bastelvorlage für eine Hülle für den "Heimatland Erde"-Reisepass, Unterschiede sichtbar zu machen. So können etwa österreichische Staatsbürger*innen mit ihrem Reisepass in 96 andere Länder reisen, ohne dafür ein Visum zu benötigen - afghanische Staatsbürger*innen können ohne Visa in nur vier Ländern einreisen.

Weitere Infos zur Kampagne finden sich auf der Website des ASPR, unter anderem auch die Bastelvorlage für die Hülle des planetaren Reisepasses.


Laufende Infos rund um die kija Salzburg findet ihr auf www.kija-sbg.at, unter www.facebook.com/kijasalzburg oder auf Instagram. Und folgt uns auch auf TikTok @kija.salzburg oder Snapchat @kija_salzburg

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