Newsletter kija Sbg 04/17
Liebe FreundInnen der Kinderrechte!
Die Diskussion ist so alt wie die Kinderrechte selbst, an ihrer Brisanz hat sie aber nichts eingebüßt. Nun ist sie in Deutschland wieder hochgeflammt? Werden die Rechte der Eltern eingeschränkt, wenn die Kinderrechte in der Verfassung verankert werden? Die Antwort ist klar und deutlich NEIN! Das Wesen der Menschenrechte und auch der Kinderrechte ist das, dass ihre Einhaltung niemals zur Verletzung der Rechte eines anderen Menschens führt. Vielmehr stärkt es die Menschenrechte, wenn sie ausnahmslos für alle Gültigkeit gewinnen. Lesen Sie mehr dazu in diesem Newsletter.
"No one is free until we are all free!"
Martin Luther King
Übersicht
- Internetgefahr: Achtung vor dem "Blauen Wal"
- Neuigkeiten von MutMachen
- Auszeichnung für Open Heart
- Frühe Hilfen noch in den Kinderschuhen
Österreichweites & Internationales
- KIJA-Konferenz in Graz & Bildungsreformgesetz
- Rauchverbot unter 18 ist fix
- Tagung: Lost in Migration
- Deutschland: Kinderrechte vs. Elternrechte
- Kinderrechte "ganz groß" im Parlament
- 300 Euro Rente für ehemalige Heimkinder
Tipps & Termine
Internetgefahr: Achtung vor dem "Blauen Wal"
Die Internet-Challenge (Herausforderung) "Blue Whale", die sich über Social Media unter gefährdeten Jugendlichen sehr schnell ausbreitet, zieht ihre Kreise mittlerweile auch schon im Bundesland Salzburg. Der kija Salzburg sind einige Fälle bekannt, die aber gestoppt werden konnten. Bei "Blue Whale" werden Jugendliche dazu aufgefordert, sich "zu trauen", sich selbst zu verletzen. In der typischen Art eines Kettenbriefes wird gedroht, dass etwas Schlimmes passiert, beispielsweise der Familie etwas zustößt, falls sie den gestellten Aufgaben nicht nachkommen. Die Jugendlichen stehen unter einem enormen Druck und die sogenannten Challenges steigern sich im Extremfall bis zum Suizid.
Bitte seien Sie achtsam, insbesondere wenn sie selbstverletzendes Verhalten von Jugendlichen bemerken oder auch, wenn Jugendliche einen Wal posten. Wenn Sie mitbekommen, dass jemand via Chat aufgefordert wird, sich selbst zu verletzen, bitte DRINGEND bei der kija Salzburg melden!
Neuigkeiten von MutMachen
MutMachen Broschüre
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Mentoringprojektes MutMachen veröffentlichte die kija Salzburg eine Broschüre zum Projekt. Darin finden sich die wichtigsten Meilensteine aus den vergangenen zehn Jahren Projektgeschichte, eine einfache Anleitung dazu, wie man MutMacherIn wird, berührende Geschichten, was eine Mentorenschaft alles bewirken kann, und vieles mehr. Die Broschüre kann in der kija Salzburg kostenlos betellt oder direkt auf unserer Homepage heruntergeladen werden.
Außerdem Neu: Auf der Homepage www.mut-machen.at finden Sie ab sofort Ausbildungs- und Fortbildungstermine aus allen Bezirken übersichtlich zusammengestellt.
Wer will MutMacherIn werden?
Am Donnerstag den 08. Juni 2017 findet in der kija Salzburg (abends) die Ausbildung der kommenden MutMacherInnen statt. Es sind noch Plätze frei. Wer sich also vorstellen kann, für einen jungen Menschen eine Mentorenschaft zu übernehmen, kann sich gerne bei uns melden. Die rechtzeitige Anmeldung ist deshalb wichtig, weil schon vor der Ausbildung ein erstes Kennenlerngespräch stattfinden soll.
Anmeldung
Auszeichnung für Open Heart
Zum fünften Mal vergab dieses Jahr das Bundeskanzleramt einen Preis für besonders innovative und bürgernahe Zugänge in der Verwaltung. In vier Kategorien wurden insgesamt 88 Projekte eingereicht. Die kija Salzburg hatte sich mit Open Heart, ihrem Patenschaftsprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, beworben und wurde zur Finalrunde nach Wien eingeladen. Dort wurden am 24. April die Siegerprojekte ausgezeichnet sowie die Anerkennungen vergeben. Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung in der Kategorie "Diversity, Gender und Integration". In der Begründung der Jury hieß es, dass sich Open Heart durch das Zusammenwirken von BürgerInnen und MitarbeiterInnen des öffentlichen Dienstes besonders auszeichnet.
