Newsletter kija Sbg 02/21

Liebe Freund*innen der Kinderrechte!

Die Schulen haben wieder offen. Es ist ein Satz, den wir im letzten Jahr ungewöhnlich oft verwendet haben und der auch diesmal eine gewisse Erleichterung bringt. Kinder und Jugendliche haben nun wieder die Möglichkeit, zu einer gewissen Tagesstruktur zurückzukehren und Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen. Sie haben wieder regelmäßig Kontakt mit Pädagog*innen und Abwechslung vom "Distance Learning". Auch wenn anfangs so manche Skepsis gegenüber der "Nasenbohrertests" geherrscht hatte, ist die Bereitschaft von Kindern und Eltern an diesen teilzunehmen groß. Wir haben eine Presseaussendung zu diesem Thema verfasst, in der unter anderem eine junge Expertin zeigt, wie einfach so ein Test durchzuführen ist - allerdings mit einer kleinen Warnung: Es kitzelt!

Gleichzeitig gilt aber auch: Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation und Schulen können nicht einfach zum "Business as usual" zurückkehren. Wir müssen dringend den Druck, der auf Schüler*innen lastet, reduzieren - vor allem in Bezug auf Prüfungen und Leistungskontrollen. Stattdessen muss die Aufmerksamkeit nun auf der Stärkung von Resilienzen und dem Ausbau von Ressourcen liegen.

Was es sonst noch Neues in der Welt der Kinderrechte gibt - zum Beispiel in Bezug auf die neue Kindeswohl-Kommission - lesen Sie in diesem Newsletter!

 


Erweiterung der kija-Innergebirg

Seit Jahren ist das Regionalbüro der kija personell unterbesetzt, doch in Zeiten der Pandemie hat sich der gestiegene Bedarf an niederschwelliger Beratung noch einmal verstärkt bemerkbar gemacht. Umso mehr freut es uns, dass nun ein erster Schritt des Ausbaus der regionalen Arbeit - wie auch im Koalitionsvertrag vorgesehen - gelungen ist und wir eineinhalb neue Dienstposten für die kija Innergebirg dazu bekommen haben. Aus dem Bewerbungsverfahren für die erste neue Stelle ging dabei die langjährige freie Mitarbeiterin Christina Scherer erfolgreich hervor. Seit 22. Februar 2021 unterstützt sie das Team in der Regionalstelle. Und bald wird es hoffentlich einen weiteren Anlass zur Freude geben - wenn größere Büroräumlichkeiten in Bischofshofen folgen!


Österreichweites & Internationales

Kindeswohl-Kommission darf keine Alibi-Aktion sein

In Folge der Abschiebung von Wiener Schüler*innen, die in Österreich aufgewachsen und zuhause waren, hatte die Regierung die Schaffung einer Kindeswohl-Kommission angekündigt. Mittlerweile steht das fünfköpfige Team fest. Auch wenn ihre Expertise in die Untersuchung einfließen soll, sind die kijas Österreichs personell leider nicht in der Kommission vertreten. Dieser gehören - neben Irmgard Griss - Hedwig Wölfl, Psychologin und Geschäftsführerin der Kinderschutzzentren "Möwe", Ernst Berger, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Menschenrechtsexperte Helmut Sax und Reinhard Klaushofer, Professor an der Salzburger Universität und Leiter des Instituts für Menschenrechte, an. Im Zentrum wird die Frage stehen, ob das Kindeswohl in Asyl- und Bleiberechtsentscheidungen ausreichend gewürdigt wird - denn Artikel 1 des Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kinderngibt vor, dass das Kindeswohl immer vorranging berücksichtigt werden muss.

Die kijas Österreichs begrüßen die Schaffung der Kindeswohl-Kommission, betonen aber, dass dies keine Alibi-Aktion bleiben darf. Die Abschiebungen der Wiener Schüler*innen hat klar gezeigt, dass es enorme Lücken im System gibt. Hier war das Kindeswohl keineswegs vorrangig berücksichtigt worden. Laut Judikatur des Eurpäischen Gerichtshofs für Menschenrechte muss im Fall einer Rückführung begründet werden, warum im Einzelfall die öffentlichen Interessen an der Aufenthaltsbeendigung schwerer wiegen, als die Interessen des Kindes an der Fortsetzung des Aufenthalts. Bei in Österreich verwurzelten Kindern oder Jugendlichen ist dies schwerlich argumentierbar.

Bereits 2015 haben die kijas, neben vielen anderen Empfehlungen, auch eine „echte“ Kindeswohlprüfung im gesamten Verfahren, insbesondere im Fall einer Abschiebung gefordert, und zwar anhand der Kriterien "nachvollziehbar, verpflichtend und umfassend". Bindung und Sozialisation an und in Österreich, Dauer des Aufenthalts im Verhältnis zum Alter, physische und psychische Gesundheit, Traumafolgen, Zugang zum Gesundheitssystem, (Über)lebens-, Bildungs- und Entwicklungschancen im Herkunftsland - um nur einige zu nennen - sollen individuell und vorrangig von unabhängigen Expert*innen geprüft werden.

