„Vergesst die Kinder nicht!“ - Kinderrechte in der Covid-19 Pandemie

Die Kinder- und Jugendanwält*innen Österreichs mahnen anlässlich des Internationalen Tages der Kinderrechte am 20. November in ihrem Positionspapier die Kinderrechte ein.

Die Krise trifft uns alle, ganz besonders jedoch junge Menschen. Die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen haben nicht nur Auswirkungen auf ihren Alltag, ihre Beziehungen und ihr Wohlergehen, sondern auch auf ihre Grundrechte - die Kinderrechte. Darauf möchten die Kinder- und Jugendanwaltschaften (kijas) Österreichs an diesem Internationalen Tag der Kinderrechte aufmerksam machen.

Im Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses stehen die Folgen der Pandemie für Wirtschaft, Handel und Tourismus. Hier wird möglichst viel getan, um Schäden einzugrenzen. Anders verhält es sich jedoch bei den Auswirkungen auf junge Menschen. Hier müssen unbedingt Maßnahmen gesetzt werden, um diese abzufedern und auch für Kinder und Jugendliche sollte eine Art Entschädigungstopf für Kompensationsleistungen zur Verfügung stehen. Die kijas Österreichs haben dazu eine Liste von Empfehlungen zusammengestellt.

Aus gegebenem Anlass betrifft eine zentrale Forderung der kijas die unbedingte Vermeidung von Schulschließungen. Diese haben gravierende Auswirkungen auf das Recht auf Bildung und Chancengleichheit. Es sollten daher vorrangig andere Möglichkeiten ausgeschöpft werden - wie etwa eine Mischform von Präsenz- und Fernunterricht und kleinere Gruppen. Kleinere Gruppen ist auch das Stichwort für Kindergärten – hier muss endlich die Finanzierung für einen besseren Betreuungsschlüssel auf die Beine gestellt werden. Zudem bräuchte es rasch rechtliche und faktische Verbesserungen bei den Schulbussen. Da Kinder unter 14 nicht als „volle“ Personen gezählt werden, sind diese heillos überfüllt - dies führt vor allem im Zusammenhang mit der Pandemie zu unverantwortlichen Situationen. Jede*r Schüler*in, egal wie alt, braucht einen Sitzplatz in öffentlichen Verkehrsmitteln!

Eine weitere Forderung betrifft die Versorgung durch Mitarbeiter*innen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe. Diese müssen um jeden Preis erreichbar und handlungsfähig bleiben. Die kijas sprechen sich daher strikt gegen eine Übertragung von Aufgaben für das Contract Tracing an qualifizierte Sozialarbeiter*innen aus und warnen vor einer dadurch in Kauf genommenen strukturellen Kindeswohlgefährdung. Das Positionspapier verweist weiters auf gravierende Lücken in der Gewährleistung der psychischen Gesundheit junger Menschen, die durch die Krise ganz besonders betroffen ist. Unter anderem müssen hier therapeutische Interventionen in Schulen ermöglicht und die mobile Krisenberatung ausgebaut werden. Und: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sie sind daher von den gesundheitsbezogenen Maßnahmen in spezieller Weise betroffen. Deshalb sollten bei ihnen, „gelindere Mittel“ eingesetzt und relevante Information auf kindgerechter Art und Weise vermittelt werden. Die Details dazu und weitere Forderungen finden Sie im Positionspapier der kijas Österreichs.

„Sichern wir jetzt gemeinsam den Kindern und Jugendlichen den Stellenwert und die Chancen, die ihnen zustehen. Wir dürfen der nächsten Generation nicht ihre und damit verbunden auch unsere eigene Zukunft verbauen. Es besteht dringender Handlungsbedarf“, so die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt.