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Soziale Konflikte „normal“ lösen lernen …

2016: 2.544 Einzelfälle, starke Nachfrage in Innergebirg und Mobbing schon in der Volksschule.

Symbolbild: Carina Czak

Bild: Die kija Salzburg unterstützt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 bei Sorgen und Fragen aller Art.

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg berät Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene im Bundesland Salzburg, wenn ihre Rechte missachtet werden, sei es von Gleichaltrigen, Eltern oder Behörden. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich und jeder Schritt wird genau mit den jungen KlientInnen besprochen. Das führt zu einem hohen Vertrauensgrad zwischen Jugendlichen und BeraterInnen. Viele Jugendliche, die schon mal in der kija waren, haben später weniger Scheu, sich Hilfe zu holen, wenn sie nicht weiter wissen. So können Probleme früher erkannt und besser gelöst werden.

2.544 Kindersorgen

2016 suchten 2.544 junge Menschen zum ersten Mal bei der kija Salzburg Rat. Das sind um 46 Prozent mehr als im ohnehin schon starken Jahr 2015. Der Anstieg lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen:

  • Für die Funktion der kinderanwaltlichen Vertrauensperson fürs „Großwerden außerhalb der Familie“ bekam die kija Salzburg einen zusätzlichen Mitarbeiter.
  • Im Juli 2016 eröffnete die kija Salzburg einen Bürostandort in Bischofshofen, der zweimal die Woche besetzt ist.
  • Im Herbst 2016 folgte die Aufstockung der regionalen Beratungsstunden Innergebirg auf eine Vollzeitstelle.

Ein weiterer Grund für die hohe Zahl an Anfragen sind die Aushöhlung von sozialen Netzen, der Mangel an leistbarem Wohnraum bei gleichzeitigem Spardruck bei psychosozialen Einrichtungen. Mitunter sind die Wartefristen auf Unterstützung einfach zu lange. Insbesondere Alleinerzieherinnen trifft das doppelt hart. Denn wenn Hilfssysteme nicht mehr greifen, zeigt sich das als erstes bei den Kindern und Jugendlichen, deren Familien nicht mehr die Ressourcen haben, ihre Kinder bei Problemen aufzufangen.

Jugendliche in der Region haben auf kija gewartet

Besonders stark genutzt wurde das Beratungsangebot der kija Salzburg im vergangenen Jahr in den  regionalen Bezirken. Vergleicht man die Beratungszahlen wird deutlich, dass dort die Zahl der „Neufälle“ sehr hoch ist, während in der Stadt Salzburg und Umgebung Kinder und Jugendliche überwiegen, die schon zuvor in der kija Salzburg zur Beratung waren. Viele SchülerInnen aus Innergebirg nutzten die Möglichkeit, nach einem Workshop in der Klasse einen Beratungstermin auszumachen. Die Vielfalt an Themen, die dann von den Kindern und Jugendlichen abgefragt wurde, zeigt, dass der Informationsstand am Land aufgrund weniger kinder- und jugendspezifischer Angebote deutlich geringer ist als in der Stadt.

 

Diagramm: Mit 611 Beratungen war der Tennengau 2016 der stärkste Bezirk.

Der Bezirk mit den meisten Einzelfällen war 2016 der Tennengau. Einerseits kamen sehr viele Anfragen aus dem Lammertal, einer immer noch stark abgeschiedenen Region mit allen damit verbundenen Problemen für junge Leute. Auf der anderen Seite kam es im Tennengau zu Jahresbeginn 2016 zu einem Teenagersuizid, der in Folge viele MitschülerInnen und FreundInnen in eine Krise stürzte. Eine zeitintensive Krisenintervention konnte zum Glück weitere Kurzschlusshandlungen verhindern.

