Newsletter kija Sbg 05/21

Liebe Freund*innen der Kinderrechte!

Unser letzter Newsletter liegt nur wenige Wochen zurück und doch hat sich in der kija Salzburg schon wieder einiges getan. Eine besonders erfreuliche Nachricht des Wonnemonats Mai: außerschulische Kooperationspartner dürfen wieder an die Schulen! Das heißt auch wir können mit unserem - nun auch digital erweiterten - Angebot wieder in die Schule.

Neben den Vorbereitungen für die Workshops stand die letzte Woche ganz im Zeichen des Tags der Menstruation. Mit Postern und kleinen Täschchen im Gepäck schwärmten wir aus, um in aller Frühe kostenlos Binden und Tampons vor verschiedenen Salzburger Schulen zu verteilen. Doch da wir das nicht jeden Tag leisten können, fordern wir einen freien Zugang zu Menstruationsartikeln an Schulen und Universitäten! Mehr dazu (und zu den etwas ernsteren Gründen für unsere Aktion) lesen Sie in diesem Newsletter ...

 

 


kija-Aktion zum Tag der Menstruation

Unter den Schüler*innen sorgte unsere Aktion für viel Gekicher. Denn in den Täschchen, die wir den Mädchen vor den Schulen überreichten, befanden sich Tampons und Binden. Die Reaktionen der Schüler*innen - aber auch die ablehnende Haltung einiger weniger Schulen gegenüber unserer Kampagne - zeigen, wie wichtig es ist, das Thema Menstruation zu enttabuisieren. Noch immer fällt es vielen Mädchen schwer, über ihre Periode zu sprechen, noch immer erfinden viele lieber Ausreden für den Turnunterricht, als das Thema klar zu benennen.

Hintergrund der Aktion, die anlässlich des Tages der Menstruation stattfand, war nicht nur ein Beitrag zur Normalisierung des Themas, sondern vor allem die Forderung der kija nach einem freien Zugang zu Menstruationsartikeln*. Diese sollten in Schulen und Universitäten gratis zur Verfügung stehen - wie es schon in vielen europäischen Ländern der Fall ist. Denn noch immer gibt es „Periodenarmut“. Gerade im Kontext der Pandemie ist eine wachsende Zahl von Familien von Armut betroffen. Für immer mehr Menschen ist es eine Herausforderung, ihre Grundbedürfnisse zu decken - dazu gehören auch Menstruationsartikel.

Wir sagen: Keine junge Frau sollte während ihrer Regel aufgrund ihrer finanziellen Situation Hilfsmittel wie Stofflappen oder Klopapier verwenden müssen. Keine Schülerin sollte deshalb gezwungen sein, zuhause zu bleiben. Es sollte nicht an Direktor*innen und Lehrkräften hängen bleiben, aus eigener Tasche Binden und Tampons für die Schultoilette zu kaufen.

Der 28. Mai war zudem Anlass für einen Austausch zwischen Landesrätin Andrea Klambauer, Primar Thorsten Fischer und Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt in der First Love Ambulanz. Denn auch in den Ambulanzen im Uniklinikum Salzburg und Tauernklinikum Zell am See, die eine Anlaufstelle für alle Fragen rund um Sexualität und Erwachsenwerden bieten, sollen kostenlos Menstruationsprodukte zur Verfügung gestellt werden.

Wie viele Mädchen und junge Frauen von Periodenarmut betroffen sind, soll unsere aktuelle Umfrage beleuchten. In den kija-Etuis fanden die Schülerinnen auch den QR Code zu Fragen wie „Konntest du dir schon einmal Tampons/Binden nicht leisten?“, „War es dir schon mal peinlich, wenn du Tampons/Binden gekauft hast?“ oder „Hast du schon mal in der Schule gefehlt, weil du deine Tage hattest?“ Wir freuen uns übrigens über weitere rege Teilnahme von Mädchen und jungen Frauen bis 21 Jahren an der Umfrage!

