„Was war, bevor’s die kija gab?“

Salzburgs Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche wird 20. 29.416 Kindern und Jugendlichen konnte in der Zeit geholfen werden und viele strukturelle Kinderrechtsverletzungen wurden beseitigt.

Geburtstagsmuffin mit Jubiläumsfähnchen.

Bild: In 20 Jahren hat die kija Salzburg nicht nur 29.416 Kindern und Jugendlichen geholfen, sie hat auch strukturelle Kinderrechtsverletzungen aus dem Weg geräumt.

29.416.

So viele Kinder und Jugendliche hat die kija Salzburg in den letzten 20 Jahren beraten. Zum Beispiel in einem heftigen Trennungskonflikt, wo es darum ging, den Eltern die Zerrissenheit des Kindes zu vermitteln, woraufhin diese nach einem Miteinander statt einem Gegeneinander suchten. Oder in einem schweren Mobbingfall, wo die Klasse nach mehreren Workshops einstimmig beschloss, von nun an respektvoll miteinander umgehen zu wollen. Oder in einem Fall, der als Präzedenzfall vor dem Arbeits- und Sozialgericht landete und wo die kija Salzburg  für ein Kleinkind mit Behinderung Pflegegeld erkämpfte. Jede einzelne dieser Lösungen wurde gemeinsam mit den Betroffenen gefunden. Und jede einzelne dieser Lösungen ist  Ansporn, gegen weitere Kinderrechtsverletzungen aufzustehen.

5.000

Kinder werden Jahr für Jahr im Bundesland Salzburg  eingeschult. Ziel ist es, sie alle über ihre Rechte zu informieren. Denn nur wer über seine Rechte Bescheid weiß, kann diese auch verteidigen oder sich Hilfe suchen, wenn er/sie ungerecht behandelt wird. Egal, ob Bub oder Mädchen, in Österreich geboren oder nicht, die Kinderrechte gelten für alle Kinder. Auch wenn das heute selbstverständlich klingen mag, vor 20 Jahren hörte man vielerorts, dass Kinder keine Rechte bräuchten, weil sie eh schon so viel dürften, oder dass ihnen eine Watschen nicht schaden würde. Vereinzelt fallen derlei Aussagen leider auch heute noch, aber zweifelsohne sind die Kinderrechte in der Gesellschaft angekommen. Sie haben Einzug in Lehr- und Bebauungspläne, Gerichtsurteile, Gesetzestexte und sogar in die österreichische Bundesverfassung gehalten. Kinder und Jugendliche werden immer öfter in Angelegenheiten, die sie betreffen, als ExpertInnen gehört.
Die kija als Hüterin der Kinderrechte ist heute nicht mehr wegzudenken. Und Kinder, die heute eingeschult werden, fragen ganz besorgt: „Aber was haben denn die Kinder früher gemacht, bevor es euch gegeben hat?

Hürden & Meilensteine.

Während es im Einzelfall darum geht, Kindern zu helfen, eine Hürde zu bewältigen, müssen längerfristig die Hürden aus dem Weg geschafft und strukturelle Verbesserungen erreicht werden. Das ist der kija Salzburg in der Vergangenheit gemeinsam mit einem starken kinderrechtlichen Netzwerk beispielsweise in folgenden wichtigen Bereichen gelungen:

