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„So was schauen wir sonst nie!“

Bericht zu den Kinderrechte Filmtagen 2017

v. li.: Antonia Feichtenschlager, Andrea Holz-Dahrenstaedt, Marietta Oberrauch, Veronika Weis & Thomas Schuster

Bild: Die zufriedenen VeranstalterInnen der Salzburger Kinderrechte Filmtage

Erfolgreich gingen die 2. Salzburger Kinderrechte Filmtage vergangene Woche zu Ende. Von 13. bis 16. November 2017 wurden insgesamt sieben Filme aus sieben verschiedenen Ländern gezeigt, darunter zwei Österreichpremieren. Gemeinsam war den Filmen, dass sie sich um das Thema „GROß werden“ jenseits der Bilderbuchfamilie drehten. 1.012 BesucherInnen, überwiegend junges Publikum von der Volksschülerin bis zum angehenden Kindergartenpädagogen, kamen bei freiem Eintritt zu den Vorführungen ins OVAL in den Europark.

Wer lebt denn schon in einer Bilderbuchfamilie?

Die hohe BesucherInnenzahl ist zwar erfreulich, noch wichtiger war es den VeranstalterInnen aber, mit den SchülerInnen ins Gespräch zu kommen. Schließlich hat jede/r eine Idee davon, wie die perfekte Bilderbuchfamilie aussieht, aber nur die wenigsten wachsen auch in so einer Familie heran. Ziel der Filme war es, das Verständnis für andere Formen des Aufwachsens zu stärken und den SchülerInnen zu vermitteln, dass es okay ist, wenn sie eben etwas anders aufwachsen. Denn unabhängig davon, ob ein Kind in einer Wohngemeinschaft oder bei den Eltern, bei der alleinerziehenden Mutter oder in einer Familie mit Suchtproblematik aufwächst, entscheidend ist, ob stabile Bindungen dem Kind Sicherheit und Halt zu geben vermögen.

Tag 1 - In Beziehung bleiben

 Eröffnet wurden die Filmtage mit der Österreichpremiere des packenden Films „Short Term 12 – Stille Helden“. In dem Film schafft es Grace, die toughe Betreuerin einer Jugend-Wohngemeinschaft, das Vertrauen der 15-jährigen Jayden zu gewinnen, die unter der Gewalt ihres Vaters leidet. Das gelingt dadurch, dass sie zu ihm hält, auch wenn dieses unausstehlich ist oder versucht, abzuhauen. Dieses Mitgehen ist es, das Markus Manzinger, Geschäftsführer von Rettet das Kind und früher selbst in einer Wohngemeinschaft tätig, in der Diskussion nach dem Film als entscheidenden Faktor in der Betreuung hervorhebt: „Manchmal ist es dafür notwendig, offizielle Wege oder fixe Arbeitszeiten zu verlassen – fast immer wird dieses „Dranbleiben“ von den Jugendlichen aber belohnt.“ Ist die Vertrauensbasis erst einmal geschaffen, ist Raum für weitere Entwicklung gegeben. Das bestätigt auch Mirjam Schneeberger, die selbst als Jugendliche in einer Wohngemeinschaft aufgewachsen ist und jetzt in der Jugendarbeit erfolgreich tätig ist.

Tag 2 – Mehr als nur Hollywood

Mit einem niederländischen Film über die Suche eines Buben nach seinem Vater starteten wir in den zweiten Tag. Die NiederländerInnen sind ohnehin die Meister des guten Kinderfilms, nicht alle dieser Filme sind aber auf Englisch oder Deutsch verfügbar. „Der stärkste Mann von Holland“ wurde deshalb in Originalsprache gezeigt. damit das junge Publikum auch folgen konnte,  sprachen die Salzburger SchauspielerInnen Ulrike und Peter Arp den deutschen Text dazu live ein. Wer so etwas noch nie erlebt hat, wird sich wundern, wie das denn funktioniert. Alle die anwesend waren, vergaßen aber im Handumdrehen, dass der Text nicht von der Filmrolle kam. So lernten die SchülerInnen am ersten Vormittag gleich zwei wichtige Dinge: Zum einen, dass es wichtig ist, seine Wurzeln zu kennen, und zum anderen, dass es in der Welt des Kinos noch viel mehr zu entdecken gibt als die Blockbuster aus Hollywood.

Weiter ging es dann mit einem Film aus dem südamerikanischen Raum. „Rara“ erzählt die wahre Geschichte einer Mutter, die den Obsorgestreit um ihre Töchter verliert, weil der Vater vor Gericht die gleichgeschlechtliche Partnerschaft seiner Exfrau gegen sie ins Treffen führt. Die SchülerInnen der NMS Lehn, die sich unter der Leitung von Lehrerin Alexandra Bruckmoser vorab eingehend mit den Filmen beschäftigt hatten, fanden dieses Ende ganz besonders ungerecht. Sie plädierten für eine Fortsetzung des Films, in dem der Wille der Mädchen mehr Gehör finden sollte. Trotz der Kritik am traurigen Ende empfanden es die SchülerInnen aber als gut, den Film gesehen zu haben: „Normaler Weise schauen wir uns solche Filme nicht an, gefallen hat es uns aber schon, weil wir hier viele neue Sichtweisen kennenlernen!“ Alexandra Bruckmoser verriet uns auch, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema der Klasse sehr viel gebracht hatte. Die anfängliche Skepsis wich zusehends der Neugier, ungewohnte Fragen zu diskutieren. Dass eine Familie auch aus zwei Müttern bestehen kann, störte am Ende des Tages niemanden mehr.

