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Was Kinder jetzt besonders belastet

Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt im Interview mit dem Landesmedienzentrum zur schwierigen Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Andrea Holz-Dahrenstaedt im Homeoffice

Bild: Wöchentlich rufen mehr als 60 Kinder und Jugendliche unter der Beratungsnummer der kija Salzburg an.

Wie arbeitet die kija derzeit?

Das Team der kija Salzburg arbeitet derzeit aus dem Homeoffice. Telefonisch haben wir unsere Beratungszeiten ausgedehnt und sind unter 0662-430 550 montags bis donnerstags von 10.00 bis 18.00 Uhr und freitags von 10.00 bis 15.00 Uhr erreichbar. Für Kinder und Jugendliche, die lieber chatten als zu telefonieren, gibt es unter dem Link https://discord,gg/sj6mnUG die Möglichkeit, direkt via Chat mit einem Berater oder einer Beraterin zu schreiben. Alle sonstigen Anfragen über kija@salzburg.gv.at werden ebenfalls beantwortet. Kinderrechtsrelevante Infos finden sich außerdem auf unserer Homepage www.kija-sbg.at, auf facebook oder Instagram.

Welche Hauptanliegen haben Ihre KlientInnen zu Zeit?

Die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wirken sich auf Kinder und Jugendliche sehr stark aus. Die Anfragen sind sehr vielschichtig und unterschiedlich:

  • Gerade am Beginn herrschte viel Unsicherheit darüber, wie viel Nähe innerhalb der Familie erlaubt ist. Manche wussten nicht, ob sie z. B. mit der Mama noch kuscheln dürften. Viele hatten Sorge, möglicherweise jemanden angesteckt zu haben.
  • Während diese Fragen noch relativ leicht zu beantworten waren, wurde es bei Kontaktrechtsfragen schwieriger, insbesondere, wenn sie Familien betrafen, wo ein Elternteil in Deutschland wohnt oder aber das Kind in einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft aufwächst. Für diese Kinder werden sehnlichst nach Ostern Lockerung der Bestimmungen erwartet.
  • Auch das Thema Schule kam häufig vor, besser gesagt die Probleme, die sich aus dem home-schooling ergaben: Fehlende PC-Ausstattung, Überforderung, datenschutzrechtliche Fragen etc.
  • In einer sehr schwierigen Lage befanden sich auch etliche Jugendliche mit psychischen Belastungen, die verfrüht aus einer (Reha-)klinik entlassen worden waren und aufgrund der Kontakteinschränkungen bei keinem Therapeuten andocken konnten.
  • Geflüchtete Jugendliche hingegen reagierten vielfach mit extremer Beunruhigung oder sogar einer Retraumatisierung. Auch Kriege beginnen häufig mit Ausgangsbeschränkungen - viele von ihnen mussten solche Szenarien schone miterleben.
  • Familien mit eingeschränkten Wohnraum wurden besonders hart von den gesperrten Schulen, den Ausgangsbeschränkungen und den geschlossenen Parks und Spielplätzen getroffen. Durch fehlende Ausweichmöglichkeiten stiegen Nachbarschaftskonflikte an.
  • Jugendliche hingegen, die oft nur geringfügig die Beschränkungen übertraten, waren manchmal mit unverhältnismäßig hohen Geldstrafen konfrontiert.

Was belastet momentan am meisten?

Zusätzlich zu den kollektiven Unsicherheiten und Ängsten gibt es spezifische Belastungen, die Kinder und Jugendliche in ihrem gesunden Aufwachsen beeinträchtigen oder sogar gefährden. Dazu zählen der Verlust von wichtigen und schützenden Bezugspersonen im Alltag (z. B. der Großeltern), der Wegfall der Tagesstruktur sowie die gestrichenen Kontakte zu der so wichtigen Peergroup, der eingeschränkte Bewegungsradius - der diametral zu ihrer Entwicklung verläuft – sowie Überforderung durch E-Learning und dauergestresste Eltern.

Grundsätzlich verschärfen Isolation und existentieller Druck die Gefahr für Kinder, Opfer von familiärer Gewalt zu werden. In großer Sorge sind wir daher um die Kinder und Jugendlichen, die in einem hochstrittigen oder gewaltbelasteten Familienklima aufwachsen. Sie sind dieser Belastung nun verstärkt und ohne Unterbrechung ausgesetzt. Dazu kommt, dass viele persönliche Unterstützungsangebote für Familien auf den Onlinebereich ausweichen mussten oder nur noch eingeschränkt stattfinden.

Insgesamt zeigte sich sehr deutlich, dass die Beschränkungen Ungleichheit verstärken und diejenigen, die schon vorher Probleme hatten, besonders hart - manchmal sogar existentiell - treffen!

Wieviele KlientInnen konnten Sie telefonisch/per Mail betreuen und beraten in der letzten Zeit?

Im Schnitt klingelt bei uns das Beratungstelefon 60 bis 70 Mal pro Woche (laut Aufzeichnungen 64 Mal im Wochenschnitt). Nicht berücksichtigt sind dabei unsere MutMachen- und open.heart-Kinder. Sie werden nach und nach aktiv von uns kontaktiert. Den jungen Geflüchteten bereitet die Sorge darüber, wie sich der unverschuldete Jobverlust auf ihr Asylverfahren auswirken könnte, schlaflose Nächte. Aber auch viele von den MutMachen-Kindern sind besonders unter Druck. Zum Glück bleiben die engagierten Ehrenamtlichen telefonisch weiterhin gut mit ihren Schützlingen in Kontakt und versuchen, sie zu trösten und ihnen weiterzuhelfen. Ein Highlight in den letzten Wochen war sicherlich, dass wir über Videochat eine Patenschaft vermitteln konnten. Der betroffene Jugendliche hat sich gefreut „wie ein Schneekönig“, dass gerade jetzt nicht auf ihn vergessen wurde.

Wie konnte geholfen/unterstützt werden?

Sehr unterschiedlich. Manchmal ging es einfach um das Recherchieren von schwer zugänglichen rechtlichen Informationen, manchmal einfach darum, zuzuhören und die Kinder allein durch das Ernstnehmen ihrer Situation zu beruhigen und aufzubauen. Oft waren wir aber auch ganz konkret gefordert, zum Beispiel, wenn es darum ging, einen Laptop zu organisieren, einen ausständigen Krankenversicherungsbeitrag einzuzahlen, oder eine Therapeutin zu finden, die schon Online-Therapie durchführte. Auch durch telefonische Vermittlungsgespräche, etwa bei Problemen rund um das Besuchsrecht oder Nachbarschaftsstreitigkeiten, konnten etliche Situationen beruhigt werden. Grundsätzlich sind unsere Hilfsangebote immer sehr individuell auf das jeweilige Kind abgestimmt.

Und natürlich gilt auch jetzt, dass jeder Schritt nur im Einvernehmen mit dem Kind/Jugendlichen gesetzt wird!

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