Und: Wir gratulieren unseren KollegInnen aus der KIJA Wien ganz herzlich, die mit dem "Wiener Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention" einen Preis gewonnen haben.
Zur Presseaussendung; Österreichischer Verwaltungspreis
Sie wollen PatIn werden?
Es gibt aber eine Sache, die für das Gelingen des Projektes noch wichtiger ist als eine Auszeichnung. Nämlich wenn Sie PatIn werden wollen. Der nächste Infoabend für Interessierte und noch Unentschlossene steht bereits fest:
Wann: Do 18. Mai 2017 um 18.30 Uhr in der kija Salzburg
Die Ausbildung startet noch vor den Sommerferien. mail
Frühe Hilfen noch in den Kinderschuhen
"Hilfe auf Verlangen?" Unter diesem Titel stand eine Tagung zum Thema Frühe Hilfen in Salzburg Ende März. Wobei diese Frage - und das wurde auf der Tagung klar - unter ExpertInnen als rein rhetorische Frage gehandelt wird. Eltern sollten eben nicht erst nach Hilfe verlangen müssen, sondern in jedem Fall kurz nach der Geburt einen Hausbesuch und weitere Unterstützung angeboten bekommen. Denn jede Geburt bedeutet eine große Umstellung und kann die Familie in eine Ausnahmesituation versetzen. Ziel ist eine tragfähige Bindung zum Kind zu befördern. Überforderte Eltern dürfen nicht allein gelassen werden, denn diese kann bis zur Kindesmisshandlung führen.
Salzburg ist mit dem Projekt "birdi" auf einem guten Weg und die Finanzierung ist bis 2021 gesichert. Von einem flächendeckenden Aufbau sind wir aber noch weit entfernt. Dazu bräuchte es für das gesamte Bundesland mindestens sieben Vollzeitäquivalente, derzeit stehen aber nur zwei zur Verfügung.
Lehrstuhl
Erfreulich ist, dass es in Salzburg an der PMU nun einen eigenen Lehrstuhl für "Early Life Care" gibt. Universitätsprofessor Heinz Brisch wird dem Thema in Salzburg noch mehr Gewicht verleihen. Die Antrittsvorlesung findet am Mittwoch den 31. Mai 2017 um 19.00 Uhr in der Strubergasse 22 statt.
Anmeldung
Österreichweites & Internationales
KIJA-Konferenz in Graz & Bildungsreformgesetz
Von 29. bis 30. März 2017 fand die 59. Konferenz der Kinder- und JugendanwältInnen Österreichs in Graz statt. Zentrales Thema war neben der Vereinheitlichung des Jugendschutzes und der zunehmenden Diskriminierung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen auch die Situation in den Schulen:
Brennpunkt Schule
Quer durch alle Bundesländer bemerken die Kinder- und JugendanwältInnen einen erhöhten Bedarf an Schulklassen-Workshops, allen voran zum Thema Mobbing. Der Ist-Zustand ist mehr als unbefriedigend, denn seit vielen Jahren weisen die KIJAS auf die hohen Zahlen in Österreich hin. Im internationalen Vergleich gehört Österreich überhaupt zu den Schlusslichtern und hinter den Zahlen steht ein hoher Leidensdruck der betroffenen Jugendlichen. "Neben dem Erreichen der Bildungsziele soll der Fokus der Schulen verstärkt auf der Vermittlung sozialer Kompetenzen liegen," sind sich die Kinder- und JugendanwältInnen einig. Umso bedauerlicher, dass die Weichen hin zur Schule als Lebensraum mit dem vorliegenden Entwurf des Bildungsreformgesetz 2017 nicht gestellt wurden. Zwar sind darin einige gute Punkte erhalten wie z. B. mehr Mitbestimmung für den Schulgemeinschaftsausschuss oder die Möglichkeit für ein freiwilliges zehntes Schuljahr für außerordentliche SchülerInnen (siehe KIJA-Stellungnahme), doch unter dem Strich darf bezweifelt werden, ob die vielen administrativen Neuerungen den erhofften Mehrwert für die SchülerInnen bringen, wenn sie nicht mit einer deutlichen Aufstockung im sozialpädagogischen Bereich (Personal) einhergehen.