  • 1995 - Move for Fun: Weil Kinder besonders in den Sommerferien ein kindgerechtes Freizeitangebot brauchen, wurde Move for Fun ins Leben gerufen. Bei Move for Fun - das es heute noch gibt – bieten FreizeitpädagogInnen auf Spielplätzen ein reichhaltiges Bewegungs- und Spieleangebot an.
  • 1999 - kids-line: Nur Mut, Reden tut gut! Seit 1999 können sich Kinder und Jugendliche bei der kids-line (Telefonseelsorge)  ihre großen und kleinen Sorgen von der Seele reden.
  • 2000 – Prozessbegleitung: Während die kija Salzburg in den Anfangsjahren von sexueller Gewalt betroffene Kinder noch selbst vor Gericht begleitete, gibt es seit dem Jahr 2000 für diese Kinder einen Rechtsanspruch auf Prozessbegleitung sowie zahlreiche weitere Opferschutzbestimmungen.
  • 2002 - SOS-Clearing-house: Kinder und Jugendliche, die alleine auf der Flucht sind, brauchen besonderen Schutz. Im Salzburger Clearing-house finden sie zumindest vorübergehend ein zu Hause.
  • 2005 – Landesverfassung: Der Salzburger Landtag beschließt, die Kinderrechte in der Landesverfassung zu verankern. 2011 ist es soweit, wichtige Artikel der UN-Kinderrechtskonvention werden Teil der Bundesverfassung.
  • 2007 - Mentoringprojekt MutMachen: Das Erfolgsprojekt „ MutMachen“ startet und vermittelt erste ehrenamtliche Mentorenschaften an benachteiligte Kinder und Jugendliche. Mittlerweile wurden mehr als 130 Mentorenschaften vermittelt.
  • 2010 – Kinderbeistand: Wenn sich zwei trennen, leiden die Kinder. Weil Eltern in ihrer Trennungstrauer oft auf die Bedürfnisse ihrer Kinder vergessen, gibt es seit dem Jahr 2010 einen Rechtsanspruch auf den Kinderbeistand. Der Kinderbeistand macht beim Scheidungsverfahren die Wünsche des Kindes sichtbar.

Herausforderungen.

Rund 2.000 Kinder und Jugendliche berät die kija Salzburg pro Jahr, wobei die Zahl bei sinkenden Ressourcen stetig zunimmt. Neben verlässlichen KooperationspartnerInnen ist es in erster Line einem hochengagierten Team zu verdanken, dass die ständig wachsenden Anforderungen mit nur 4,7 Planposten für das gesamte Bundesland Salzburg bewältigt werden können. Mit vereinten Kräften wurde in den letzten 20 Jahren vieles erreicht. Auch in Zukunft wird es darum gehen, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam Verbesserungen einzufordern.
Ein besonderes Augenmerk legt die kija Salzburg in den nächsten Jahren wieder auf die Kinder und Jugendlichen, die keine starke Lobby haben. Dringend verbessert werden müssen die Therapie- und Betreuungsmöglichkeiten für delinquente Jugendliche, denn die (U-)Haft  ist kein Ort, wo sie ihre Defizite aufholen können. Unverzichtbar ist die kinderanwaltliche Vertrauensperson für Kinder, die außerhalb der Familien (WGs, Pflegefamilien, ...) großwerden und klar beendet werden muss die Diskriminierung, der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Salzburg ausgesetzt sind (Stichwort: Betreuungsstandards & Tagsätze).

Zukunft.

Die größte Herausforderung in den kommenden Jahren wird darin, liegen, Errungenschaften, die Chancengleichheit garantieren, zu verteidigen und  die vorhandenen Strukturen wie Jugendwohlfahrt, Kinderschutzzentrum aber auch Kindergärten und Schulen auszubauen und zu stärken. Der Spardruck darf nicht zulasten von Kinderschutz und Kinderrechten gehen. Zum 20. Geburtstag der kija Salzburg wünscht sich Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt Mut zur sozial gerechten Gestaltung abseits  von tagespolitisch motivierten Einzelprojekten:

„Wir brauchen ein weitsichtiges Gesamtkonzept abseits von Notlösungen, und Charity-Finanzierungen. Alle Kinderrechte müssen in ihrem Zusammenspiel abgesichert sein, damit sich ALLE Kinder und Jugendlichen bestmöglich entwickeln und gesund aufwachsen können und die Chance auf einen geglückten Lebensentwurf haben. Der Schutz und die Sicherung der Zukunft der Kinder und Jugendlichen kostet Geld, das müssen sie unserer Gesellschaft Wert sein!“