Wir danken den beiden Unternehmen DM und Lidl für die Bereitstellung von Menstruationsartikeln für die Aktion!

* Wir haben beschlossen, das Wort "Hygieneartikel" zu vermeiden, da nicht der Eindruck entstehen soll, die Periode sei "unhygienisch".


Workshops an Schulen & online

Lange haben wir darauf gewartet: Seit 17. Mai sind eintägige Schulveranstaltungen wieder möglich und außerschulische Kooperationspartner dürfen unter bestimmten Voraussetzungen wieder an die Schulen. Nach vielen Monaten dürfen auch wir also wieder mit unserem Workshop-Angebot an die Schulen!

Wir waren in dieser Zeit natürlich nicht untätig, sondern haben fleißig an unserem digitalen Angebot gefeilt. In Zusammenarbeit mit der kija Oberösterreich ist das Online-Musical "Alle Kinder haben Rechte" entstanden, das ab sofort für Schüler*innen ab sechs Jahren gebucht werden kann. Auf dieser virtuellen Musical-Bühne können junge Menschen auf spielerische Art und Weise mehr über ihre Rechte erfahren. Neben allgemeinen Informationen über die Kinderrechte steht die Wichtigkeit eines respektvollen Miteinanders und der Akzeptanz des Andersseins im Vordergrund. Sowohl Kinder als auch Erwachsene sollten dazu gewisse „Spielregeln“ einhalten und die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen müssen - so zeigt das Stück - ernst genommen werden.

Zusätzlich sind in den letzten Monaten zwei Videos entwickelt worden, die das Workshop-Angebot bereichern sollen. Während ein Video sich des sensiblen Themas "Häusliche Gewalt" annimmt, behandelt das zweite das "Recht auf das eigene Bild". Die beiden Videos können Sie ab sofort auf unserem Youtube-Kanal ansehen und gerne weiter verbreiten :-)

Nähere Informationen zum Workshop-Angebot der kija erhalten Sie unter kija@salzburg-gv.at bzw. kija.innergebirg@salzburg.gv.at für die Regionen.


Die kija bei den "Corona Lectures" in St. Virgil

Erstmals seit langem in Präsenz: Die "Corona Lectures", die aus einer Kooperation zwischen akzente Salzburg, dem Friedensbüro Salzburg, dem Internationales Zentrum für Ethik und Armutsforschung, der kija Salzburg, der Salzburger Armutskonferenz und dem Verein Spektrum entstanden sind. Dabei stand neben unterschiedlichen Impulsreferaten der Austausch mit der Landesschüler*innenvertretung im Zentrum.

Die Botschaft des Salzburger Jugendreports, dessen Ergebnisse vorgestellt wurden, und der anwesenden Schüler*innen war vor allem: Der Druck in den Schulen ist zu groß. Was es jetzt braucht: Weniger Leistungserwartungen und mehr Raum für Austausch, Reflexion und Verständnis. Die Schüler*innenvertreter*innen wünschen sich einen Unterricht, der sich am echten Leben orientiert und gelebte, wirkungsvolle Mitsprache an den Schulen. Das spiegeln auch Zitate aus dem Salzburger Jugendreport wider:

"Gebt Jugendlichen mehr Raum und nehmt sie und ihre Anliegen ernst, denn nur dann können auch Regeln von ihnen eingehalten werden."

"Ich würde mir wünschen, dass Erwachsene uns besser zuhören."

Eine weitere wichtige Conclusio der Veranstaltung: Kinder und Jugendliche haben in den letzten Monaten Außerordentliches geleistet. Während überall der Ausnahmezustand herrschte, mussten sie weiterhin "funktionieren" und den Lehrplan fast wie bisher abarbeiten. Es ist also längst überfällig, den Kinder und Jugendlichen dafür auch endlich die gebührende Anerkennung zukommen zu lassen!