Rede einer 17-jährige Schülerin zum System Schule:
Beim Landesjugendredewettbewerb spielte die Schule und die Kritik daran naturgemäß eine wichtige Rolle. Julia Sterzing etwa ging in ihrer spritzigen Rede mit dem Bildungssystem hart ins Gericht. Sie kritisierte das "humankapitalistische Bildungsmanifest, in dem nur die wirtschaftliche Zukunft zählt. Für Lernen für das Leben oder Resilienz bleibe da keine Zeit. Stattdessen wird auf Fehler gedrillt und das Bewertungssystem auf Durchschnitt gepolt - dafür hat's später das Bfi leicht."
Video: Julia Sterzing beim Jugendredewettbewerb 2017
Rauchverbot unter 18 ist fix
Nun ist es fix: Ab Mitte 2018 dürfen auch in Österreich die unter 18-Jährigen nicht mehr rauchen. Darauf haben sich die JugendreferentInnen der Bundesländer Ende März geeinigt. Somit bleiben Belgien und Luxemburg als europäische Länder, in denen Rauchen schon ab 16 erlaubt ist. Die KIJAS Österreich freuen sich über die Einigung, die einen Meilenstein im Bereich des Gesundheitsschutzes von Kindern und Jugendlichen darstellt. Zusätzlich zur Altersanhebung sind aber weitere Maßnahmen wie eine drastische Einschränkung der Zigarettenautomaten im öffentlichen Raum sowie Präventionsprogramme unerlässlich.
Tagung: Lost in migration
Am 5. April luden die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs zur Fachtagung nach Linz ein. Nach einer österreichweiten Tagung im Vorjahr in Sallzburg, bei der es um die Entwicklung und Vernetzung von Patenschafts- und Gastfamilienprojekten ging, war das gemeinsame Anliegen in Linz, die Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Österreich insgesamt zu verbessern und sie international besser zu schützen. Denn Kinder auf der Flucht sind eine besonders vulnerable Gruppe. Häufig werden sie Opfer von Gewaltverbrechen. Interpol spricht von 10.000 verschwundenen Flüchtlingskindern innerhalb Europas. Doch Missing Children Europe geht von einer noch viel höheren Zahl aus. Nach einer Reihe spannender fachlicher Inputs von ExpertInnen konnten am Nachmittag spezifische Fragen in Arbeitskreisen zu den Themen rechtliche Grundlagen, interkulturelle Hintergründe und Betreuung und Therapie vertieft werden.
Mit mehr als 250 BesucherInnen war die Tagung ein voller Erfolg. Die gemeinsame Herausforderung ist, Kinder auf der Flucht zu schützen und sie in den Zielländern gut aufzufangen, damit sie auch in der Gesellschaft nicht verloren gehen.
Deutschland: Kinderrechte vs. Elternrechte
Man kennt das ja, in manchen Entwicklungen ist Deutschland Österreich ein Stückchen weit voraus. Diesesmal stehen die Vorzeichen aber anders. Seit 2011 sind in Österreich zumindest sechs Artikel der Kinderrechtskonvention in der Verfassung verankert. Nun ist die Diskussion auch in Deutschland aufgeflammt. Allerdings gibt es Bedenken, dass die Kinderrechte die Rechte der Eltern schwächen könnten und dem Staat zu viel Einfluss auf die Familie gewähren könnten. Dabei widerspricht es den Menschen- und Kinderrechten, sie gegeneinander aufzurechnen.
- Wenn wir uns also dafür einsetzen, dass Kinder nach der Trennung Kontakt zu beiden Elternteilen haben, sind wir nicht gegen die Emanzipation der Frau!
- Wenn wir fordern, dass durch "Frühe Hilfen" Misshandlungen an Kindern im Kleinstkindesalter vermieden werden können, geht es uns nicht um die Disziplinierung der Eltern und ihren Lebensstil.
- Und wenn wir Jugendliche dabei unterstützen, vor Gericht gut vertreten zu sein, geht es uns nicht darum, den Rechtsstaat zu unterwandern - im Gegenteil!
In einem offenen Brief haben die KIJAS Österreich nun zur Diskussion in Deutschland Stellung bezogen. Mit einer ganz klaren Botschaft:
Kinderrechte sind dazu da, Kinder zu stärken. Aber Kinder, die erfahren, dass Ihre Rechte respektiert werden, lernen auch, die Rechte anderer zu achten.