Tag 3 – „Du kannst alles werden, was du willst!“

Tag drei startete mit dem ans Herz gehenden Animationsfilm „Mein Leben als Zucchini“, der wieder das Großwerden außerhalb einer Familie thematisierte. Nach der Vorführung stand kija-Mitarbeiter Hermann Lasselsberger, der für die Probleme und Sorgen von WG-Kindern zuständig ist, dem Publikum Rede und Antwort. Er erzählte wie das Leben in den Wohngemeinschaften in Salzburg so abläuft und räumte ein, dass eine leise Sehnsucht nach einer „heilen Familie“ fast jedes WG-Kind begleitet. Nichtsdestotrotz erleben viele Kinder die WG-Jahre als sehr gute Jahre. In der WG ist es nie langweilig, immer ist jemand zum Spielen da und so manche/r hat beim WG-Urlaub zum ersten Mal das Meer gesehen. Und: Manche Kinder finden in der Wohngemeinschaft Freundschaften, die ein Leben lang halten.

Um 11 Uhr ging es dann mit dem Salzburger Kinoereignisses des Jahres 2017 weiter. „Die beste aller Welten“ ist und bleibt DER Salzburger Publikumsmagnet. Der Film erzählt aus der Perspektive eines Kindes vom Aufwachsen mit einer drogensüchtigen Mutter. Es ist die Geschichte des Regisseurs Adrian Goiginger, der den wissbegierigen SchülerInnen nach dem Film Frage und Antwort stand. Während es Goiginger verstand, seine persönliche Sicht auf das Erlebte anschaulich zu vermitteln, erklärte kija-Mitarbeiterin Cornelia Grünwald, früher selbst Jugendamtssozialarbeiterin, aus professioneller Sicht, wie in ähnlichen Fällen die schwierige Frage zu beantworten ist, ob das Kindeswohl in der Familie noch gewahrt ist. In dem genannten Film wächst der Bub ja im Suchtmittelmilieu auf, nimmt daran jedoch offensichtlich keinen Schaden. Grünwald erklärt das durch die innige Beziehung und die große Liebe zwischen Mutter und Kind: „Trotz ihrer Suchterkrankung schafft es die Mutter, ihrem Sohn zu vermitteln, dass er etwas ganz Besonderes ist, dass er alles schaffen kann, was er wirklich will, und dass er natürlich auch ein Abenteurer werden kann.“ Dieses starke Selbstbild – im Fachjargon spricht man auch von Resilienz – macht den Buben widerstandsfähig gegen die negativen Erlebnisse in seinem Umfeld.

Besonders an Eltern und ein Fachpublikum richtete sich die zweite Österreichpremiere „Draußen ist Sommer“. Der Film zeigt, wie Kinder unter unausgesprochenen Familienkonflikten leiden, aber auch, welche Kräfte die Hauptprotagonistin entwickelt, um die schwierige Situation zu überwinden. Im Anschluss an den Film gab es die Möglichkeit, Fragen zum Thema Trennung und Scheidung an kija-Mitarbeiterin und Kinderbeiständin Barbara Erblehner-Swann zu stellen.

Tag 4 – Geht euren Weg, wir stärken euch den Rücken

Mit dem wunderbaren feel-good Film „Verstehen Sie die Béliers?“ endeten die Salzburger Kinderrechte Filmtage. Der Film zeigt, wie das Mädchen Paula zwischen Verantwortung für ihre gehörlosen Eltern und eigenen Wünschen und Bedürfnissen ihren eigenen Weg sucht und findet. Im Anschluss an den Film fand noch eine kleine Übungseinheit mit Gebärdendolmetscherin Nina Blaser statt, die dem begeisterten Publikum die Gebärden für „ich heiße“, „bitte“, „danke“, „gut“, „sehr gut“ und „auf Wiedersehen“ lernte.
Schließlich beschloss Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt die Kinderrechte Filmtage mit der Botschaft an die Kinder und Jugendlichen, dass die kija ihnen den Rücken stärkt, wann immer Hürden ihr Heranwachsen erschweren, und zuverlässig an ihrer Seite steht!

Gelungene Zusammenarbeit

Die zweiten Salzburger Kinderrechte Filmtage wurden vom Verein Spektrum, akzente Salzburg und der Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg organisiert.

Unterstützt wurde das Veranstaltungsteam von:
OVAL - Die Bühne im EUROPARK, EUROPARK Salzburg, Das KINO, Land Salzburg, Stadt Salzburg, Arbeiterkammer Salzburg, Salzburger Sparkasse & dem Verein zur Förderung der Kinderrechte

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