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„Warum bin ich arm?“

"Achtung, Pechschlange!" - kija Salzburg präsentiert Armutsspiel

"Alle Kinder haben das Recht auf bestmögliche Förderung, auf angemessenen Lebensstandard, Leistungen der sozialen Sicherheit, sowie das Recht auf altersgemäße Erholung und die Teilnahme am kulturellen Leben."

Kein Kind darf diskriminiert werden!

Leider sieht es in der Realität oft anders aus. Junge Menschen sind europaweit die am stärksten von Armut betroffene Bevölkerungsgruppe und damit die VerliererInnen unseres Systems. So auch in Österreich und Salzburg: Gelten im Bundesland 17 Prozent der Gesamtbevölkerung als armutsgefährdet, sind es in der Gruppe der Null- bis 18-Jährigen sogar 25 Prozent. Noch stärker betroffen sind Kinder aus kinderreichen Familien oder AlleinerzieherInnen-Haushalten mit 28 und 44 Prozent.

Trotz dieser hohen Zahlen wird Armut in unserer Gesellschaft tabuisiert. Anstatt die Armut an der Wurzel zu packen und zu überwinden, wird die Verantwortung im politischen Diskurs auf die Betroffenen abgewälzt und dies jeweilige Person als „selber schuld“ dargestellt.

Wer ist schuld an der Armut?

Aber auch in Videos, im Internet und in Reality-TV-Formaten wird diese Sichtweise reproduziert, wie kija-Mitarbeiterin Barbara Erblehner-Swann kritisch anmerkt:

„In den sozial-voyeuristisch abgebildeten armen Familien fehlt es den Eltern an erzieherischen Kompetenzen. Sie seien arbeitsscheu und vulgär, verhielten sich dumm und kurzsichtig, vernachlässigten ihre Kinder und trügen nichts zu einer anständigen Bildung der selbigen bei, so das vermittelte Bild.“

Erblehner-Swann erklärt, welche Folgen eine derartig selektive, verkürzte und oftmals falsche Darstellung hat:

„Dieses Narrativ ist für die ZuseherInnen deshalb so ansprechend, weil sie einerseits den Eindruck gewinnen, dass ihnen Armut NIE passieren könnte, und sie sich andererseits so ohne schlechtem Gewissen der gesellschaftlichen Verantwortung entziehen können.“

Mit dem Spiel "Achtung, Pechschlange!", das Barbara Erblehner-Swann entwickelt hat, versucht die kija Salzburg, diese Sichtweise aufzubrechen.

Spiel soll Blickpunkt verändern

Kinder aus armen Familien spüren diese Schuldzuweisungen. Sie versuchen, die Armut zu verdecken und reagieren mit Scham. Um den Blick auf die Armut zu verändern, hat Erblehner-Swann ein Spiel für Kinder ab sechs Jahren entwickelt. Das Spiel zeigt anhand ganz einfacher Beispiele auf, aus welchen Gründen man in die Armutsfalle gelangen kann. Oft sind das Schicksalsschläge wie die Erkrankung eines Familienmitgliedes oder der Verlust des Arbeitsplatzes, überteuerter Wohnraum, Scheidung oder schlecht bezahlte Jobs.
 
Beim Spielen erfahren Kinder, dass Armut jede/n treffen kann und sich niemand dafür schämen muss. Und sie lernen, dass es in einer solidarischen Gesellschaft Haltung braucht und es Hebel gibt, um die Armut gemeinsam zu bekämpfen. So können sie die Scham ablegen und Handlungskompetenz zurückgewinnen. Das Spiel "Achtung, Pechschlange!" kann von Schulen, aber auch Einzelpersonen in der kija Salzburg kostenlos bestellt werden.

Armut kränkt und macht krank

Armut schränkt die Zukunftschancen von Kindern massiv ein, davor warnt Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt:

„Armut bedeutet nicht nur monetäre Armut, sondern ist verbunden mit weitreichenden negativen Auswirkungen auf die (psychische) Gesundheit, auf Bildungswege und Chancengleichheit, auf die Teilhabe am gesamten soziokulturellen Leben. Armut ist eine Quelle von Diskriminierung und Ausgrenzung, daher ist es eines der vorrangigsten kinderrechtlichen Ziele, die Armut zu bekämpfen.“

Einige wichtige kinderrechtliche Forderungen lauten:

  • Anstatt der Reduzierung (nur noch 43,15 Euro ab dem dritten Kind) eine Anhebung der Richtsätze für Kinder auf Grundlage einer aktuellen Kinderkostenanalyse, die den tatsächlichen Bedarf, etwa bei den gestiegenen Wohnkosten, abbildet.
  • Vereinfachte und beschleunigte Unterhalts- und Unterhaltsvorschussverfahren
  • Die Möglichkeit auch nach dem 18. Geburtstag eine Ausbildung beginnen zu können, ohne deshalb die Sozialunterstützung zu verlieren.
  • Mehr leistbarer Wohnraum für junge Menschen (Stichwort Startwohnungen)
  • Kostenlose öffentliche Verkehrsmittel, kostenlose öffentliche Bibliotheken sowie freier Eintritt in Museen für Kinder und Jugendliche.

Ziel muss die Verwirklichung der Chancengerechtigkeit für jedes Kind, unabhängig vom Status seiner Familie, sein. „Kein Kind darf benachteiligt werden und das Kindeswohl muss immer vorrangig beachtet werden“, so ist es seit 30 Jahren in Artikel 2 und 3 der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben. Es ist höchste Zeit dafür, dass Kinderarmut ein Wort aus der Vergangenheit wird!

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