Kinderrechte "ganz groß" im Parlament
Seit einigen Jahren organisieren die JugendbotschafterInnen der Young Caritas Vorarlberg Ausstellungen an besonderen Orten. Damit wollen sie die Öffentlichkeit für das Thema des globalen Schutzes von Kinderrechten sensibilisieren. Dieses Jahr präsentierten sie am 29. März zehn selbstgemachte Riesen-Figuren in der Säulenhalle des Parlaments. Die zehn Kunstwerke symbolisieren ausgewählte Kinderrechte, vom Recht auf Bildung und auf Meinungsäußerung bis hin zum Schutz vor Gewalt. Die Figuren aus Pappmaché können für Veranstaltungen oder Ausstellungen auch gebucht werden.
300 Euro Rente für ehemalige Heimkinder
Im April hat der Nationalrat das Heimopferrentengesetz beschlossen. Es soll jene Menschen ein Stück weit entschädigen, die als Kinder und Jugendliche in staatlichen und kirchlichen Heimen missbraucht wurden. Durch die Rente kann die Vergangenheit nicht ungeschehen gemacht werden, doch sie ist ein Zeichen für die Anerkennung des erlittenen Unrechts. Die Renten sollen schon ab Juli 2017 ausbezahlt werden und dürfen nicht gepfändet werden.
Tipps & Termine
7. Mai - Jugendwandertag
Die Integrationsplattform eröffnet die heurige Wandersaison mit einem Jugendwandertag in das Gebiet rund um den Untersberg.
Wann: 07. Mai 2017, 11.00 Uhr
Wo: Latschenwirt Großgmain, Buchhöhstraße 122, 5084 Großgmain
Die leichte Rundwanderung dauert etwa zwei Stunden. Nach der Wanderung erwartet die Jugendlichen ein gemütliches Essen im Latschenwirt. Eine gemeinsame Anreise vom Hauptbahnhof aus ist möglich.
"Gemeinsam sicher" - Kinder- und Jugendarbeit im Pinzgau
Im Pongau haben sich die regelmäßig stattfindenden Arbeitskreise zur Kinder- und Jugendarbeit bereits bewährt. Dabei werden zu einem aktuellen Thema in dem jeweiligen Bereich relevante AkteurInnen zum Informationsaustausch mit einem interessierten Publikum eingeladen. Nun hat die kija Innergebirg auch für den Bezirk Pinzgau einen ersten solchen Arbeitskreis initiiert. Beim ersten Treffen geht es um die Vorstellung des Projekts "Gemeisam sicher" der Polizei.
Wann: Mo 29. Mai 2017, 17.30 Uhr
Wo: Schulungsraum des BPK Zell am See, Brucker Bundesstraße 3, 5700 Zell am See
(Eingang über Vorplatz des Ferry-Porsche-Congress-Centers)
Wenn die Polizei gerufen wird, ist es meist schon passiert. Mit der Initiative "Gemeinsam sicher" sollen negative Entwicklungen früh erkannt werden oder erst gar nicht entstehen. Dafür startet die Polizei im Bezirk Sicherheitspartnerschaften.
Im Anschluss stellt die Kinder- und Jugendanwaltschaft ihre Arbeitsschwerpunkte im Bezirk vor.
Ubuntu bedeutet Nächstenliebe
Auch ganz kleine Kinder bekommen mit, dass das Thema Flucht die Gesellschaft beschäftigt. Doch wie erklärt man ihnen kindgerecht die aktuellen Herausforderungen? Am besten mit einer Tierfabel, dachten sich die Salzburger Autorinnen Teresa Thalhammer und Anna Scheiblehner und schrieben ein Buch für den Frieden, die Empathie und die Solidarität:
Einst lebten Elefanten, Affen, Giraffen und Vögel in ihrer eigenen idyllischen Welt. Bis eines Tages ein starkes Unwetter den Vogelwald in Brand setzte und die Vögel flüchten mussten. Zunächst wollte von den anderen Tieren niemand Hilfe anbieten. Erst durch den Rat der weisen Schildkröte Ubuntu bildet sich plötzlich eine Gemeinschaft, die den Vögeln zu Hilfe kam. "Ubuntu und die Vögel" ist ein dreisprachiges Kinderbuch auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Mit dem Erlös werden Flüchtlings-Hilfsprojekte unterstützt.
Das Wort Ubuntu stammt übrigens aus den afrikanischen Bantusprachen und bedeutet Menschlichkeit, Nächstenliebe sowie das Bewusstsein, dass man Teil eines Ganzen ist.
Buch bestellen: mail
Laufende Infos rund um die kija Salzburg erhalten Sie auch auf: www.facebook.com/kijasalzburg
05 7599 729
kids-line: 0800 234 123 (13:00 – 21:00 Uhr)