kija on tour
Jahresschwerpunkt 2008 - 2010
Die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg ist laut gesetzlichen Auftrag für alle Kinder und Jugendlichen im gesamten Bundesland Salzburg zuständig. Tatsächlich kann sie diesen Auftrag jedoch aufgrund eines einzigen Bürostandortes in Salzburg Stadt und geringer personeller Ressourcen nur sehr eingeschränkt wahrnehmen. Wie die meisten Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche ist auch die kija Salzburg nur im städtischen Raum leicht zu erreichen. In einem krassen Widerspruch zur personellen und finanziellen Situation steht die Jahr für Jahr größer werdende Zahl an Hilfesuchenden, die sich an die kija Salzburg wendet.
Diagramm: kija Fallzahlen
Wir kommen euch entgegen ...
Um dennoch für so viele Kinder und Jugendliche wie möglich da sein zu können und dem Stadt/Land-Gefälle aktiv entgegenzuwirken, startete die kija Salzburg im Herbst 2008 die zweijährige Informations- und Beratungstour "kija on tour – wir kommen euch entgegen!". Mit im Gepäck hatte die kija Salzburg on tour ein vielfältiges Programm für die verschiedensten Zielgruppen:
Kinderrechte-Workshop & Infoinput
Volksschulkinder erfuhren beim Kinderrechte-Workshop, welche Kinderrechte es überhaupt gibt und welche Bedeutung diese in ihrem Leben haben. Außerdem lernten sie die kija Salzburg als verlässliche Partnerin kennen, die für sie da ist, wenn der Schuh einmal drückt. In den höheren Schulstufen informierte die kija Salzburg die SchülerInnen über das Jugendschutzgesetz und andere jugendrelevanten Themen. Für Kinder und Jugendliche ist es besonders wichtig, die Namen und Gesichter hinter einer Einrichtung zu kennen. So fällt es ihnen viel leichter, anzurufen, wenn Sie einmal Probleme haben.
Theateraufführungen
Mit der kija Salzburg on tour waren auch einige Theatergruppen. So wurde in jedem Bezirk Theateraufführungen für Kinder veranstaltet. Gemeinsam war den verschiedenen Stücken, dass sie kinderrelevante Themen aufgriffen und diese kindgerecht dem jungen Publikum vermittelten. Die Figurentheatergruppe "Sowieso" thematisiert in ihrem Stück "Das hässliche Entlein" die Themen Ausgrenzung und Mobbing, bei "Mama geht´s heut nicht so gut" zeigte die "theaterachse", wie es Kindern geht, wenn Mama oder Papa trinken und das Kinderrechtemusical der "Traumfänger" begeisterte mit seinen frechen und eingängigen Songs zu den Kinderrechten.
Fortbildung Gewaltprävention
Mobbing und Gewalt in der Schule, aber auch schon im Kindergarten, belasten immer öfter Kinder und Jugendliche. Die kija Salzburg bot im Rahmen ihrer Tour kostenlose Gewaltpräventionsworkshops mit Experten aus dem Bereich der Gewaltprävention für LehrerInnen und KindergartenpädagogInnen an.
Bilderwettbewerb "Recht so!"
Wie sehen Kinder und Jugendlichen eigentlich die Kinderrechte? Das herauszufinden, war der kija Salzburg on tour ein großes Anliegen. Beim Bilderwettbewerb "Recht so!" gab es in jedem Bezirk tolle Preise für den bewegendsten oder treffendsten grafischen Beitrag zu den Kinderrechten.
"kija on tour"-Fragebogen
Begleitend zur Tour führte die kija Salzburg unter den jungen BusbesucherInnen eine Befragung zu kinderrechtsrelevanten Fragen durch, dabei wurden 2.050 verwertbare Fragebögen ausgefüllt. Ziel war es, herauszufinden, was die jungen Menschen in den Bezirken beschäftigt, was sie wollen und woran es ihnen fehlt. Dabei konnte die kija Salzburg eine Vielzahl interessanter Ergebnisse sammeln.
"kija on tour"-Ergebnisse
Der Zuspruch, den das Regionalprojekt in den Gemeinden unter den jungen Menschen auslöste, war überwältigend. Durch Info-Inputs in sämtlichen Schultypen konnte eine große Zahl an Kindern und Jugendlichen erreicht werden. Insgesamt trat die kija Salzburg on tour mit 43.432 Burschen und Mädchen in Kontakt. 16.200 Kinder und Jugendliche besuchten nach den Workshops den kija-Bus, um sich zu informieren, 1.216 Kinder und Jugendliche nahmen die mobile Beratungsmöglichkeit im Bus in Anspruch. 4.547 Kinder und Jugendliche aus den Regionen wendeten sich mit Problemen an das Büro der kija in Salzburg.