Weitere Vorschläge fanden sich in zahlreichen Presseaussendungen der kijas Österreichs in den letzten Jahren - wie etwa die Bestellung eines Kinderbeistands oder einen erleichterten Zugang zur Staatsbürgerschaft in Österreich geborener Kinder, wie es in anderen europäischen Ländern schon der Fall ist.

Mitte des Jahres sollen die Ergebnisse der Kommission als Bericht veröffentlicht werden. Wir hoffen, dass unsere Forderungen dabei berücksichtigt werden.


Land Salzburg: Gleichstellung physischer und psychischer Gesundheit

Gerade in der letzten Zeit sind Stimmen immer lauter geworden, die mahnen, beim Schutz der physischen Gesundheit nicht auf die psychosozialen Folgen und das seelische Wohlbefinden zu vergessen. Kinder und Jugendlichen waren in den letzten Monaten verstärkt von psychischen Probleme betroffen - in Form von Ängsten, Depressionen oder Essstörungen. Dies ist nun endlich auch in der Berichterstattung und im öffentlichen Diskurs angekommen.

Ein Zeichen dessen ist unter anderem der Beschluss des Salzburger Landtags, die Gleichwertigkeit von psychischer und physischer Gesundheit anzuerkennen. Dies soll zu einer Verbesserung des niederschwelligen Zugangs zu Präventionsangeboten und Beratungsleistungen für Kinder und Jugendliche in den Bereichen Psychotherapie, Ergotherapie und Logopädie führen.

Zudem wäre es nun essentiell, Freizeit- und Sporteinrichtungen der offenen und verbandlichen Jugendarbeit zu öffnen, um es jungen Menschen zu ermöglichen, den dringend nötigen, regelmäßigen Kontakt mit Gleichaltrigen wieder im Alltag zu verankern. Dies wären wichtige erste Schritte in die richtige Richtung!


Neue Studie: Selbstdarstellung in Sozialen Netzwerken

Selfies sind zwar immer noch "in", doch eine neue Studie von saferinternet.at zeigt, dass Soziale Netzwerke inzwischen mehr zum Kontakthalten als zum "Posen" genutzt werden. Alle Befragten der Studie waren ausnahmslos in den Sozialen Medien aktiv, im Durchschnitt treten sie mit elf Jahren sozialen Netzwerken bei. Dabei nutzen sie zwischen zwei und drei Plattformen.

Stand früher die Selbstdarstellung im Vordergrund, so ist nun das Kontakthalten mit anderen die Hauptfunktion von Sozialen Netzwerken. Das zeigte sich schon vor Covid-19 und hat sich seither verstärkt. Soziale Netzwerke sind gerade jetzt eine wichtige "digitale Nabelschnur". Auf die Kommunikationsfunktion folgt die Nutzung der Netzwerke für Information und Unterhaltung, erst dann geht es den Befragten um "Selbstdarstellung".

Auch die beliebtesten Plattformen wurden abgefragt. An erster Stelle steht dabei Whatsapp, gefolgt von Youtube und Instagram. Auch Snapchat ist immer noch beliebt und neu dabei ist die Videoplattform TikTok. Die "Good News" von unserer Seite - die kija Salzburg ist auf fast allen dieser Plattformen vertreten, auch auf der immer beliebteren Gaming-Plattform Discord!

Doch auch negative Erfahrungen wurden im Rahmen der Studie abgefragt. So gaben 22 Prozent der Teilnehmenden an, dass schon einmal Bilder gegen ihren Willen geteilt worden waren und 17 Prozent waren bereits mit Gerüchten über ihre Person konfrontiert gewesen. Immerhin 16 Prozent berichten, dass die eigenen Eltern online peinliche Dinge über sie verbreitet haben. Das klingt im ersten Moment vielleicht amüsant, doch Eltern müssen sich hier ihrer Verantwortung bezüglich der digitalen Privatsphäre ihrer Kinder (die auch in die Zukunft reicht - denn das Internet vergisst nie) bewusst sein.

Hier finden Sie die Studie zum Nachlesen


EU-Befragung von 10.000 jungen Menschen

Im Rahmen einer Umfrage der EU-Kommission gemeinsam mit UNICEF, ChildFund Alliance, Eurochild, Save The Children und World Vision wurden 10.000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren zu ihrem Befinden und ihren (Zukunfts-)Wünschen befragt. Der daraus entstandene Bericht „Unser Europa. Unsere Rechte. Unsere Zukunft“, wurde am Dienstag vorgestellt und steht hier zum Download bereit.

Wichtige Ergebnisse des Berichts:

  • Eines von fünf Kindern wächst unglücklich auf und sieht sorgenvoll in die Zukunft.
  • Eines von zehn Kindern berichtet von psychischen Problemen oder Symptomen wie Depression oder Angst. Davon sind vor allem Mädchen und ältere Kinder betroffen.
  • Eines von drei Kindern erfährt Diskriminierung oder Ausgrenzung. Unter jungen Menschen mit Behinderungen, Migrationserfahrung oder solchen, die sich als LGBTQ+ identifizieren, steigt dies sogar auf 50 Prozent.
  • Drei Viertel der befragten Kinder fühlen sich in der Schule wohl, aber die Mehrheit wünscht sich Veränderungen in ihrem Schulalltag.
  • 88 Prozent der Befragten sind sich der Klimakrise bewusst.

