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kija-Fälle immer schwerer

2012 wandten sich 1.772 Kinder und Jugendliche mit ihren Sorgen an die kija Salzburg. Darunter immer mehr wirklich „heftige Fälle“. Gut ist, dass diese zunehmend den Weg in die kija Salzburg finden. Schlecht ist, dass deren Kapazitäten begrenzt sind und der Bedarf wächst.

Beratungssituation in der kija Salzburg.

Bild: Es ist gut, dass die Kinder und Jugendlichen mit ihren Sorgen in die kija Salzburg finden.

Die Beratungstätigkeit ist ein wichtiges Standbein der Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg. 2012 wandten sich mit 1.772 Kindern und Jugendlichen um 13 Prozent mehr an das Beratungsteam als im Jahr davor, wobei jeder Einzelfall mehrere Gespräche mit den Jugendlichen und - falls gewünscht – Personen ihres nahen Umfelds beinhaltet. Zusätzlich wurden im Rahmen des kija-Peerprojektes „cyberhelp – Jugendliche helfen Jugendlichen“ rund 130 Anfragen via facebook beantwortet und durch das kija-MentorInnenprojekt „MutMachen“ wieder 28 längerfristig angelegte neue Mentorenschaften in Salzburg Stadt und Umgebung vermittelt. So weit die Zahlen, doch was bedeuten sie?

Ein Gespräch reicht nicht

Wie auch in den vergangenen Jahren reichen die Anfragen 2012 thematisch von Mobbing bis hin zu schweren familiären bzw. sozialen Problemen. Auffallend ist, dass die Fälle komplexer und zeitintensiver werden. „Immer öfter kommen Jugendliche mit richtig heftigen Geschichten zu mir. Während man versucht, zunächst das dringlichste Problem anzupacken, tauchen schon die nächsten Probleme auf. Solche Jugendliche kommen über Monate wöchentlich zur Beratung, weil ihre sozialen Netze einfach nicht mehr halten“, berichtet kija-Psychologin Barbara Frauendorff. Die Beziehungsarbeit wird bei diesen Jugendlichen immer wichtiger.

„Hallo, ich war schon mal bei euch!“

Dass es immer seltener um die Lösung eines Einzelproblems oder das Abholen einer konkreten Info geht, zeigt eine weitere Zahl aus der Statistik: Von den 1.772 Kindern und Jugendlichen, die sich im Vorjahr an die kija Salzburg wandten, hatte ein Großteil, nämlich 63 Prozent, schon vorher einmal Kontakt mit der Einrichtung. Offensichtlich geht es zunehmend darum, die jungen Menschen durch mehrere stürmische Zeiten zu begleiten. Gerade wenn fachübergreifende Lösungsstrategien gefragt sind, ist die kija Salzburg mit ihrem multidisziplinären Beratungsteam dafür prinzipiell bestens aufgestellt.

„Wir freuen uns, dass durch gute Vernetzung mit anderen Einrichtungen und eine hohe Bekanntheit so viele Kinder und Jugendliche mit ihren Fragen zu uns kommen. Was uns jedoch besorgt, sind die Jugendlichen, die in ihrer Not alleine bleiben. Um auch sie zu erreichen, fehlen uns schlicht die Kapazitäten“, erklärt Kinder und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. Denn den wachsenden Anforderungen stehen die stagnierenden Ressourcen (insgesamt 4,2 Vollzeitequivalente) der kija Salzburg diametral gegenüber.

Zu wenige Kapazitäten für die Region

Mit 2,2 regulären Beratungsdienstposten, aufgeteilt auf mehrere Teilzeitkräfte, ist die Einrichtung nicht nur für die Anliegen der Kinder und Jugendlichen in der Stadt, sondern - laut Gesetz - für das gesamte Bundesland zuständig. Präsenz, eine gute Vernetzung und ein zugehendes, flexibles Beratungsangebot sind die Eckpfeiler, um in den Bezirken als vertrauensvolle Ansprechperson angenommen zu werden. Weil sich das rein rechnerisch nicht ausgeht, musste die kija Salzburg 2012 ihre aktive Rolle in einem Bezirk, nämlich dem Pinzgau, vorläufig einstellen.

Prävention als Investition „ohne Risiko“

Als Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche will die kija Salzburg nicht nur im Einzelfall helfen, sondern auch die Anliegen der Kinder und Jugendlichen sichtbar machen. Aus den Beratungszahlen 2012 geht hervor, dass es dringend die Ausfinanzierung psycho-sozialer Hilfssysteme (z. B. den Kinderbeistand oder das Projekt MutMachen), aber auch von Beratungseinrichtungen - gerade in den Regionen - braucht.
„Die Faktoren, die zu komplexen Problemfällen führen, reichen von familiären Krisen über prekäre Arbeitsbedingungen der Eltern bis hin zu Migrations- bzw. Asylhintergrund der Familie. Fallen mehrere dieser Faktoren zusammen, bekommen das die Kinder zu spüren“, berichtet Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt, die auch in der mangelnden finanziellen Ausstattung der Jugendwohlfahrt einen Risikofaktor sieht: „Jedenfalls darf der Finanzskandal nicht zulasten der ohnehin schon benachteiligten Kinder und Jugendlichen gehen, sonst steht diesen das Wasser bald bis zum Hals.“

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