Österreichweites & Internationales

Ständige Konferenz der kijas Österreichs

Am 11. und 12. Mai fand die Konferenz der Kinder- und Jugendanwält*innen Österreichs statt - zum hoffentlich letzten Mal online. Manuel Schabus von der Universität Salzburg stellte in diesem Rahmen seine Studie „Jetzt sprichst du“ – in der über 5.000 Kinder und Jugendliche zu den Corona-Auswirkungen befragt wurden (wir berichteten im letzten Newsletter) - und seine Petition „Kinder in die Schule“ vor. Raum für Begegnung und Bewegung ist nun angesagt, um die Folgen abzumildern. Es herrschte Einigkeit, dass die Bedürfnisse junger Menschen bei allen Lockerungsmaßnahmen im Zentrum stehen müssen!

Weiters gaben Waltraud Gugerbauer und Martina Wolf von den Kinderschutzzentren einen Einblick in ihr neues Projekt "Safe Places". Gemeinsames Ziel dabei ist, verpflichtende Kinderschutzkonzepte in allen Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, zu verankern. In weiterer Folge soll es in Zukunft auch ein Bundeskinderschutzgesetz geben.

Weitere Tagesordnungspunkte waren der Austausch mit dem Kinder- und Jugendanwalt des Bundes Ewald Filler, Aktivitäten zum 10-jährigen Jubiläum des Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kindern sowie die verbesserte Rechtsstellung geflüchteter junger Menschen. Die kijas Österreichs fordern seit vielen Jahren die rasche Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe bzw. die Übernahme der Obsorge minderjähriger Geflüchteter ab Tag 1 ihrer Identifikation. Da es derzeit mehrere Bestrebungen gibt, dies nun auch gesetzlich zu verankern, wurde die Wichtigkeit auch bei dieser Konferenz betont.

Die zweimal jährlich stattfindende Konferenz wird nach dem Rotationsprinzip im Herbst 2021 in Salzburg stattfinden.


Stellungnahme der kijas Österreichs zum Verbraucherschutzgesetz

In ihrer Stellungnahme zum Gesetzesentwurf nehmen die kijas Österreichs vor allem Bezug auf digitale Leistungen, da diese eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen massiv betreffen. In den letzten Jahren hat sich das digitale Angebot enorm vergrößert und diversifiziert. Umso mehr verwundert es, dass die Auswirkungen der neuen Regelungen auf Kinder und Jugendliche, in dem gesamten, sehr umfassenden Dokumenten keine Erwähnung finden.

Digitale Medien bergen für Kinder und Jugendlichen viele Risiken, zum Beispiel aufgrund des Fehlens von effektiven Altersüberprüfungen. Diese Problematik entsteht unter anderem mangels einer altersentsprechenden Adressierung von Kindern und Jugendlichen, die sich vor allem in dem Fehlen der Bereitstellung von kinderfreundlichen Informationen manifestiert. Die kijas Österreichs fordern daher dringlich, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in diesem Regelungskontext nicht zu vernachlässigen.

Die Bemerkungen im Detail können Sie hier nachlesen.


kijas Österreichs fordern bundesweites Rauchverbot auf Spielplätzen

Artikel 1 des Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kindern hält fest, dass jedes Kind Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen hat. Gerade in Zeiten der Pandemie sind Freiflächen und Spielplätze zentrale Orte für Kinder. Und gerade in Zeiten der Krise ist eine hohe gesellschaftliche Sensibilität und die Schutzfunktion des Staates in allen Lebensbereichen gefordert.

Die kijas Österreichs fordern deshalb ein bundesweites Rauchverbot auf Spielplätzen. Kinder und Jugendliche müssen in jeder Umgebung vor den gesundheitsschädigenden Auswirkungen des Aktiv- und Passivrauchens geschützt werden. Es hat hier schon einige positive Entwicklungen gegeben - wie etwa die Anhebung der Altersgrenze für den Erwerb und Konsum von Tabakwaren auf 18 Jahre oder das Nichtraucher*innenschutzgesetz im Jahr 2019. Doch auch wenn die Anzahl jugendlicher Rauchender seitdem abgenommen hat, liegt die Zahl in Österreich immer noch über dem EU-Durchschnitt. Das Rauchverbot am Spielplatz soll einerseits Kinder vor Passivrauch schützen und das Gesundheitsrisiko durch Zigarettenabfälle verhindern. Andererseits hat es aber auch das Ziel, dem Normalisieren des Rauchens entgegenzuwirken - denn Erwachsene haben eine wichtige Vorbildfunktion.

