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Beim Wandern redet es sich leichter

Essen, Kochen, Tatort schauen und jede Menge Sport - das verbindet ein Salzburger Paar und einen jungen Geflüchteten aus Afghanistan. Die kija Salzburg sucht für ihr Patenschaftsprojekt mehr Menschen wie sie.

Mohammad mit Patin Traudl am Schoberstein (Attersee)

Bild/privat: Gemeinsame Interessen sind das Um und Auf jeder Patenschaft.

Ein dreiviertel Jahr kennen Geri und Traudl jetzt ihren open.heart-Schützling Mohammad. Aber wenn man den drein so zusieht, wie sie miteinander lachen, kochen, essen und Spaß machen, könnte man meinen, das wäre schon seit immer so. Also essen wir miteinander und plaudern über die Patenschaft. Essen ist ohnehin etwas, was sie leidenschaftlich gerne miteinander tun, oder zusammen Kochen, z. B. Kaspressknödel oder Shakshuka, eine israelische Speise. Essen verbindet eben, egal woher man kommt. Und wenn man einmal wirklich voll ist, dann muss man blitzschnell mit den Armen den Teller abschirmen, sonst lädt Geri den Teller wieder randvoll. Mohammad und Traudl zwinkern sich zu. Dieses Mal waren sie schneller als Geri. 
 
Aber einmal von Anfang an. Wie schafft man das, eine so gut eingespielte Patenschaft zu führen? Hattet ihr nicht Angst, dass euch das zu viel werden könnte, ihr seid ja beide berufstätig und auch in der Freizeit dauernd unterwegs?

Traudl: Es ist ja so, dass wir uns eigentlich keine „extra“ Zeit für Mohammad nehmen, er war einfach von Anfang an bei unserem Alltag mit dabei. Wir haben uns nie was zusätzlich aufgehalst, insofern ist es uns auch nicht zu viel!

Geri: Unsere Motivation war ja, einem jungen Flüchtling, der alles zurücklassen musste, Anknüpfungspunkte an das Leben und den Alltag hier in Österreich zu geben. Wir finden halt, dass jeder das Recht auf einen normalen Alltag hier hat.
Traudl: Und wenn es uns doch einmal zu viel sein sollte, dann kann man das besprechen und sieht sich mal eine Woche nicht oder zwei, dafür sehen wir uns dann wieder einmal drei Tage hintereinander.

Ihr seid ein eingeschworenes Team, lief das gleich von Anfang an so rund?

Geri: Humor ist bei uns ganz wichtig, und Aktivität, sonst sind wir unkompliziert. Wir haben dem Team der kija Salzburg da voll vertraut, dass sie jemanden finden, der gut zu uns passt. Die haben ja auch gleich gemerkt, dass wir eher locker sind und gern was unternehmen.

Traudl: Mohammad ist einfach so ein Netter. Gleich beim zweiten Treffen ist er mit zu uns nach Hause gekommen. Warum auch nicht? Wenn man sonst jemanden netten kennenlernt, lädt man ihn ja auch zu sich nach Hause auf einen Kaffee ein.

Und was war dann eure erste sportliche Aktivität?

Geri: Wir sind gemeinsam auf den Schoberstein am Attersee gegangen. Besonders beim Abstieg sind wir Mohammad kaum nachgekommen.

Mohammad: Da habe ich euch zum ersten Mal von meiner Flucht erzählt …

Wie war das, all die schweren Erlebnisse jemandem erzählen zu können?

Mohammad: Gut. Damals konnte ich zwar noch nicht so gut Deutsch und ich wusste nicht, ob sie alles verstehen, aber danach haben wir uns umarmt. Das hat gut getan.

Traudl: Beim Draußensein redet es sich einfach leichter, auch über schwere Sachen. Man geht nebeneinander her und plötzlich löst sich die Zunge.

Wie macht ihr das eigentlich mit dem Equipment für gemeinsame Outdooraktivitäten?

Traudl: Das Gute ist, dass Mohammad eine ähnliche Schuhgröße hat wie ich. So kann er z. B. meine alten Bergschuhe anziehen.

Geri: Nachdem Mohammad seinen Pflichtschulabschluss bestanden hatte, haben wir ihm zur Feier des Tages einen Beitrag für richtig gute Laufschuhe dazu bezahlt. Als nächstes wollen wir ihm Schifahren lernen, das wird vom Equipment her natürlich etwas aufwändiger ...

Wie geht ihr damit um, dass immer noch nicht feststeht, ob Mohammad Asyl bekommt und hierbleiben kann?

Geri: Darüber sprechen wir ganz offen. Diese Unsicherheit können wir ihm leider nicht abnehmen, damit muss er leben. Oft hilft aber auch Klarheit. Unter den Flüchtlingen kursieren manchmal die wildesten Gerüchte, was man tun oder sagen muss, um nicht abgeschoben zu werden.

Traudl: Manchmal ist die Angst bei Mohammad so groß, dass er gar nicht außer Haus gehen mag. Dann sagen wir ihm, dass er vorbei kommen soll. Zu dritt erträgt sich‘s leichter

Mohammad, vermisst du Afghanistan eigentlich?

Mohammad: Ja. Ich musste ja sehr plötzlich das Land verlassen und konnte mich z. B. von meiner Schwester gar nicht verabschieden. Ich vermisse sie sehr!

Was sind die nächsten Pläne für eure Patenschaft?

Geri: Eine Lehrstelle wäre super, wir üben dafür auch Vorstellungsgespräche durch. Und wir möchten Mohammad dabei unterstützen, seine Schwester wieder zu finden.

Mohammad, was bedeutet dir die Patenschaft?

Mohammad: Geri und Traudl sind für mich wie eine Familie, wir haben auch keine Geheimnisse voreinander.

Traudl (lacht): Naja, ein paar Geheimnisse haben wir vielleiht schon noch vor dir ;-)

Mohammad: Okay, aber ich hab‘ keine vor euch!

Und was macht die „Familie“ noch am Sonntagabend?

Alle drei: Na was wohl, Tatort schauen!

open.heart-Patenschaftsprojekt

Wissenswertes für Outdoor-Fans:

- Alle PatInnen des Projektes sind über das Land haftpflichtversichert
- Bei kleineren Anschaffungen wie z. B. Bergschuhen kann die kija Salzburg vereinzelt Kostenbeiträge leisten.

Im Sommer 2015 hat die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg das Patenschaftsprojekt ins Leben gerufen. Inzwischen wurden mehr als hundert  Ehrenamtliche in sechs Abendmodulen zu PatInnen ausgebildet. Rund 80 Patenschaften wurden vermittelt. Leider warten aber noch immer viele Jugendliche auf eine Patenschaft. Zweimal im Jahr bietet die kija Salzburg eine Ausbildung dazu an und sucht laufend Interessierte. Das Mindestalter beträgt 25 Jahre. 

Bei Interesse einfach melden: 0662-430 550 oder openheart@salzburg.gv.at

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