… hier bist du niemals falsch
Unter 21 muss man sein, das ist die einzige Voraussetzung. Ansonsten kann man selbstverschuldet oder völlig willkürlich in eine missliche Lage geraten sein, arm sein oder überbehütet aufwachsen, in Tamsweg, Kabul oder Aigen das Licht der Welt erblickt haben, männlich, weiblich oder auch divers sein. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg und ihre Zweigstelle in Innergebirg sind die erste Anlaufstelle, wenn es Probleme gibt.
Und Probleme hatten die Heranwachsenden im abgelaufenen Jahr oft!
Niederschwellig – im wahrsten Sinn des Wortes
2.793 Heranwachsende wandten sich 2019 hilfesuchend an die Kinder- und Jugendanwaltschaft. Der konstant hohe Zuspruch hängt mit der Unabhängigkeit und den Grundsätzen der Breatungsstelle zusammen. Hier wird gemeinsam besprochen, welche Schritte als nächstes gesetzt werden. Dabei ist die kija außer dem betroffenen Kind niemandem Rechenschaft schuldig. Das ist die Grundvoraussetzung. Nur so können auch Heranwachsende, die mit einer Behörde in Schwierigkeiten geraten sind oder es zu Hause nicht mehr aushalten ohne Angst vorbeikommen. Ist die Geschichte mal am Tisch, kann Schritt für Schritt an einer guten Lösung gearbeitet werden. 1.396 Beratungen, also 50 Prozent, fanden 2019 persönlich statt. Dieser hohe Wert in Zeiten von Social Media zeigt, wieviel Wert die Jugendlichen auf Vertraulichkeit und Beziehung legen.
Damit Jugendliche auch in Zukunft den AnwältInnen auf ihrer Seite ihr Vertrauen schenken, muss die Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit der kija Salzburg auch räumlich gegeben sein:
„Niemand holt sich Hilfe, wenn der Konfliktpartner möglicher Weise nur ein Büro weiter sitzt. Deshalb brauchen wir - sollten wir übersiedeln müssen – im Sinne der Niederschwelligkeit ein geeignetes, kinder- und jugendgerechtes Gebäude, getrennt von Ämtern und Behörden“, betont Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt.
Sehr spezifische Rechtsauskünfte
Darüber hinaus landen Tag für Tag sehr spezifische Anfragen zu Rechtsauskünften, die sich aus dem Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen ergeben, in der kija Salzburg:
- Darf ein achtjähriges Kind allein mit dem Zug nach Linz fahren, wenn es dort vom Bahnhof abgeholt wird?
- Darf auf Sportwoche ein männlicher Begleiter die Mädchenzimmer beaufsichtigen?
- Ist die Zustellung eines RSa Briefes an den elterlichen Haushalt rechtmäßig, wenn doch der eigentliche Lebensmittelpunkt in einer Jugend-WG ist?
- Wie erfolgen Unterhaltszahlungen, wenn der Vater im Ausland lebt?
Die Multiprofessionalität des kija-Beratungsteams ermöglicht es, Antworten auf derlei Fragen zu finden.
Gut vernetzt gegen Mobbing
Betrachtet man die Themen der Jugendlichen genauer, zeigt sich, dass Mobbing noch immer sehr viele junge Menschen belastet. 592 Kinder und Jugendliche wandten sich 2019 mit dieser Sorge an die kija Salzburg. Dennoch trägt die Bewusstseinsarbeit aus den letzten Jahren sichtlich Früchte. So bemerkt kija-Mitarbeiterin Marion Wirthmiller eine Verschiebung bei den Anfragen:
„Die PädagogInnen sind mittlerweile noch besser informiert und handeln rascher. Auch der verstärkte Einsatz der Schulsozialarbeit hat dazu geführt, dass Probleme besser erkannt und bearbeitet werden. Wir bemerken, dass wir nun schon früher hinzugezogen werden. Das ist natürlich gut, denn zu diesem Zeitpunkt kann noch viel leichter interveniert werden. Gemeinsam mit den verschiedenen PartnerInnen an den Schulen können wir zum Glück oft erfolgreich gegen das Mobbing in den Klassen vorgehen.“
Nicht zu unterschätzen sind jedoch die psychischen Belastungen, die aus ungelösten Mobbingsituationen resultieren. Aber auch sonst wandten sich im letzten Jahr 1.078 Burschen und Mädchen an die kija, die unter Schulangst, Leistungsdruck, Essstörungen, Ängsten, Sucht oder anderen Symptomen litten.
Vor der Beratung - Schulklassenworkshops
Bevor Kinder und Jugendliche jedoch Hilfe holen, müssen sie wissen, dass es überhaupt eine Beratungsstelle für sie gibt. Die kija Salzburg kommt daher regelmäßig mit Workshop zu Jugendveranstaltungen, in die Schulen oder lädt Schulklassen zu sich ein. Hier erfahren die SchülerInnen Grundlegendes über ihre Rechte, z. B. dass Gewalt in der Erziehung niemals in Ordnung ist. 2019 fanden 175 Workshops mit 4.123 TeilnehmerInnen statt. Sind die kija-BeraterInnen erst einmal im Klassenzimmer, bemerken die SchülerInnen rasch, dass sie sich ihnen anvertrauen können. 456 SchülerInnen, also elf Prozent der Workshop-Teilnehmerinnen, nutzten die Gelegenheit, nach dem Workshop einen Beratungstermin zu vereinbaren –selbstverständlich kostenlos & vertraulich!