Diagramm: Erreichte Kinder und Jugendliche
Viele Kinder und Jugendliche erzählten den kija-MitarbeiterInnen, dass sie keine Stelle kennen, an die sie sich mit ihren Fragen wenden könnten. Diese Rückmeldungen bestätigen die Annahme der kija Salzburg, dass in den Regionen der Bedarf an Beratungen keinesfalls geringer ist als im Stadtgebiet.
Ergebnisse aus den Bezirken:
Lungau ; Tennengau ; Pinzgau ; Pongau ; Flachgau
Bilder Regionalprojekt "kija on tour"
Video "kija on tour"
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Jugendbefragung
Begleitend zur Tour führte die kija Salzburg unter den jungen BusbesucherInnen eine Befragung zu kinderrechtsrelevanten Fragen durch, dabei wurden 2.050 verwertbare Fragebögen ausgefüllt. Es gab zwei verschiedene Versionen des Fragebogens, einen für ältere, einen für jüngere Kinder und Jugendliche. Ziel war es, einen Einblick in die regionale Umsetzung der Kinderrechte, Mitsprache und Partizipation, Konfrontation mit Gewalt, sowie über die Möglichkeit, als Kind bzw. Jugendliche/r regional Informationen und Hilfestellung bei Problemen zu erhalten, zu bekommen. Der Fragebogen wurde zu 48,4 Prozent von Burschen und zu 51,6 Prozent von Mädchen ausgefüllt. Am stärksten vertreten war die Altersgruppe der Elf- bis 14-Jährigen.
Fragebogenergebnisse
Ganz allgemein gesagt fiel der kija Salzburg auf, dass viele Kinder und Jugendliche durch den Besuch der Kinder- und Jugendanwaltschaft erstmals erlebten, dass ihre Meinung gefragt ist und ernst genommen wird. Der Großteil der befragten Kinder und Jugendlichen setzte sich sehr ernsthaft mit den Fragen auseinander.
Diagramme:Fragebogenauswertung
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Wissenschaftliche Evaluation
Das Regionalprojekt "kija on tour" war in seiner Form einzigartig, herausfordernd und hat einen Sturm an Zustimmung ausgelöst. Nicht zuletzt deshalb wurde es von zwei jungen Forscherinnen wissenschaftlich begleitet:
"kija on tour" und die Erwachsenen
Die Erziehungswissenschafterin Johanna Reschreiter ging mit ihrer Masterarbeit "20 Jahre UN-Kinderrechtskonvention: Sind die Kinderrechte in den Köpfen der Erwachsenen angekommen?" der Frage nach, ob "kija on tour" auch auf die Erwachsenen in den Bezirken Auswirkungen hatte und führte zu diesem Zweck ausführliche Interviews mit Eltern, LehrerInnen und EntscheidungsträgerInnen im Lungau.
Die Resultate der qualitativen und quantitativen Untersuchung der Studie stützen die Thesen, dass die Bekanntheit der Kinderrechte durch das Projekt stieg. Es wurden Gespräche, Diskussionen und Entwicklungen ausgelöst. Aufgrund der Information und Auseinandersetzung mit den Kinderrechten kam es bei einem Teil der Erwachsenen zu einer pädagogischen Wissenserweiterung und Einstellungsänderung.
Die Ergebnisse der Studie von Frau Reschreiter sprechen für eine hohe Qualität des Projekts „kija on tour“ und zeigen eine breite Wirkung nicht nur bei 43.432 Kindern und Jugendlichen, die während des Projekts erreicht wurden, sondern auch bei Eltern, Lehrpersonen, PolitikerInnen und der Bevölkerung. Sie stellt fest, dass trotz allem noch massive Defizite in der Förderung der Akzeptanz und Einhaltung bzw. Realisierung der Kinderrechte bestehen. "Hier muss an Politik, Schule und Gesellschaft appelliert werden, an diesem Thema dranzubleiben, hinzuschauen anstatt wegzuschauen und weitere Maßnahmen zu setzen, um einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel hervorzurufen", so die Wissenschafterin.
Johanna Reschreiter, Masterarbeit
Mobile Jugendarbeit
Die Fachhochschulabsolventin Olivia Stoll ging im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit der Frage nach, wie sich das Beratungsangebot am Land, insbesondere im Pinzgau, gestaltet. Dabei stellte sich heraus, dass allgemein gesagt das niederschwellige Angebot fehlt. Olivia Stoll konnte feststellen, dass "kija on tour" als Angebot sehr erfolgreich war, "doch um nachhaltig arbeiten zu können, braucht es noch mehr", so die Wissenschafterin. Dabei weist sie darauf hin, dass die Ergebnisse von "kija on tour" als Grundlage verwendet werden sollten. Mobile Beratungsmöglichkeiten und eine starke Vernetzung sind dabei hervorzuheben.
Olivia Stoll, Bakkarbeit01 ; Bakkarbeit02