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Kinderrechte in der Krise

Präsentation des Sonderberichts "Kinderrechte und Corona" in Wien

Pressekonferenz des Netzwerks Kinderrechte. © Daniela Köck

Die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs (kijas Ö) sind Teil des Netzwerks Kinderrechte, das am dritten Jahrestag des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 seinen Sonderbericht „Kinderrechte und Corona“ präsentierte. Der Bericht entstand im Wesentlichen aus einer Online-Vortragsreihe („Mittagspause“), in welcher die Bewältigung der Pandemie unter dem Fokus der Kinderrechte aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wurde. Salzburgs Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt fasste in einer Pressekonferenz des Netzwerks Kinderrechte am 16.3.2023 in Wien die Standpunkte und Perspektiven für die kijas Ö zusammen:

Die kijas haben bereits in ihrer ersten Stellungnahme am 30.3.2020 (!) vor den negativen Auswirkungen der Pandemiebekämpfungsmaßnahmen gewarnt und in zahlreichen weiteren explizit einen Schutzschirm für Kinder und Jugendliche gefordert. Allen voran die Einbindung von Kinderrechtexpert:innen in allen Krisenstäben und die Abwägung des Kindewohls als vorrangiger Gesichtspunkt bei sämtlichen Entscheidungen. Tatsächlich war dieses in der Bundesverfassung verankerte Prinzip im Bewusstsein von Politik und Entscheidungsträgern, aber auch in der Berichterstattung in den ersten zwei Corona-Jahren so gut wie nicht vorhanden.

Kaum eine der knapp zehn Stellungnahmen im Jahr 2020 wurde medial aufgegriffen. Es stand rein die Bekämpfung des Virus im Vordergrund, ohne die Kollateralschäden auf die psychische Gesundheit junger Menschen zu bedenken bzw. waren andere Interessen, wie zB die der Wirtschaft, des Tourismus oder prestigeträchtiger Sportevents, vorrangig. Wenn von vulnerablen Gruppen gesprochen wurde, so waren es ausschließlich ältere Menschen. So mag es auch nicht verwundern, dass alle Studien zu ähnlichen Ergebnissen führen: „Die Situation von jungen Menschen ist den Politiker:innen nicht wichtig“ (70 % JuCVo III Studie) oder „unsere Interessen werden bei der Bekämpfung der Pandemie nicht berücksichtigt“ (80% Sora-ö3 Studie), so die Aussagen junger Menschen.

Bis zu 40 Prozent psychisch belastet

Erst als die Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgrund der dort notwendig gewordenen „Triage“ (d.h. nicht alle Kinder und Jugendlichen, die einer Behandlung bedurften, konnten stationär aufgenommen werden) Alarm schlug, griff man das so lange Zeit vernachlässigte Thema der psychischen Gesundheit auf. Kein Wunder, vergeht mittlerweile kaum ein Tag, an dem nicht in nationalen und internationalen Studien die besorgniserregende Zunahme an psychischen Belastungen einhergehend mit ebensolchen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen aufgezeigt wird. Die Rede ist von einem Drittel bis zu 40 Prozent, die eine deutlich schlechtere Lebensqualität haben und psychisch belastet sind.

Hat sich der UN-Kinderrechtsausschuss schon in seinem jüngsten Bericht an Österreich im März 2020, also vor der Pandemie (!), über die Häufigkeit an psychischen Erkrankungen und Störungsbildern bei Kindern und Jugendlichen besorgt gezeigt und dringend empfohlen, ausreichend Dienste und Ressourcen bereitzustellen, um den Bedarf in allen Bundesländern abzudecken, ist dieser Mangel des chronisch unterfinanzierten Gesundheitssystems für Kinder und Jugendliche nun um ein Vielfaches evidenter.

Den Druck herausnehmen

Die Schulschließungen, vor denen auch die kijas gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde im Jahr 2020 gewarnt hatten, sind mittlerweile offiziell als Fehler eingestuft und die Bedeutung der Schule als zentraler Lebensraum für soziale Beziehungen anerkannt. Umso wichtiger wäre es JETZT, dass ALLE im Schulbereich Verantwortlichen - vom Ministerium bis hin zu den Schulleitungen und Pädagog:innen - sämtliche Spielräume nutzen, um Pädagogik, soziale Kompetenzen und das Miteinander in den Vordergrund zu stellen und den Druck herauszunehmen. Einseitige Konzentration auf Leistung und Testungen verstärkt jedenfalls die Belastungen.

Psychosoziale Fachkräfte an jeder Schule

Wie auch die Jugendlichen selbst im Mental Health Volksbegehren gefordert haben, sollen zusätzlich zu den Lehrpersonen psychosoziale Fachkräfte integrativer Bestandteil einer jeden Schule sein. Und diejenigen, die es pandemiebedingt aus dem System Schule „gespült“ hat, die die nicht mehr den Mut oder die Kraft hatten, in das Regelwerk zurückzukehren, bedürfen ganz besonderen Augenmerks und maßgeschneiderter Übergangsbegleitung: sei es durch Online-Unterricht, aufsuchende pädagogische und psychologische/psychiatrische Unterstützung, niederschwellige Projekte angegliedert an Jugendzentren etc., um einen Weg zurück aus chronischem Schulabsentismus zu finden.

Anerkennung und lessons learned

Die Liste der Empfehlungen ist lang, einige wichtige davon sind: Kinder und Jugendliche um Entschuldigung bitten, was wir ihnen zugemutet haben, Kompensationsleistungen zur Schadensbegrenzung bereitstellen (frei nach dem Motto: koste es was es wolle…) und ihnen Anerkennung aussprechen, für das, was sie gelernt und geleistet haben. Und hoffentlich: lessons learned, damit bei der allfälligen nächsten Krise Kinder und deren Rechte stärker im Blick sind und eine Hauptrolle spielen. Der Bericht „Kinderrechte und Corona“ soll ein Beitrag dazu sein.

 

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