"Wichtig ist, dass Hilferufe von Kindern und Jugendlichen frühzeitig erkannt und auch beantwortet werden - und zwar auch außerhalb der Amtsstunden, denn Krisen halten sich nicht an Öffnungszeiten“, so Kinder und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. „Die kija Salzburg hat dazu im letzten Jahr dem Landtag ein Suizidpräventionskonzept vorgelegt, das neben der integrativen Versorgung einen Ausbau der psychosozialen Angebote auf verschiedenen Ebenen, insbesondere in der Region, vorsieht.“

Kinder nicht schwieriger, aber Umgang schlechter

Eines der gravierendsten Probleme für Salzburger Kinder und Jugendliche heißt nach wie vor Ausgrenzung - Mobbing - Gewalt, und zwar sowohl im Internet als auch in der Schule. Das ist zwar seit Jahren bekannt, flächendeckende schulinterne und nachhaltige Lösungen abseits des Einzelfalls wie Schulsozialarbeit an allen größeren Schulstandorten oder eine Mobbinginterventionsstelle nach dem Vorbild Oberösterreichs fehlen aber noch immer. Die kija Salzburg kommt mit der Bearbeitung von Anfragen verzweifelter SchülerInnen jedenfalls kaum nach. Zwar kommen die meisten Anfragen immer noch von der Gruppe der Elf- bis 14-Jährigen, gleichzeitig konnte die kija Salzburg beobachten, dass auch immer mehr Volksschulkinder (!) betroffen sind. Je früher das Mobbing einsetzt, desto nachhaltiger wird das Vertrauen in soziale Beziehungen beschädigt. Wird in diesem frühen Stadion nicht richtig reagiert, beginnt für die SchülerInnen in der Regel ein langer Leidensweg.

Dabei sind die SchülerInnen 2016 nicht unbedingt schwieriger als früher. Was jedoch anscheinend abgenommen hat, ist die Fähigkeit, mit sozialen Reibereien umzugehen. Viele sind schlicht nicht in der Lage, die Grenzen ihrer MitschülerInnen zu erkennen. Manchmal trägt auch das Verhalten der Eltern zur Eskalation eines Konflikts bei, beispielsweise wenn nach einer altersüblichen Auseinandersetzung der Anwalt eingeschaltet wird.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt, den die kija Salzburg auch 2016 fortführte, betraf die Unterstützung von Flüchtlingskindern. Sie haben laut UN-Kinderrechtskonvention (Artikel 22) Anspruch auf besonderen Schutz und Förderung, die Realität sieht in vielen Bereichen jedoch anders aus. 326 Anfragen (12,8 Prozent der Fälle) kamen im vergangenen Jahr aus dem Themenbereich Flucht und Migration.

Abseits der Beratungen

Die Beratungen sind aber nur ein Teil der Arbeit der kija Salzburg. Unterstützung bekommen Kinder und Jugendliche auch durch Patenschaften und Mentorenschaften, die die kija Salzburg vermittelt. 2016 bekamen insgesamt 85 Kinder und Jugendliche eine ehrenamtliche Person zur Seite, die sie durch die Zeit des Erwachsenwerdens begleitet. Außerdem fanden rund 150 kija-Workshops in Schulklassen statt. Dabei erfuhren mehr als 4.600 SchülerInnen, dass die Kinderrechte für ALLE Kinder gelten, ganz egal, woher sie kommen und wie sie aussehen!

Aktueller Tätigkeitsbericht

Wer mehr über die Aktivitäten der kija Salzburg erfahren möchte, dem sei der aktuelle Tätigkeitsbericht empfohlen. 58 Seiten, vollgepackt mit Workshops, Beratungen, Projekten und Initiativen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, informieren über die tägliche Arbeit der Interessensvertretung. Neben den drei Hauptkapiteln zu Beratung, Information und Interessensvertretung gibt es Einblicke in die Aktivitäten aus den Bereichen "Flucht & Ankommen", "Großwerden außerhalb der Familie" und "Jugenddelinquenz". Der Tätigkeitsbericht kann kostenlos in der kija Salzburg bestellt oder heruntergeladen werden.

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