In einigen wenigen österreichischen Städten und Gemeinden wurden bereits Rauchverbote auf Spielplätzen normiert, die Kinder- und Jugendanwaltschaften rufen dazu auf, diesen positiven Beispielen im kommunalen Bereich zu folgen. Um den Schutz aller Kinder zu gewährleisten, ist eine bundesweite Regelung erforderlich. Es wird daher die Aufnahme eines generellen Rauchverbots auf Spielplätzen im Tabak- und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetz 2019 gefordert.

Die Presseaussendung im Wortlaut finden Sie hier.


Meilenstein: Urteil zu Klimaschutzgesetz in Deutschland

Die kijas Österreichs setzen sich auf allen Ebenen für die Aufnahme des Rechts auf eine intakte Umwelt ein. Nun hat das deutsche Bundesverfassungsgericht am 29. April das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung als in Teilen verfassungswidrig erklärt und damit einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Das Gesetz muss nun bis Ende 2022 nachgebessert werden.

Es ist ein historisches Urteil, denn so hat das Gericht entschieden, dass es ein Grundrecht auf Klimaschutz bzw. den Schutz vor den Folgen der Klimakrise gibt. Durch das Urteil wird Kindern und Jugendlichen das Klagerecht zugestanden, sie können ihre Zukunftsrechte klagen. Dies gilt sogar für ausländische Beschwerdeführer - eine Tatsache, die endlich auch die globale Dimension des Problematik anerkennt.

Der Fokus der Entscheidung lag auf den Freiheitsrechten - und dabei sowohl auf den Freiheitsrechten jetziger als auch zukünftiger Generationen. Wie wir jetzt leben hat Auswirkungen auf die Freiheiten zukünftiger Generationen. Die Freiheitsrechte, so das Urteil, müssen gerecht über die Zeit verteilt werden. Das Gericht verweist dabei auf Artikel 20 des Grundgesetzes, wonach der Staat in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen schützen muss. Die deutsche Regierung muss demnach eine ehrliche Bilanz ziehen und die Freiheitseinschränkungen für Kinder und Jugendliche in der Zukunft benennen. Das heißt, dass die Strategien der Bundesregierung nicht grundsätzlich abgelehnt werden, doch der Druck entsteht, um substantiell nachzubessern.


Tipps

Tagung "Young Rebels" - 1. & 2. Juli

Zwischen 1. und 2. Juli kommen in St. Virgil junge Menschen zu Wort. Gemeinsam mit dem Friedensbüro Salzburg wird hier die Tagung "Young Rebels" organisiert, die unterschiedliche Jugendproteste und Chancen für gesellschaftliche Veränderungen unter die Lupe nimmt. Es soll ein Raum entstehen, um die verschiedensten Initiativen kennenzulernen und in den gegenseitigen Austausch zu treten. Dabei werden schwierige und komplexe Themen keineswegs gescheut - wie etwa die Frage nach dem Einsatz von Gewalt oder Reflexionen über die eigenen Privilegien, die Proteste vielleicht erst möglich machen. Auch der Austausch zwischen den Generationen ist ein wichtiger Bestandteil der Tagung, die sich an Jugendliche, Aktivist*innen und interessierte Erwachsene richtet.

Nähere Informationen finden Sie auf der Website des Friedensbüros und der Homepage von St. Virgil. Und folgen Sie dem Event über den Hashtag #youngrebels2021


Laufende Infos rund um die kija Salzburg findet ihr auf www.kija-sbg.at, unter www.facebook.com/kijasalzburg oder auf Instagram. Und folgt uns jetzt auch auf TikTok @kija.salzburg

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