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kija Salzburg erhöht Druck

2011 stand für die kija Salzburg ganz im Zeichen der politischen Überzeugungsarbeit. Als Salzburger Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche setzte sie den Fokus auf einige große Kinderrechte-Baustellen: Mobbing unter Gleichaltrigen, familiäre Gewalt, fehlende Vertrauenspersonen für fremduntergebrachte Kinder und Jugendliche & regionale Benachteiligung. In allen vier Bereichen werden Kinder diskriminiert. Die kija Salzburg hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Kindern zu ihrem Recht zu verhelfen. 2012 wird die kija Salzburg den eingeschlagenen Kurs deshalb mit erhöhtem Druck fortsetzen.

Bub springt über aufgeblasene Weltkugel.

Bild: 2012 müssen die großen Salzburger Kinderrechte-Baustellen angepackt werden.

1. Regionalisierung

Während der  Regionaltour "kija on tour – wir kommen euch entgegen!" machten die Beratungen der kija Salzburg in der Region 76 Prozent aller Einzelfälle aus, nach der Tour ist ihr Anteil wieder zurückgegangen (aktuell liegt er bei 63%). Sowohl die Zahlen als auch die Erfahrungen zeigen, dass es in der Region eine kontinuierliche Beratungstätigkeit und Interessensvertretung vor Ort braucht, will man die jungen Menschen erreichen. Gerade bei schwerwiegenden Problemen stehen Kinder und Jugendliche am Land oft völlig ohne Hilfsnetz da.

Fallbeispiel:

Besonders drastisch zeigt das der Fall zweier 13-jähriger Mädchen, die sich vergangenes Jahr nach einem Schulklassenworkshop zum Thema Mobbing an eine kija-Beraterin wandten. Der Fall war so lange unbemerkt geblieben, dass die Mädchen bereits psychosomatische Symptome aufwiesen. Zudem waren die alltäglichen Quälereien in der kleinen Gemeinde nicht auf den Bereich Schule beschränkt geblieben, sondern hatten sich wie ein Lauffeuer auf den gesamten Freizeitbereich der Mädchen ausgeweitet. Egal, wo sie auf Gleichaltrige trafen, sie wurden systematisch "fertig gemacht". Die kija Salzburg initiierte in Folge Gesprächsrunden mit der Schulleitung, den LehrerInnen und den Eltern und bewirkte, dass sich die Schule aktiv gegen das Mobbing stellte. Für die kija Salzburg bedeutete die Bewältigung des Falls von der Stadt aus einen erheblichen Zeitaufwand aufgrund der örtlichen Distanz (Fahrtkosten etc.). Für die Mädchen war es reines Glück, dass die kija Salzburg zufällig an ihre Schule kam, sie hätten sonst nicht gewusst, wem sie ihre Probleme anvertrauen hätten können.


Die kija Salzburg kann mit ihren 4,2 regulären Dienstposten von der Stadt aus dem Auftrag, die Interessen aller Kinder des Bundeslandes zu vertreten, nicht nachkommen. Daher legte die kija Salzburg ein Konzept für eine kija-Regionalstelle vor. 2011 wurde das Thema im Salzburger Landtag behandelt, bis zum März 2012 soll ein Konzept zur effektiven kija-Regionalarbeit vorgelegt werden. Aktuell wäre zwar im Pongau eine Bürogemeinschaft mit Akzente Salzburg möglich, doch fehlt es der kija Salzburg an personellen Ressourcen, um den Standort zu besetzen.

2. Mobbing an Salzburgs Schulen

2011 arbeitete die kija Salzburg verstärkt zum Thema Mobbing und Gewaltprävention. 3.200 Jugendliche wurden dabei erreicht, 24 Prozent aller Beratungen der kija Salzburg drehten sich 2011 rund um Konflikte zwischen Gleichaltrigen. Das Thema lässt keine Schule und keine Klass kalt. Aus der Vielzahl der gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen leitete die kija Salzburg die Forderung nach dem Ausbau der Schulsozialarbeit und der Errichtung einer Gewalt- und Mobbingpräventionsstelle ab. Diese Forderungen wurden den wichtigsten AkteurInnen im Bereich der Gewaltprävention und den EntscheidungsträgerInnen im Bereich der Schulpolitik präsentiert. Für 2012 ist bereits ein "Runder Tisch" zu dem Thema fixiert, die kija Salzburg wird dort erneut die dringliche Notwendigkeit eines weitsichtigen Konzeptes zur Gewalt- und Mobbingprävention darlegen.

3. Vertrauensperson für fremduntergebrachte Kinder & Jugendliche

In den letzten Jahren hat die Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle in staatlichen und kirchlichen Institutionen schmerzhaft bewiesen, dass Gewalt nicht nur in Familien zugegen ist, sondern auch in Internaten, Heimen und Betreuungseinrichtungen. Um Kinder künftig bestmöglich vor dieser Gewalt zu schützen, wurde vom Familienministerium ein Arbeitskreis – unter Beteiligung der KIJAs Österreich - ins Leben gerufen, der einen Leitfaden für sozial-pädagogische Einrichtungen entwickelte. Ein zentraler Punkt des Leitfadens beinhaltet die Forderung nach externen Vertrauenspersonen. Diese sollen Zugang zu den Einrichtungen haben und den Kindern als unabhängige Kontaktpersonen dienen, an die sie sich niederschwellig mit kleinen und großen Problemen wenden können. Bisher gibt es eine solche Ombudsperson erst in Wien und in Niederösterreich, die KIJAs Österreich fordern jedoch für jedes Bundesland eine solche Vertrauensperson.

4. Familiäre Gewalt

Körperliche Gewalt betrifft – in einem strafrechtlich relevanten Ausmaß – 25 Prozent aller Kinder1 , dennoch bleibt diese Gewalt häufig verborgen. Das liegt zum einen an der Furcht der Betroffenen und der Schwierigkeit, vertrauenswürdige AnsprechpartnerInnen für ihre Probleme zu finden, auf der anderen Seite daran, dass die TäterInnen häufig jene Menschen sind, die die Kinder eigentlich beschützen sollten. Auch Österreich ist hier kein Land der Seligen. Trotz Gewaltschutzgesetz verzichten nur 30 Prozent der Eltern2  gänzlich auf Gewalt in der Erziehung. Hochgerechnet bedeutet das, dass in Salzburg für mindestens 25.000 Kinder und Jugendliche häusliche Gewalt Realität ist. Die Folgen der Gewalt sind dauerhafte körperliche und seelische Schäden. In punkto Gewaltschutz braucht es daher zum einen eine offensive Informationspolitik, denn immer noch glauben viele Eltern, dass Schlagen ab und an "okay sei", zum anderen muss die Handlungsfähigkeit der Jugendwohlfahrten verbessert werden. Im Entwurf des neuen Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetzes sind zumindest einige Verbesserungen, z. B. das Vier-Augen-Prinzip, enthalten, die Umsetzung wird jedoch durch eine seit Jahren andauernde Auseinandersetzung zwischen Bund und Ländern blockiert.

1 Deegener & Körner 2005, WHO 2003, US Dep Health & Sciences 2002
2 Gewaltbericht 2009 / BMWFJ

 

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