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Wenn Jugendliche nicht mehr „funktionieren“ …

Wo die kija Salzburg 2015 helfen konnte – und wo nicht.

Bild: Seth Dickens / flickr

Es gibt viele Beratungsstellen für Erwachsene, für fast jede Problemlage. Doch wenn Kinder Sorgen haben, dann fehlen im Bundesland Salzburg, insbesondere in der Region, nach wie vor leicht erreichbare AnsprechpartnerInnen. Deshalb melden sich viele in Not geratene Kinder und Jugendliche mit ihren Sorgen bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg. Zu den Fällen aus dem Vorjahr kamen 1.738 neue Ratsuchende hinzu. 55 Prozent davon waren Burschen, 45 Prozent Mädchen. Die Beratung für alle unter 21 ist kostenlos, und sie wird dringend gebraucht.

Professionalisierung der Unzuständigkeit

Was verbirgt sich aber hinter dieser Zahl? Was sorgt die Jungen und Mädchen? kija-Mitarbeiterin Barbara Frauendorff spricht von sehr komplexen Problemlagen: „Es melden sich zunehmend Jugendliche, bei denen ganz viel zusammenkommt. Sie haben niemanden, der sich mit ihnen auseinandersetzen kann, nicht der Nachbar, nicht die Lehrerin und schon gar nicht die Eltern!“
Wir leben längst in einer Welt, in der Menschen „funktionieren“ sollen. Zeit für soziale Auseinandersetzung ist knapp bemessen. Machen Jugendliche dann Probleme, lautet die Devise, das möglichst rasch in den Griff zu bekommen. Die Lehrerin verweist an den Schulpsychologen und dieser an die nächste Beratungsstelle. Dort stellt man fest, dass die Kinder in ihrem Umfeld ein stärkeres soziales Netz bräuchten. Doch die Eltern sind selbst oft ausgepowert, überhaupt wenn sie alleinerziehend sind. Bei dieser harten Gangart scheiden immer mehr aus. Mit einem mittleren oder eher schlechtem Abschlusszeugnis hat heute niemand mehr eine Chance, durch eigene Initiative eine Lehrstelle zu finden: „Ich hatte Jugendliche, die über zwei Jahre 180 Bewerbungen abschickten und nur Absagen bekamen. Diesen Jugendlichen wird vermittelt, dass sie zu nichts gut sind. Das ist frustrierend, gefährlich und stimmt einfach nicht!“

Jugend massiv un- oder fehlinformiert

Zu dieser angespannten Lage und der wachsenden Armutsgefährdung kommt eine teilweise erschreckende Uninformiertheit oder auch Scham hinzu. Vor allem, was den eigenen Körper und die Sexualität betrifft. 2015 meldeten sich bei der kija Salzburg Mädchen, die seit Jahren ihren Eltern die Periode verheimlichten oder Mädchen, die nach jedem Mal Sex die „Pille danach“ schluckten, weil sie kein besseres Verhütungsmittel kannten. Gerade auf Jugendliche, die aus angespannten familiären Verhältnissen kommen, wirkt sich das sukzessive Einsparen von Aufklärungsworkshops in der Schule, z. B. durch die Aidshilfe, sehr negativ aus. Von dem Recht eines jeden Kindes auf die gleichen Chancen kann man da nicht mehr sprechen.

Hoffnungslose Fälle – Löcher in den Netzen

„Für jedes Problem gibt es eine Lösung!“ – das war und ist eigentlich die Devise der  kija Salzburg. 2015 jedoch waren die BeraterInnen immer wieder mit Situationen konfrontiert, in welchen ihr Handlungsspielraum sehr gering war. Ein Beispiel dafür sind jugendliche Notreisende, die in Salzburg stranden. Aber auch österreichische Jugendliche, die in ihrer Kindheit keine oder zu wenige wirksame Hilfestellungen bekamen, sodass sie ohne Schulabschluss, sozial verwahrlost und auf sich gestellt groß wurden, fallen durch alle Hilfsnetze. Hier gelang es der kija Salzburg leider nicht, für die einzelnen eine Perspektive aus der Ausweglosigkeit aufzuzeigen und eine langfristige Verbesserung der Situation zu bewirken.

Kinder brauchen Herz, Zeit & Mut

Man kann keine Bilanz über das Jahr 2015 ziehen, ohne auf die Flüchtlingsthematik einzugehen. Neben zusätzlichen Hilfestellungen für jugendliche Flüchtlinge in zahlreichen Einzelfällen hat die kija Salzburg mit einer Weiterentwicklung des Mentoringprojektes „MutMachen“ reagiert. Unter dem Namen „Open Heart“ bildete sie rund 60 ehrenamtliche PatInnen aus und vermittelte bereits 22 Patenschaften an unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Aber auch an andere Kinder- und Jugendliche wurden wieder Mentorenschaften vermittelt, so bekamen 16 Mädchen und 18 Buben eine/n MentorIn. Egal ob Patenschaft oder Mentorenschaft, es ist beeindruckend, wie positiv es sich auf die jungen Menschen auswirkt, wenn sich jemand wirklich für sie Zeit nimmt. Umso wichtiger, dass wenigstens das professionelle Netz hält.
„Einsparungen bei Kindern und Jugendlichen sind der falsche Weg“, sagt Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt, „junge Menschen brauchen einen Platz in unserer Welt und sollen sich willkommen fühlen. Die Kinder und Jugendlichen alleine zu lassen bietet Boden für Radikalisierung in jede Richtung.“

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