Die Stimmen der Kinder und Jugendlichen sollen nun die künftige EU-Strategie für die Rechte des Kindes und die sogenannte „Kindergarantie“ beeinflussen!


Tipps

Politik am Ring: Kinder in der Krise

In der Sendung "Politik am Ring" diskutieren jeden dritten Montag im Monat Bereichssprecher*innen der fünf Fraktionen des Nationalrats und Fachleute über aktuelle Gesetzesvorhaben und Geschehnisse. Am 15. Februar standen die Auswirkungen von Corona auf das Leben von Kindern und Jugendlichen am Programm. Neben den Diskutant*innen der verschiedenen Parlamentsklubs waren Univ.-Prof. Dr. Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien, und Isabella Steger von der Bundesjugendvertretung zu Gast. Diskutiert wurden die Folgen der Pandemie für junge Menschen, bisherige Regierungsmaßnahmen und Vorschläge und Forderungen für die Zukunft. Ein Konsens trotz parteipolitischer Differenzen: Wir haben es zwar nicht mit einer verlorenen Generation zu tun, aber wir müssen alles tun, um das Entstehen dieser auch in Zukunft zu vermeiden.

Die Sendung zum "Nachschauen" finden Sie in Mediathek des Parlaments.


"Die gefragte Frau" zum Nachhören

Zu Gast bei der letzten SN-Podcast-Folge von "Die gefragte Frau" war die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. Beim Gespräch mit Katharina Maier ging es um die Auswirkungen von Corona-Maßnahmen auf junge Menschen, Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche und wichtige Maßnahmen, die nun gesetzt werden müssen, um die negativen Auswirkungen der Pandemie großflächig abzufangen.

Den ganzen Podcast zum Nachhören finden Sie unter diesem Link.


Neue Website "Salzburger Sozialunterstützung"

Wie wir im letzten Newsletter berichtet haben, wurde mit ersten Jänner 2021 die Mindestsicherung durch das neue Salzburger Sozialunterstützungsgesetz ersetzt. Um einen Überblick über die wichtigsten Änderungen und einen Wegweiser durch das Förder-Labyrinth anzubieten, haben die Salzburger Armutskonferenz, die Caritas und die Arbeiterkammer eine neue Website ins Leben gerufen.

Auf www.sozialunterstützung-salzburg.at finden sich umfassende Informationen zum Anspruch auf Sozialunterstützung und die Rechte und Pflichten von Bezieher*innen. Die äußerst übersichtliche Website bietet außerdem Infos & Tipps zur Antragsstellung und Beratungsmöglichkeiten und ein Online-Rechner ermöglicht es, schnell und einfach auszurechnen, ob ein Anspruch auf Sozialunterstützung besteht.

Die kija Salzburg bleibt weiterhin mit anderen Kooperationspartnern vernetzt (wie der Salzburger Armutskonferenz oder dem Runden Tisch für Menschenrechte u. a.), um die zu erwartenden negativen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche zu beobachten und zu bekämpfen.


Vortragsreihe "Gesundes Salzburg" - Corona & Early Life Care

Die Vortragsreihe "Gesundes Salzburg" wird von der Österreichischen Gesundheitskasse und dem Kuratorium für psychische Gesundheit in Kooperation mit den Salzburger Nachrichten, der Salzburger Woche und dem ORF Radio Salzburg organisiert. Am 9. März findet in diesem Rahmen ein Vortrag zum Thema "Corona und Early Life Care" statt. Zu Gast ist dabei Selina Ismair von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität. Mit Moderator Ralf Hillebrand wird sie über die Herausforderungen für Kinder und Familien während der Pandemie sprechen, aber auch ganz besonders Bezug nehmen auf Resilienzfaktoren, die Familien helfen, widerstandsfähig gegen die stressvollen Lebensereignisse im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise zu sein.

Der Vortrag wird via Livestream übertragen. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.SN.at/live


Unser Tipp zum Schluss: Humor ist wichtig!

Ein wichtiges Rüst- und Werkzeug der kija-Mitarbeiter*innen: Humor. Deshalb ließen sich die Team-Mitglieder nicht lange bitten, als es hieß "digitaler Fasching". Die Kostüme reichten von kämpferisch über herzig zu "was ich so zuhause rumliegen hatte". Zum Lachen brachten sie uns alle, auch wenn wir die Krapfen danach alleine essen mussten ;-)

Mögen uns Humor und Teamgeist weiterhin stärken, um in den kommenden Monaten das Bestmögliche für Kinder und Jugendlichen zu erreichen!


Laufende Infos rund um die kija Salzburg findet ihr auf www.kija-sbg.at, unter www.facebook.com/kijasalzburg oder auf Instagram.

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